Frühe und andere Hilfsangebote

Die Beratungsstelle schwanger.li will ihr Unterstützungsangebot ausweiten.
Feldkirch. (VN-mm) Die Beratungsstellen von schwanger.li verzeichnen weiterhin steigende Klientenzahlen. Im vergangenen Jahr nahmen über 600 Frauen, Männer und Paare die verschiedenen Unterstützungsangebote in Anspruch. „Wir werden als Fachstelle im Land wahrgenommen“, kann Stiftungs-Geschäftsführer Christoph Jochum nach sieben Jahren mit Fug und Recht behaupten. „Auch die Bereitschaft, in Konfliktsituationen Hilfe zu suchen, ist gewachsen“, bestätigt Stellenleiterin Barbara Jochum. Potenzial sehen beide noch bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch. Ihnen sollte eine psychologische Begleitung angeboten werden, bevor sie es mit künstlichen Methoden versuchen.
4-Länder-Fachtagung
Mit dem Thema befassen sich auch die heurigen Bodenseedialoge, die am 13. und 14. September im Festspielhaus in Bregenz stattfinden. Bei dieser 4-Länder-Fachtagung werden unter dem Titel „Projekt Kind“ die verschiedensten Aspekte der Fortpflanzungsmedizin diskutiert. „Wir treten nicht gegen die Reproduktionsmedizin auf“, betont Christoph Jochum. Aber es müsse erlaubt sein, zu hinterfragen, ob es in bestimmten Situationen wirklich Sinn mache, ein Kind erzwingen zu wollen. „Bei diesem Prozess brauchen Paare eine fachliche Begleitung“, meint Jochum. Seiner Ansicht nach kommt die psychologische Seite des unerfüllten Kinderwunsches derzeit viel zu kurz. Dabei ist die Betroffenheit groß. Rund 20 Prozent der Paare sind ungewollt kinderlos und leiden auch darunter. „Besonders für Frauen bedeutet ein Kind ein Stück weibliche Identität“, so Barbara Jochum.
Während an dieser Sache noch gearbeitet werden muss, haben sich die „Informiert-schwanger-Abende“ schon längst etabliert. Rund ein Viertel aller Schwangeren eines Jahrgangs nützen inzwischen dieses Angebot, um sich arbeitsrechtliche oder finanzielle Fragen von Experten beantworten zu lassen. Besonders viele Anfragen gibt es von Grenzgängern. Für sie fühle sich nicht wirklich jemand zuständig, heißt es. Erfreulicher aus Sicht von schwanger.li: Es sind auch viele Männer bei den Info-Abenden. „Sie beteiligen sich aktiver an einer Schwangerschaft als früher“, schließt Christoph Jochum daraus.
Konzept für frühe Hilfe
Es gibt jedoch auch eine andere Entwicklung. Immer häufiger werden Kinder geplant wie ein Projekt. „Läuft dabei etwas nicht rund, weil etwa eine Fehlgeburt eintritt oder das Kind mit einer Behinderung zur Welt kommt, können ganze Lebensentwürfe durcheinandergeraten“, weiß Barbara Jochum. So sehr, dass die persönliche Situation eskaliert und in psychischer Überlastung oder Gewalt endet. Leider würden diese Personen oft sehr spät Hilfe holen.
Über die Vernetzung mit „Frühe Hilfen“ bringt sich schwanger.li mit Begleitung für Frauen bzw. Paare ein. Dieser Bereich soll nun ausgebaut werden. Die Stellenleiterin: „Wir sind daran, ein Konzept für die Mitarbeit im Netzwerk Familie zu entwickeln.“
Onlineberatung ab Herbst
Ziel ist es, oft mehrfach belastete Schwangere und Mütter gezielt darin zu unterstützen, in ihre neue Lebenssituation und die Beziehung zum Kind hineinzufinden. „Unser Vorteil ist, dass wir Frauen in schwierigen Lagen schon in der Schwangerschaft erreichen und sie nach der Geburt weiterbegleiten können“, ergänzt Christoph Jochum. Dadurch lasse sich ernsten Krisen wirkungsvoller vorbeugen. Ab Herbst will schwanger.li zudem eine anonyme Online-Beratung als niederschwellige Kontaktmöglichkeit anbieten. Dazu wurde das Team um eine Mitarbeiterin aufgestockt.
Weitere Infos: Beratungsstelle Feldkirch, Tel. 0810/003344