Mehr und länger in Bewegung

Gesund / 19.07.2013 • 11:14 Uhr
Im Alter beweglich und aktiv bleiben: Das wollen immer mehr Menschen. Auch eine Hüftprothese muss keine Einschränkung bedeuten. Foto: fotolia
Im Alter beweglich und aktiv bleiben: Das wollen immer mehr Menschen. Auch eine Hüftprothese muss keine Einschränkung bedeuten. Foto: fotolia

Hüftimplantationen verbessern wesentlich den Level körperlicher Aktivität.

Objektiviert. Das bestätigt eine Studie der Genfer Universitätsklinik. „An eine Hüftimplantation sind in der Regel große Hoffnungen geknüpft: Der Schmerz soll weggehen und die Beweglichkeit wieder kommen. Doch manche Patienten schrauben ihre Erwartungen zu hoch und sind dann nach der Operation enttäuscht“, so Studienautorin Dr. Anne Lübbeke-Wolff. „Wir wollten daher objektivierbar machen, wie sich die körperliche Aktivität vor und nach dem Eingriff entwickelt.“

Aktiver denn je

Für die Studie wurde der Lebensstil von über 2900 Patienten vor und von rund 1600 nach dem Eingriff untersucht. Die Probanden waren zum Zeitpunkt der OP durchschnittlich 68 Jahre alt und zu 56 Prozent weiblich. Die Ergebnisse sind erfreulich: Während zwischen den Jahren 2000 und 2003 noch 68 Prozent der Probanden angaben, einen bewegungsarmen Lebensstil zu pflegen, waren es zwischen 2007 und 2011 trotz gleichen Durchschnittsalters nur noch 54 Prozent. Auch mit Hüfttotalprothese sind Patienten inzwischen aktiver denn je. So gaben Personen, die zwischen 2000 und 2003 operiert worden waren, fünf Jahre nach der Intervention zu 53 Prozent an, Bewegungsmuffel zu sein. Bei den Operierten der Jahre 2004 bis 2011 waren es nur mehr 39 Prozent.

Die Studie bestätige, dass Menschen tendenziell mehr Bewegung machen als noch vor einigen Jahren, so Prof. Pierre Hoffmeyer von der Uniklinik Genf. Auch internationale Analysen belegen den Trend zu einem moderaten Mehr an Bewegung. „Die Gründe dafür sind vielschichtig. Für unsere Kohorte lässt sich jedenfalls sagen, dass die Patienten einen zunehmend besseren Allgemeinzustand aufweisen. Das erklärt einen Teil des höheren Grades an Aktivität. Gleichzeitig scheint sich auch zunehmend das Bewusstsein durchzusetzen, wie wichtig körperliche Betätigung ist. Fakt ist außerdem, dass in der letzten Dekade der Anteil der Patienten, die vor und nach der Hüftimplantation aktiv sind, um 14 Prozent gestiegen ist“, erklärte Hoffmeyer.

Nachhaltig in Bewegung

Die Studie erbringt zudem den Nachweis, dass die körperliche Aktivität durch die OP in einem hohen Maß wiederhergestellt werden kann. „Durch die Beschwerden mit der Hüfte bewegen sich Männer wie Frauen vor der Implantation nur mehr halb so viel wie im gesunden Zustand. Die Operation kann die Lebensqualität doch erheblich verbessern. Der Grad an körperlicher Aktivität ist auch zehn Jahre nach der OP und trotz fortschreitenden Alters weitaus höher als unmittelbar vor der OP“, berichtete Dr. Anne Lübbeke-Wolff. Zu jedem Zeitpunkt der Erhebung konnte festgestellt werden, dass sich Frauen weniger als Männer bewegen. „Zu diesen Genderunterschieden in Bezug auf Aktivität gibt es diverse Theorien – angefangen vom unterschiedlichen Spielverhalten von Mädchen und Buben bis hin zu althergebrachten Rollenbildern, die in der älteren Generation noch zu wirken scheinen: Männer dürften eher die Zeit für sportliche Bewegung, aber auch für Erholung finden, während Frauen tendenziell mehr mit dem Haushalt beschäftigt sind“, betonte die Studienautorin.

Vorsicht bei zu viel Bewegung

Die Hüftprothesenoperation hat das Ziel, Schmerzen zu lindern und die Aktivität der Patienten soweit es geht wiederherzustellen. Einige Patienten sind nach der Implantation allerdings zu aktiv und verkürzen damit die Lebensdauer der Prothese. „In diesem Kontext ist es sehr wichtig, dass die behandelnden Ärzte eine detaillierte Diskussion mit den Patienten über ihre früheren Sport-, Freizeit- und gegebenenfalls Arbeitsaktivitäten führen, sie nach ihren Erwartungen fragen und über die Aktivitäten, die mit einer Prothese möglich sind, informieren. Dies sollte unbedingt vor der Operation und auch weiterhin während der Nachkontrollen stattfinden. Die Patienten sollten wissen, dass die Operation im Durchschnitt zu einer erheblichen Verbesserung der Aktivität im Vergleich zum Zustand vor der Operation führt, aber dass die Aktivität möglicherweise nicht ganz das Niveau vor Beginn der Arthrose-Symptome erreichen mag, im Besonderen nicht bei Patienten, die unter 55 Jahre alt sind“, betonte Hoffmeyer.