Fitness bei Kindern geht in zahlreichen Ländern zurück

Gesund / 22.11.2013 • 11:33 Uhr
Die Ausdauer der Kinder ging der Studie zufolge jedes Jahrzehnt um fünf Prozent zurück. Die Daten von 25 Millionen Kindern wurden ausgewertet.
Die Ausdauer der Kinder ging der Studie zufolge jedes Jahrzehnt um fünf Prozent zurück. Die Daten von 25 Millionen Kindern wurden ausgewertet.

Kinder haben heute weniger Herz-Kreislauf-Fitness als vorangegangene Generationen.

Dallas. Sie sitzen vor dem Computer oder Fernseher, müssen viel lernen und leben in unsicheren Vierteln: Die Jugendlichen von heute bewegen sich deutlich weniger als ihre Eltern drei Jahrzehnte zuvor – und sind damit auch längst nicht so fit. Das ist das Ergebnis einer internationalen Vergleichsstudie, in der in Zehnjahresschritten seit 1975 Laufzeiten von 9- bis 17-Jährigen verglichen wurden. Besonders schlecht ist die sportliche Aktivität in den USA, China und Osteuropa. In Westeuropa, Australien und Neuseeland scheine der Fitness-Rückgang dagegen zum Stillstand zu kommen. Der Trend soll bei Jungen und Mädchen sehr ähnlich sein.

5 Prozent Minus pro Dekade

Im Durchschnitt brauchen Kinder heute 90 Sekunden länger, um eine Meile – 1,6 Kilometer – zu laufen, als ihre Altersgenossen vor 30 Jahren. Die Fitness im Zusammenhang mit dem Herz-Kreislauf-System habe jede Dekade seit 1975 um fünf Prozent abgenommen. Die Studie, bei der Daten von 25 Millionen Kindern aus 28 Ländern aus den Jahren 1964 bis 2010 ausgewertet wurden, wurde auf einer Konferenz der American Heart Association in Dallas vorgestellt. Es sei die erste Studie, die einen weltweiten Rückgang der Fitness junger Menschen in den vergangenen 30 Jahren festhalte, hieß es.

Nicht genug Bewegung

Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) legen den Schluss nahe, dass sich 80 Prozent der Kinder weltweit täglich nicht genug bewegen. Allerdings haben sich auch die Eltern ihre Aktivität aus Jugendtagen nicht gerade bewahrt, zeigten andere Studien. Die Fitness sei „ziemlich schlecht bei Erwachsenen und noch schlechter bei jungen Leuten“, sagte Ulf Ekelund von der Norwegischen Schule für Sportwissenschaft in Oslo.

Der Kinderarzt Stephen Daniels, der auch Sprecher der American Heart Association ist, sagte: „Viele Schulen haben aus wirtschaftlichen Gründen überhaupt keine körperliche Erziehung mehr“, sagte Daniels. Der Leiter von Michelle Obamas Programm „Let’s Move“, Sam Kass, sagte bei der Konferenz: „Wir haben derzeit die am meisten sitzende Kindergeneration in unserer Geschichte.“ Gesundheitsexperten empfehlen für Kinder ab sechs Jahren ein Stunde mäßig gesteigerter Aktivität über den Tag verteilt.

Daniels wies auch auf Übergewicht hin – wer schwer sei, habe Probleme mit dem Laufen oder gymnastischen Übungen. Dazu komme neben Fernsehen und Computer auch noch das Problem unsicherer Wohnviertel – es gebe nicht mehr so viele Möglichkeiten, in Sicherheit draußen zu spielen.

In China hängt der Rückgang der Sportlichkeit der Studie zufolge mit der strengen Leistungsselektion in der Schule zusammen – die Kinder müssten einfach viel lernen. Und danach sitzen sie vor dem Fernseher oder dem Computer, um im Internet zu surfen oder Videospiele zu spielen. In Japan habe die Fitness dagegen entgegen dem globalen Trend überhaupt nicht stark abgenommen. Motoaki Nito vom japanischen Wissenschafts- und Sportministerium sagte, die Regierung habe die Kommunen und Schulen gedrängt, für Jugendfitness zu werben. Das habe zu einem schrittweisen Anstieg der Körperkraft geführt, so dass sich der Trend gedreht habe, wenngleich noch nicht das Niveau aus den 80er-Jahren wieder erreicht sei.

Die Studie wurde unter Leitung eines Physiologen der Universität von Südaustralien, Grant Tomkinson, erstellt. Forscher analysierten 50 Studien über Lauf-Fitness – ein wichtiger Indikator für Ausdauer und der Gesundheit von Herz und Kreislauf. Darin wurde erfasst, wie weit Kinder in fünf bis 15 Minuten laufen können und wie schnell sie eine bestimmte Distanz zurücklegen können – von einer halben Meile (800 Meter) bis zwei Meilen (3,2 Kilometer). Die Kinder von heute sind 15 Prozent weniger fit als ihre Eltern, hieß es.