Besoffene Geschichte
Kennen Sie übrigens schon das neueste Gesellschaftsspiel, das derzeit vornehmlich unter Facebook-Nutzern die Runde macht? Es nennt sich „Biernominierung“, und für die Regeln brauchen Sie nicht einmal eine Spielanleitung zu studieren: vor laufender Kamera einfach einen halben Liter Bier auf Ex trinken, das Video ins Internet stellen und drei neue Kandidaten nominieren, die das Gleiche machen. Dazu haben sie 24 Stunden Zeit. Wollen sie nicht oder versäumen sie die Frist, gibt es eine saftige Strafe. Der Nominierte muss nämlich dem eine Kiste Bier spendieren, der ihn genannt hat.
Laut diversen Meldungen soll dieses fragwürdige „Social Game“ weltweit schon Hunderttausende Anhänger gefunden haben. Wie vielen davon nach Erledigung der Aufgabe zum Kotzen war, steht zwar nirgends geschrieben. Aber ich denke einmal, es werden nicht wenige sein. Zum einen kennt Facebook keine Altersbegrenzung, zum anderen steht Bier beinahe überall zur Verfügung. Und wer schaut schon ständig, was der Nachwuchs am Computer so treibt.
Nennen Sie mich humorlos, aber was da abläuft, ist eine durch und durch besoffene Geschichte. Sie wird auch dadurch nicht viel besser, dass einige Teilnehmer ihre „Strafe“ für wohltätige Zwecke spenden. Da können sich Suchtexperten den Mund fusselig reden: So-lange soziale Netzwerke als Plattformen für derlei Unfug missbraucht werden, nützt die beste Aufklärung nichts. Im Gegenteil. Wettbewerb stachelt an, und irgendwann bleibt es nicht mehr bei einem halben Liter Bier. Dann ist der Spaß wirklich vorbei.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
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