„Der Mensch ist für den Wurm eine Sackgasse“

Anstieg der Infektionen durch Fuchsbandwurm. Jägerschaft will informieren und aufklären.
Dornbirn. (VN-mm) In den westlichen Bundesländern ist eine deutliche Zunahme an Infektionen durch den Fuchsbandwurm festzustellen. Dennoch hapert es in der Bevölkerung um das nötige Wissen dazu. Die Vorarlberger Jägerschaft bietet an ihrem Stand auf der Dornbirner Messe deshalb die Möglichkeit von Blutuntersuchungen zum Selbstbehalt von 30 Euro an. Ärzte aus Österreich und anderen europäischen Ländern unterstützen das Projekt.
Welche gesundheitlichen Schäden drohen durch den Fuchsbandwurm?
Albrich: Bandwürmer brauchen zur Entwicklung einen Zwischenwirt. Im Normalfall sind das Mäuse. Der Mensch ist für den Fuchsbandwurm ein falscher Zwischenwirt, also eine Sackgasse. Wenn der Mensch vom Fuchs mit der Losung ausgeschiedene Bandwurmeier aufnimmt, werden im Magen Larven freigesetzt. Diese wandern in den Darm, bohren sich dort durch die Darmwand und gelangen mit dem Pfortaderblut in die Leber. Dort entstehen sogenannte Finnen, die sich teilen, vermehren und die Leber durchwuchern und zerstören. Symptome wie Druck im rechten Oberbauch und erhöhte Leberwerte machen sich erst spät bemerkbar. Es wäre wichtig, dass Ärzte bei erhöhten Leberwerten nicht nur beispielsweise an Alkohol denken, sondern auch einen Befall durch Fuchsbandwurm in Betracht ziehen.
Wie hoch ist das Risiko in Vorarlberg einzuschätzen?
Albrich: Die schlechte Nachricht: Bei zu später Diagnose ist die Krankheit tödlich. Die guten Nachrichten: Die Häufigkeit der Erkrankung ist nach wie vor gering, obwohl in Vorarlberg in den vergangenen drei Jahren mit bis jetzt 13 Krankheitsfällen ein sprunghafter Anstieg zu verzeichnen war. Das sind so viele wie in den 10 Jahren davor. Die Erkrankung hat eine sehr lange Inkubationszeit, sie liegt im Schnitt zwischen 10 und 15 Jahren. Im Frühstadium ist die Krankheit gut medikamentös behandelbar, später auch noch teilweise zusätzlich chirurgisch durch eine Leberteilresektion. Eine Blutuntersuchung auf Antikörper bei Risikopersonen alle 2 bis 3 Jahre ist also ausreichend, um rechtzeitig abzuklären und notfalls zu behandeln.
Wodurch erklärt sich die höhere Gefahr im Westen?
Albrich: Die deutlich höheren Erkrankungszahlen in Vorarlberg, aber auch Tirol sowie Teilen der Schweiz und Süddeutschlands dürften mit der höheren Durchseuchungsrate der Füchse zu tun haben. Aktuelle, aus der Schweiz stammende Zahlen, die eine Durchseuchung von 30 bis 70 Prozent zeigen, dürften auch auf Vorarlberg zutreffen. Der Anstieg der Erkrankungen beim Mensch hängt wahrscheinlich mit der Zunahme der Fuchspopulationen zusammen, bedingt unter anderem durch das Zurückdrängen der Tollwut sowie dem geringen Interesse der Jagd am Abschuss.
Ist die Bevölkerung gut genug über die Problematik informiert?
Albrich: Die Information ist noch schlecht.
Was bezweckt die Jägerschaft mit ihrer Kampagne auf der Dornbirner Messe?
Albrich: Die Jägerschaft will aufklären und bietet deshalb allen Interessierten einen niederschwelligen Zugang zur Testung. Es geht um Früherkennung und Bewusstseinsbildung für eine regelmäßige Vorsorge bei Risikogruppen.
