Die vielen Facetten eines Tabu-Themas

Neues Buch von Bestsellerautor Günther Loewit.
Kritisch. „Wer zum Leben ja sagt, sagt immer auch zum Tod ja“, betont Dr. Günther Loewit, gebürtiger Tiroler und seit vielen Jahren Allgemeinmediziner in Marchegg, in seinem ebenso leidenschaftlich-gesellschaftskritisch wie trostvoll geschriebenen neuen Buch. „Sterben – Zwischen Würde und Geschäft“ spart denn auch keine Facette dieses zum Tabu gewordenen Themas aus: den Verdrängungsmechanismus der „Spaßgesellschaft“, die Geschäftsinteressen der „Lebensverlängerungsindustrie“, Abschiebestrategien im privaten wie im gesellschaftlichen Bereich. Und nicht zuletzt die fragwürdige Rolle einer Medizin, die sich zunehmend als Geschäftsidee oder Religionsersatz versteht.
Anhand zahlreicher authentischer Beispiele zeigt der Arzt und Schriftsteller auf, dass Individualität und Würde im Sterben ebenso selbstverständlich werden müssen wie im Leben. „Das Buch ist für alle geschrieben, die über das Leben nachdenken wollen und begreifen, dass man den Tod weder systematisch ausblenden sollte noch vor ihm Angst haben muss“, so der Autor.
Verdrängung
Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben: So zitiert Loewit in seinem Buch den römischen Kaiser Marcis Aurelius. In der Spaß- und Lustgesellschaft unserer Tage werde das Sterben ausgegrenzt, man stirbt unsichtbar, unwirklich und isoliert vom Alltag. „Allein schon aus biologischer Sicht ist der Tod aber das Ziel des Lebens, seine Verdrängung muss daher als Krankheitssymptom der Gesellschaft bewertet werden“, meint Loewit. Dementsprechend werde der Tod im eigenen Lebensplan nicht berücksichtigt. Er komme weder als Erwartung noch als akzeptabler Endpunkt vor.
Dr. Günther Loewit: „Sterben – Zwischen Würde und Geschäft“, Haymon Verlag, Innsbruck 2014, 328 Seiten, Preis: 12,95 Euro