“Ich habe schon immer viel Gottvertrauen gehabt”

Für Edith Hörburger (84) war es nie schlimm, ein Kind mit Behinderung zu haben. “Maria war ein fröhliches und leicht zufriedenzustellendes Kind.”
Lochau Der Tod ihres Mannes vor sieben Jahren war der schwerste Schicksalsschlag, den Edith Hörburger (84) erlitt. “Elmar starb nach einem Hirnschlag. Wir waren mehr als 50 Jahre beisammen.” Aber es gab noch mehr Tiefpunkte in ihrem Leben. Im Jahr 1971 verschwand ihr Bruder Sepp spurlos. Er war Seemann. “Kurz vor seinem Verschwinden hat er mir noch einen Brief geschrieben. Darin schrieb er, dass er auf ein neues Schiff kommt. Darauf freute er sich riesig.” Ihr Vater wollte lange nicht glauben, dass er tot war. “Papa hatte die Hoffnung, dass Sepp irgendwann wieder auftaucht. Er sagte öfters: ‚Vielleicht kommt er wieder‘.” Schwer zu schaffen machte Edith auch der Tod ihrer Schwester Maria vor zehn Jahren. “Maria starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wir zwei waren sehr eng. Ich vermisse sie sehr.”

Edith zog vier Kinder groß. Eines davon ist körperlich und geistig beeinträchtigt. Zu der Behinderung kam es aufgrund von Sauerstoffmangel bei der Geburt. “Zuerst war ich geschockt, als der Arzt mir sagte, dass meine Tochter Maria eine schwere Behinderung hat. Aber ich hatte keine Zeit, um enttäuscht zu sein oder nachzusinnen, ich hatte ja noch drei andere Kinder zu versorgen.”
Nach Marias Geburt musste Edith öfters an ihre Mutter denken, die nach einem weisen Spruch lebte: “Nimm alles an, was das Leben dir auferlegt, dann wirst du auch fertig damit.” Für Edith war es nie schlimm, ein Kind mit Behinderung zu haben. “Maria war ein fröhliches und leicht zufriedenzustellendes Kind. Bis heute habe ich von ihr noch kein einziges Mal gehört, dass es ihr nicht gut geht.”

Die vierfache Mutter schöpft Kraft und Halt aus ihrem tiefen Glauben. “Ich habe schon immer ein großes Gottvertrauen gehabt.” Dieses hilft der 84-jährigen Lochauerin auch, wenn sie an die Zeit denkt, in der sie nicht mehr da ist. “Ich weiß, dass Maria auch nach meinem Tod gut versorgt sein wird. Meine Tochter Monika kümmert sich schon jetzt vorbildlich um Maria.”
Maria wohnt inzwischen schon seit zehn Jahren in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen in Hörbranz. Untertags arbeitet die 53-Jährige im Brockenhaus Leiblachtal, einem sozialen Secondhand-Laden der Lebenshilfe Vorarlberg. Dort bastelt sie unter anderem Karten für alle Anlässe.” Edith ist froh, “dass sich Maria in den Einrichtungen der Lebenshilfe wohlfühlt”.
Vor Kurzem verbrachte die beeinträchtigte Frau eine Woche bei ihrer Mutter. “Maria und ich hatten eine feine Zeit miteinander, sind am See spazieren gegangen und haben Rummikub gespielt.” Sonntags waren sie auch gemeinsam in der Kirche. “Maria singt fest mit, sie ist Mitglied beim Chor Generations in Lochau und kennt viele Kirchenlieder auswendig”, sagt Edith und tätschelt Marias Rücken.