Gegen chronischen Schmerz

Gesund / 17.10.2014 • 10:20 Uhr
Schmerzen können das Leben vermiesen.
Schmerzen können das Leben vermiesen.

Mini Med Studium informiert über die Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie.

Feldkirch. (VN-mm) Mit einem Thema, das beinahe jeden angeht, startet das Mini Med Studium in das Herbstsemester. Es geht um den Schmerz. Wer Schmerzen hat, der leidet, und zwar an Körper, Geist und Seele. Und es gibt viele, die von Schmerzen geplagt sind. In den westlichen Ländern liegt der Anteil der von chronischem Schmerz betroffenen Bevölkerung zwischen 10 und 20 Prozent. Ihre Leidensgeschichte dauert oft lange, in Deutschland beispielsweise liegt sie bei durchschnittlich sieben Jahren. Was die moderne Schmerztherapie leistet, darüber informieren OA Dr. Otto Gehmacher, Leiter der Palliativstation im LKH Hohenems, und der im LKH Feldkirch tätige Onkologe, OA Dr. Alois Lang. Der Mini Med-Auftakt findet am Mittwoch, 22. Oktober, um 19 Uhr im Panoramasaal des LKH Feldkirch statt.

Schmerz ist eine komplexe subjektive Sinneswahrnehmung. „Während der akute Schmerz eine wichtige Warn- und Leitfunktion aufweist, hat der chronische Schmerz diese Warnfunktion verloren und wird als eigenständiges Krankheitsbild angesehen und behandelt“, erklärt OA Dr. Otto Gehmacher. Denn die Betroffenen leiden nicht nur unter dem Dauerschmerz, sondern auch unter zunehmenden körperlichen Einschränkungen im Alltag. Dies geht zudem oft mit depressiver Stimmung, angstvollen Gedanken, Schlafstörungen und verminderter Konzentration einher.

Vielfältige Faktoren

Mit der Frage, warum aus einem durch eine Gewebeschädigung entstandenen akuten Schmerz eine chronische Krankheit wird, beschäftigen sich Schmerzforscher intensiv. In diesem Zusammenhang spielen laut Gehmacher hier Begriffe wie „Schmerzgedächtnis“ eine zentrale Rolle. „Einerseits braucht es ständige Reize, die über Nervenbahnen ins Gehirn gelangen und dort zu einer Daueraktivierung bestimmter Schmerzareale führen, andererseits weiß man, dass auch die vom Gehirn absteigenden schmerzhemmenden Bahnen bei chronischen Schmerzpatienten beeinträchtigt sind“, so der Internist.

Psychosoziale Einflüsse

Die Faktoren, die eine solche „Dauerstimulation“ aufrechterhalten, sind vielfältig: Neben rein körperlichen Auslösern, wie einem Bandscheibenvorfall oder einer Abnützung des Kniegelenks, spielen auch psychosoziale Einflüsse mit, zum Beispiel traumatische Erlebnisse in der Kindheit, Beziehungsprobleme, Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, allgemeine Überforderung oder soziale Isolation.

Unterschiedliche Therapien

Bei der Behandlung chronischer Schmerzzustände wird deshalb versucht, den Schmerz auf unterschiedlichen Ebenen zu therapieren. Dazu gehören Medikamente, wobei die Palette von gängigen Antirheumatika über Opiate bis hin zu Präparaten reicht, die den Nervenschmerz beeinflussen. Aber: „So segensreich Morphine bei starken Schmerzen sind, so vorsichtig muss bei dauerhafter Anwendung vorgegangen werden, um chronische Medikamentenabhängigkeit und Sucht zu vermeiden“, schränkt der Mediziner ein. Wesentliche Bausteine der Behandlung sind deshalb auch Physiotherapie und verhaltenstherapeutische Ansätze, die sogenannte „multimodale Schmerztherapie“. Hauptziel dabei ist, die Aktivität der Patienten zu fördern, ihre Schmerzbewältigung zu verbessern und damit den Schmerz in den Hintergrund zu drängen. Dabei handelt es sich jedoch um einen Prozess, der oft Jahre dauert. Gerade die Komplexität und lange Therapiedauer mit immer wieder auftretenden Rückschlägen machen eine Behandlung schwierig. „Die entscheidende ärztliche Aufgabe ist deshalb, die Entstehung chronischer Schmerzen rechtzeitig zu verhindern“, betont Gehmacher. Kommt es im Heilungsverlauf zu unerwarteten Komplikationen und länger anhaltenden Schmerzen, braucht es eine intensive Schmerztherapie, die erfolgreich ein „Chronisch-werden“ der Schmerzen verhindern kann.

Mini Med

Schmerz – ein starkes Signal unseres Körpers: Was moderne Schmerztherapie leistet

» Referenten: OA Dr. Otto Gehmacher, Leiter der Palliativstation, LKH Hohenems; OA Dr. Alois Lang, Bereichsleiter Hämatologie und internistische Onkologie, LKH Feldkirch

» Termin: Mittwoch, 22. Oktober 2014, Panoramasaal des LKH Feldkirch

» Beginn: 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr

» Eintritt frei, ebenso das Parken in der LKH-Tiefgarage