„Die Angst lebt von unserer Flucht“

Sich ihr 30 Minuten täglich zu stellen ist für den Psychotherapeuten die Lösung.
Dornbirn. (VN-mm) Ruediger Dahlke und seine Philosophie kann man mögen, oder auch nicht. Tatsächlich verfügt der Mediziner über eine wachsende Anhängerschar. Dahlke entwickelte die ganzheitliche Psychosomatik und seine Bücher gibt es in 28 Sprachen. Der gebürtige Münchner lebt heute iin der Südsteiermark. Am Montag, 24. November, hält er im Kulturhaus Dornbirn gleich zwei Vorträge. Beginn ist um 18.30 bzw. 20.30 Uhr. Die Themen: Krankheit als Symbol + Peace Food und Angstfrei leben.
Im ersten Vortrag sprechen Sie über die Krankheit als Symbol
. . . wofür?
Dahlke: Symptome sind auch Symbole für seelische Aufgaben, die sie gleichsam auf der Körperbühne ausdrücken. Das große Herz einer Herzinsuffizienz, wie wir das Altersherz nennen, zeigt im Körper, dass es darum geht, sein Herz im übertragenen Sinn groß und weit werden zu lassen. Und natürlich ist es immer besser, die Aufgaben seelisch zu lösen als in den Körper sinken zu lassen.
Sie sagen auch, um Krankheit als sinnvolles Geschehen zu verstehen, muss erst die Botschaft der Krankheit entschlüsselt werden. Wie ist das dem Laien möglich, und hat der in Anbetracht seines Leidens dann überhaupt einen Blick dafür?
Dahlke: Er kann sich Hilfe suchen in dem Nachschlagewerk „Krankheit als Symbol“, das praktisch ein Lexikon für die Übersetzung von körperlichen in seelische Aufgaben ist, und das ich gerade nochmals um 140 Seiten erweitert habe, so dass es jetzt so ziemlich alle Symptome enthält. Auch kann man sich gegenseitig oft gut helfen, da wir ja dazu neigen, die Splitter im Auge des anderen besser zu erkennen als die Balken im eigenen.
Sie zeigen in weiterer Folge auf, welche Ernährung Körper und Seele heilt, das Hungerproblem löst und das Leid der Tiere unnötig macht. Ist das nicht etwas hochgegriffen?
Dahlke: Das klingt tatsächlich so, aber ich durfte in den letzten Jahren die Erfahrung machen, dass eine pflanzlich-vollwertige Ernährung im Sinne von „Peace Food“ das tatsächlich kann. Sie ist – auch für mich noch immer erstaunlich – in der Lage, eine Brücke zwischen Körper und Seele, aber auch zwischen uns und den Mitgeschöpfen, ja sogar der Umwelt zu schlagen. Das ist auch der Grund, warum sie „Krankheit als Symbol“ so wundervoll ergänzt.
Warum nehmen Angststörungen zu? Ist diese Welt so verstörend geworden?
Dahlke: Ja, zum einen ist sie verstörend geworden. Bedenken Sie nur, wie wir ständig mit unserem Handy in andere Leben einbrechen und die Angerufenen in jeder Situation stören, und die machen dasselbe mit uns. Wer sich ständig stören lässt, wird natürlich leicht verstört. Das ist inzwischen sogar wissenschaftlich belegt. Aber noch unangenehmere Konsequenzen hat das Essen von Angst, denn tatsächlich essen die Mischköstler inzwischen fast nur noch Fleisch aus dem Großschlachthof, wo die Tiere zum Schlachten anstehen müssen und dann in maximaler Todesangst alle Stress-, Angst- und Panikhormone, die sogenannten Neurotransmitter ins Blut abgeben. Diese kommen so ins Fleisch und Mischköstler essen sie mit. Alle Säugetiere haben aber dieselben Neurotransmitter. Tatsächlich haben wir Panikattacken überhaupt erst, seit die EU die Hofschlachtungen und die in kleinen Fleischereien so erschwert hat. Außerdem hat natürlich Angst ganz wesentlich eine seelische Dimension. Sie steht für die Enge des Lebens.
Sie raten zur Heilmeditation, um Ängste zu lösen. Wie kann das funktionieren?
Dahlke: Man räumt der Angst eine bestimmte halbe Stunde am Tag ein und widmet sich ihr dann ganz gezielt. Tatsächlich wird der Tag so angstfrei, und auch in der halben Stunde wird sie sich kaum zeigen, da die Angst von unserer Flucht lebt, sie will uns im Nacken sitzen. Wenn wir aber bereit sind, sie zu konfrontieren, verzieht sie sich.
Angst mindern, indem auf Fleisch verzichtet wird. Ist die Sache wirklich so einfach?
Dahlke: Nicht ganz, es gehören immer Körper und Seele zusammen. Aber mit der Kombination von angstfreier Ernährung und dem gerade skizzierten Ritual ergeben sich beste Chancen.
Zur Person
Dr. Ruediger Dahlke
Geboren: 1951 in München
Wohnort: Südsteiermark
Werdegang: seit 1979 Arzt und Psychotherapeut, er absolvierte die Zusatzausbildung zum Arzt für Naturheilweisen und bildete sich in Homöopathie weiter. Er hält Seminare im deutschsprachigen Raum und in Italien. Mit seinen Büchern zur Krankheitsbilder-Deutung hat er eine ganzheitliche Psychosomatik begründet, die inzwischen auch Zugang zu Ärztekammer-Fortbildungen gefunden hat.
Karten bei Dornbirn Tourismus, Preis für einen Vortrag 13, für beide Vorträge 20 Euro.