Volkskrankheit: Das Kreuz mit dem Kreuz

Neuer Patientenratgeber zu Rückenschmerzen in stehenden Berufen.
Wien. Zwei von drei Österreichern leiden zumindest einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen. Neben älteren Menschen und Menschen mit vorwiegend sitzender Tätigkeit sind auch Menschen in stehenden Berufen besonders häufig von Schmerzen im Rücken-, Nacken- und Schulterbereich betroffen. Ein neuer Patientenratgeber speziell für diese Gruppe ist kostenlos in Apotheken erhältlich.
Volkskrankheit
Die Ursachen für Rückenbeschwerden sind vielfältig. Neben generellem Bewegungsmangel sowie Fehl- und Überbelastung der Rückenmuskulatur ist das stundenlange Verharren in derselben Körperhaltung ein häufiger Auslöser für Rückenschmerzen. Weitere verstärkende Faktoren sind Stress und Schlafprobleme.
Der neue Patientenratgeber, der speziell für Menschen in stehenden Berufen entwickelt wurde, liefert zahlreiche Expertentipps zur Vermeidung von Rückenproblemen und zeigt mit einfachen Übungen, wie es gelingt, die Rückenmuskulatur von vornherein zu stärken. Denn: „Ein starker Rücken hält Belastungen viel besser stand als eine geschwächte Rückenmuskulatur“, fasst Patrick Mader, Facharzt für Orthopädie und Oberarzt am Landesklinikum Wiener Neustadt, die wichtigsten Voraussetzungen zusammen. „Dafür muss nicht gleich Leistungssport betrieben werden. Einfache rückenstärkende Übungen in den Alltag einzubauen bringt enorm viel und kostet nicht mehr als ein paar Minuten täglich.“ Maders wichtigste Tipps:
» Schuhwerk: Gerade bei Menschen mit stehenden Berufen kommt der Auswahl des passenden Schuhwerks besondere Bedeutung zu. Auf Absätze sollte bei stundenlangem Stehen am Stück weitgehend verzichtet werden. Die Schuhe sollten bequem sein und guten Halt geben. Außerdem sollte sich die Sohle für den jeweiligen Boden gut eignen, damit es nicht zu Stürzen und Stolpern kommt.
» Höhe der Arbeitsfläche: In vielen stehenden Berufen findet die Tätigkeit hauptsächlich hinter einem Tisch, Pult oder einer Kassa statt. Die Höhe dieser Arbeitsplätze ist meist genormt und damit nur für durchschnittlich große Personen ideal geeignet, sagt der Oberarzt.
Jeder Beschäftigte, der nicht die „Durchschnittsgröße“ hat, muss somit seinen Rücken unnatürlich krümmen oder strecken, um arbeiten zu können. Hier schaffen höhenverstellbare Arbeitsflächen oder rutschfeste Trittbehelfe Abhilfe. Betroffene Personen sollten mit ihrem Arbeitgeber sprechen, um gemeinsam eine leistbare Lösung zu finden.
» Haltung verändern und Pausen einlegen: Die größte Belastung für den Rücken ist das stundenlange Verharren in derselben Körperhaltung. Das gilt es unbedingt bewusst zu durchbrechen. Schon mehrmaliges tiefes Einatmen richtet den Rücken auf und verändert die Haltung.
Regelmäßige Pausen sind zwar in jedem Job oft schwer umzusetzen. Die Rückenmuskulatur profitiert laut Mader aber bereits von ein paar Schritten bis zur Toilette, weil Gehen für den Rücken viel weniger anstrengend ist als Stehen.
» Zwischendurch hinsetzen und den Rücken gezielt stärken: Neben dem gezielten Stärken der Rückenmuskulatur mit einigen einfachen Übungen ist es auch sinnvoll, sich während der Arbeit kurz hinzusetzen. In fast jedem stehenden Job gibt es kurze Tätigkeiten, die man auch im Sitzen durchführen könnte. Selbst wenn man das Gefühl hat, für dreißig Sekunden zahle sich das Hinsetzen gar nicht aus, ist es für den Rücken eine große Hilfe und beugt der Entstehung von Verspannungen und Schmerzen vor. Die speziellen Rückenübungen für stehende Berufe sind im neuen Patientenratgeber zu finden.
» Erste Anzeichen ernst nehmen: Für fast jede Art von Rückenschmerz gibt es eine wirksame Behandlung. Der erste Weg sollte zum Facharzt für Orthopädie führen, um die Ursache abzuklären. Für die langfristige Prävention von Rückenbeschwerden ist das Stärken der Rückenmuskulatur unumgänglich. Werden Rückenschmerzen nicht zeitgerecht behandelt, können diese chronisch werden und die Lebensqualität nachhaltig und massiv beeinflussen.