Zehn Tipps für ein gutes Leben mit Rheuma

Informationen zum Thema gibt es heute auch beim Vorarlberger Rheumatag in Hard.
Wien. Rund zwei Millionen Österreicher leiden unter Rheuma. Von einer der folgenschwersten rheumatischen Erkrankung, der rheumatoiden Arthritis (RA), sind rund 55.000 Personen betroffen, vor allem Frauen. Aber Patienten können trotz ihrer Krankheit ein durchaus normales Leben führen. Roswitha Ehrengruber, Rheumatologische Fachassistenz in der Rheumaambulanz des AKH Linz, und Gertraud Schaffer, Präsidentin der Österreichischen Rheumaliga, geben zehn Tipps für ein Leben mit Rheuma.
1. Finden Sie ein Betreuungsteam, dem Sie vertrauen: Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) sollten von einem multiprofessionellen Team, bestehend aus einem Facharzt für Rheumatologie, geschulten Pflegefachkräften, Ergo- und Physiotherapeuten, Diätologen, Soziologen und Psychologen, betreut werden.
2. Therapietreue: Gerade bei einer RA ist es essenziell, sich an den vereinbarten Behandlungsplan zu halten. Denn selbst während schmerzfreier Phasen können die durch Rheuma ausgelösten Gelenkschäden voranschreiten. Die Wahl der Therapiemaßnahmen – von Medikamenten über Physiotherapie bis zur Ernährung – sollten Arzt und Patient gemeinsam treffen, wie Rheumaschwester Ehrengruber betont: „Es bestätigt sich immer wieder, dass sich die Patienten viel eher an den Behandlungsplan halten, wenn dieser gemeinsam mit ihnen erstellt und, falls nötig, entsprechend angepasst wurde.“
3. Tauschen Sie sich aus: Selbsthilfegruppen sind nicht jedermanns Sache. Das weiß auch Gertraud Schaffer von der Österreichischen Rheumaliga. Doch es zeige sich immer wieder, dass diejenigen, die den Weg in die Gruppe schaffen, davon profitieren.
4. Du bist, was du isst: Der Ernährung kommt bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen eine entscheidende Rolle zu. „Frische, natürliche und nährstoffreiche Lebensmittel können Rheuma positiv beeinflussen. Hingegen können etwa tierische Produkte und ihre Fette die Entzündungsprozesse im Körper forcieren“, sagt Ehrengruber. Betroffene sollten daher bei Gemüse, Salaten und Kräutern, Beeren und Früchten, Nüssen und Samen, Linsen, Bohnen und anderen Hülsenfrüchten, Fisch sowie Raps-, Oliven-, Lein- und Nussöl kräftig zulangen. Bei Fleisch, Wurst und Innereien, Eiern und Milchprodukten, aber auch bei Kaffee und Alkohol, raffiniertem Zucker sowie Sonnenblumen-, Distel- und Maiskeimöl ist indes Zurückhaltung geboten. Ebenso sollte auf Weizen, Roggen und Hartweizen bzw. Pasta, Reis, Couscous oder Polenta verzichtet werden. Und: Achten Sie auf Ihr Gewicht, denn jedes Kilo zu viel auf der Waage belastet die Gelenke.
5. Wer rastet, der rostet: Bewegung fördert die Durchblutung und stärkt die Muskeln, was einer weiteren Schädigung von Knochen und Gelenken vorbeugen kann. So sollte zusammen mit Arzt und/oder Physiotherapeut ein Bewegungsprogramm erstellt werden. Gut eignen sich gelenkschonende Sportarten (zum Beispiel Spaziergänge, Nordic Walking, Wassergymnastik, Schwimmen und Yoga. Aber: „Finden Sie die Bewegungsform, die Ihnen Spaß macht.“
6. Bleiben Sie mobil: Autofahren und Rheuma schließen einander nicht aus – zumindest nicht generell. Wenn es aber zunehmend Probleme bereitet, zum Beispiel schnell über die Schulter zu blicken, das Fahrzeug sicher zu steuern, zu schalten oder schnell auf eine brenzlige Verkehrssituation zu reagieren, sollte man sich Gedanken machen. Mitunter reicht es, zusätzliche Spiegel anbringen zu lassen, auf ein Auto mit Automatikschaltung umzusteigen oder das Fahrzeug behindertengerecht umbauen zu lassen.
7. Wie man sich bettet: Damit die Gelenke während des Schlafs nicht (noch mehr) Schaden nehmen, sollten sich Betroffene eine harte Matratze und einen stabilen Lattenrost zulegen. Außerdem empfiehlt es sich, lediglich ein kleines Kissen oder eine Nackenrolle zu verwenden, so flach wie möglich zu liegen und bei längerer Bettlägerigkeit keine Rolle unter die Kniekehlen zu legen, da Hüfte und Knie in dieser gebeugten Stellung versteifen könnten.
8. Motiviert durch den Alltag: „Ich habe meine Krankheit immer offen kommuniziert, auch meinem Arbeitgeber gegenüber“, erzählt Gertraud Schaffer. Mit einer guten Therapie ist es möglich, aktiv am Arbeitsleben teilzunehmen. Der Job ist auch für die Psyche wichtig.
9. Schluss mit Hektik: Stress kann rheumatisch bedingte Schmerzen (unter anderem bei rheumatoider Arthritis) verstärken. Umso wichtiger ist es, diesen, so gut es geht, zu vermeiden. Wenn es aber doch einmal hektisch wird, können einfache Stresskiller, wie ein warmes Bad, achtsames Ein- und Ausatmen, eine Tasse Kräutertee oder Milch mit Honig, Dehnungsübungen oder ein Spaziergang an der frischen Luft wahre Wunder bewirken.
10. Planen Sie Ihren Tagesablauf: Menschen, die unter rheumatoider Arthritis leiden, sollten auf jeden Fall immer wieder für Pausen sorgen, in denen sich ihre Gelenke gut erholen können. Lang anhaltende einseitige Körperhaltungen und Bewegungen sind zu vermeiden. Speziell während schmerzreicher Phasen müssen sich Betroffene Zeit nehmen und auf ihren Körper hören.
Stichwort. Rheuma
Etwa 400 Krankheitsbilder fallen unter den Oberbegriff Rheuma. Unterschieden werden degenerative, also abnutzungsbedingte Gelenkerkrankungen
(z. B. Arthrose), entzündliche rheumatische Erkrankungen (z. B. Rheumatoide Arthritis), Weichteilrheumatismus (u. a. auf Schädigungen der weichen Teile des Bewegungsapparates zurückzuführen) und Gicht, sprich akute Gelenkschmerzen aufgrund von Stoffwechselstörungen.
Rheumatoide Arthritis ist eine der häufigsten und auch folgenschwersten rheumatischen Erkrankungen. Bei dieser chronischen Autoimmunerkrankung kommt es zu Entzündungsvorgängen im ganzen Körper. Dies führt dazu, dass die Betroffenen unter Schmerzen, Steifigkeit und Schwellungen der Gelenke leiden. Darüber hinaus führt die Erkrankung nicht selten zu Müdigkeit und einer Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens.
Vorarlberger Rheumatag, heute ab 14 Uhr im Seminarhaus „Hotel am See“ in Hard.