Bewegte Geburt ist auch ein bewegendes Ereignis

Gesund / 12.06.2015 • 11:49 Uhr
Tara Franke ist selbst Hebamme und weiß deshalb sehr genau um die Bedürfnisse von gebärenden Frauen. Foto: KHBG  
Tara Franke ist selbst Hebamme und weiß deshalb sehr genau um die Bedürfnisse von gebärenden Frauen. Foto: KHBG  

Fachfortbildung für Geburtshilfe mit Expertin Tara Franke am LKH Bregenz.

BREGENZ. Die Geburt eines Kindes ist ein durch und durch bewegendes Ereignis: Wird sie noch dazu in kontinuierlicher Bewegung vollbracht, erleichtert dies den Geburtsvorgang. Primar Michael Rohde, Leiter der gynäkologischen Abteilung im Landeskrankenhaus Bregenz, lud die angesehene Geburtshelferin Tara Franke ein, um seinem Team neue Erkenntnisse der geburtshilflichen Kunst praxisnah zu vermitteln. „Die richtige Bewegung, ausreichend Zeit und die passende Betreuung sind Schlüsselelemente für ein gutes Geburtserlebnis von Mutter und Kind“, verdeutlicht Franke.

Insgesamt 13 Hebammen und Ärztinnen nahmen gemeinsam mit Primar Rohde an der Fortbildung „Hebammen- und geburtshilfliche Kunst“ teil. „Es ist ein schönes Zeichen, wenn sich Hebammen und Ärztinnen gleichermaßen zu diesem wichtigen Thema fortbilden. Ein gutes Signal für die Zusammenarbeit im Kreißsaal“, freute sich Tara Franke, die seit 1996 als frei praktizierende Hebamme und Sexualpädagogin tätig ist, über die rege Teilnahme.

Individueller Verlauf

Als Einstieg in die Kursarbeit gab es eine theoretische Auffrischung der zeitlich klar abgegrenzten Phasen der Geburt. „Trotzdem ist Zeit und Verlauf in Bezug auf den Eintritt in das Leben relativ zu sehen. Es muss verhindert werden, dass Frauen wegen des Zeitfaktors in Zugzwang kommen“, erklärte die Expertin. Für Michael Rohde und sein Expertenteam ist der natürliche Weg ins Leben im Grunde der bessere. Sie tun alles, um Gebärenden Druck zu nehmen und sehen in zeitlich ausgedehnten Geburtsphasen noch keinen Grund, einzugreifen. In den drei Entbindungsräumen und den beiden Wehenzimmern des Landeskrankenhauses Bregenz wird auf selbstbestimmtes Gebären nach individuellen Bedürfnissen gesetzt.

Kräfte des Körpers nutzen

Ebenso essentiell für einen positiven Geburtsvorgang ist eine professionelle Geburtsvorbereitung. „Es ist längst erwiesen, dass aufgeklärte Schwangere, die selber mithelfen, leichter entbinden“, erklärte Tara Franke. Die Gebärmutter ist zwar ein großer, kräftiger Muskel, der durch starke Kontraktionen die Geburt vorantreibt, jedoch keineswegs dafür ausgerichtet, alleine zu arbeiten. Ohne Eigeninitiative der Frau funktioniert es nicht: Die Geburtshelferinnen sollen Frauen dazu ermutigen, selbst die Haltung zu finden, die für sie am besten passt. Das hilft, eine häufige Komplikation, nämlich den Geburtsstillstand, zu verhindern. „Die große Hebammen- und geburtshilfliche Kunst sehe ich darin, die Frau zu unterstützen, ohne in die Prozesse einzugreifen und zu stören“, meinte Franke.

Aktive Geburt

Der Geburtsverlauf wird getragen vom Zusammenspiel der Gebärenden mit ihrem Kind. Hebammen und Ärztinnen können den Geburtsverlauf positiv beeinflussen. Ebenso wichtig für eine aktive Geburt ist die Betreuung durch den Partner. „Uns muss auch bewusst sein, dass Zeit und Raum vorhanden sein müssen, die aktive Geburten wirklich ermöglichen. Diese Abläufe sind zwar sehr ressourcenintensiv, aber die natürliche Geburt ist uns das wert“, meinte Rohde.