Ernährung wird „zum neuen Pop“

Gesund / 15.09.2017 • 09:14 Uhr
Ernährung wird „zum neuen Pop“

Zürich Nahrungsaufnahme passiere heute überall und stehe mit vielen Lebensbereichen in Verbindung: „Es ist Wellnesserlebnis und Lifestyle, Orientierungspunkt der Identitätsbildung des modernen Ichs, Kompass auf der Suche nach Moral und manchmal Ersatzreligion“, schreiben die Autoren einer Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI). Dem Essen würden immer neue Funktionen zugeordnet: Es gehe heute weit über Ernährung hinaus und soll nicht mehr nur schmecken und satt machen. Es soll auch dem inneren Wohlbefinden dienen.

„Essen und Gesundheit lassen sich heute kaum mehr voneinander trennen.“ Zu stark würden sie einander gegenseitig beeinflussen, zu hoch seien die Erwartungen an die Wohltat gelingender Ernährung. Als die wichtigste Facette wird in der Studie deshalb die Gesundheit bezeichnet: „Wir sind heute vom Essen nahezu besessen.“

Als weiteren aktuellen Trend sieht die GDI-Studie „Essen als Hightech“. Das beginne schon bei den Nahrungsmitteln selbst, indem etwa Konsumenten heute auf Burger-Imitate aus Pflanzenfasern zurückgreifen könnten. Zudem werde geforscht, wie Fleisch im Labor gezüchtet werden könne.

Die Akzeptanz von Laborfleisch sei zwar noch nicht allzu groß. Für viele Menschen klinge das wohl noch zu sehr nach Science-Fiction. Doch der Preis dafür sei schon im Sinken, der Weg auf den Massenmarkt scheint sich zu ebnen. Zudem seien bereits entsprechende Kochbücher auf dem Markt, etwa mit einem Rezept für ein Steak in Form eines gestrickten Schals.

„Smart-Tag“

Hightech gewinnt auch rund um die Nahrungsmittel an Bedeutung. So könnte etwa ein Chip den exakten Weg eines Produkts festhalten, womit sich auch Fälschungen entdecken ließen. Die Studie verweist zudem auf praktische Zusatzfunktionen der Verpackungen. So könnte ein „Smart-Tag“ den Frischegrad der Produkte im Innern messen und diesen mit einer Farbskala signalisieren. So könnte dem Konsumenten angezeigt werden, dass das Nahrungsmittel trotz abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum noch essbar sei.

Der Wandel hat laut Studie die gesamte Architektur der Wertschöpfungskette erfasst. „Die Food-Welt steht Kopf.“ Der lineare Weg vom Rohstoff zum Kunden, der der Reihe nach über Produktion, Verarbeitung und Handel ging, sei nicht mehr der einzige. Alle Komponenten seien heute vernetzt. „Es findet eine Neuanordnung zu einem Wertschöpfungsnetzwerk statt.“ Dabei rücke der Konsument immer mehr ins Zentrum. Dessen Bedürfnisse verändern die Architektur dieses Netzwerks. „Es entstehen Nischen für neue Geschäftsmodelle.“