Aufklärung im Zeitalter des Internets

Eltern sollen mit Kindern auf Augenhöhe reden, rät Sexualpädagogin Prisca Walliser.
schwarzach Bienchen und Blümchen waren gestern. Heute sind es vielfach die Medien, vor allem Internetseiten, die Kinder und Jugendliche aufklären. Wenn dann Eltern dazu ansetzen, weiß der Nachwuchs meist schon, was und wie es zwischen den Geschlechtern läuft. Ob diese Entwicklung gut oder schlecht ist, darüber scheiden sich die wissenschaftlichen Geister noch. Der Diskurs bewegt sich zwischen Bagatellisierung und Dramatisierung. Für die Schweizer Sexualpädagogin Prisca Walliser liegt die Wahrheit auch in dieser Frage irgendwo dazwischen. Bei ihrem Vortrag im Rahmen der Reihe „Wertvolle Kinder“ des Vorarlberger Kinderdorfs kristallisierte sich dennoch eine Botschaft ganz klar heraus: „Kinder, die von Geburt an auf eine sichere und vertrauensvolle Bindung zu Erwachsenen bauen können, verkraften Irritationen, wie sie der Anblick von pornografischen Bildern erzeugen kann, besser. Und noch etwas gab Walliser den Zuhörern im vollbesetzten Veranstaltungssaal bei Russmedia in Schwarzach mit: „Sexualaufklärung ist auch Männersache.“
Unzensuriert und kostenlos
Sexualität ist allgegenwärtig, und der Zugang zu Bildern, die Sexuelles darstellen, einfach möglich. „Es gibt 42 Millionen Webseiten mit pornografischen Darstellungen“, verdeutlichte Prisca Walliser die Dimension dieses Marktes. Viele dieser Angebote lassen sich unzensuriert und kostenlos konsumieren. Laut Walliser schauen viele Jugendliche Pornos an, zum einen, weil es cool sei, zum anderen spiele der Gruppendruck eine nicht unwesentliche Rolle. Doch sie warnte davor, die Aufklärung dem Smartphone zu überlassen. „Hinschauen statt wegschauen“, legte sie den Besuchern ans Herz. Und: „Reden Sie mit ihrem Kind auf Augenhöhe.“ Als beste Prävention bezeichnete die Dozentin für Sexualpädagogik die positive Begleitung der Kinder von Geburt an. Außerdem sei es wichtig, die Dinge altersgerecht beim Namen zu nennen. Sie wisse schon, dass dies vielen Erwachsenen schwerfalle und sie da auf die Schule hoffen. Aber: „Eltern sind nun einmal die primären Bezugspersonen.“ Die Schule könne einen ergänzenden Auftrag haben. Stellen Kinder von sich aus keine Fragen, sollte die Aufklärung nicht forciert werden, riet Prisca Walliser zu subtilerem Vorgehen. „Sie könnten dem Kind ja ein Buch dazu schenken“, meinte sie.
In diesem Zusammenhang betonte sie auch, dass Mutter und Vater nicht alles selber machen müssen. Es gebe gute Aufklärungslektüre und gute Aufklärungsplattformen. Es gilt nur, das Richtige unter dem Vielen zu finden. VN-MM