Glückskekse

Mein Hund und ich waren für den ersten Spaziergang des neuen Tages gerüstet. Die Klinke der Haustüre schon in der Hand ließ mich ein dumpfes Rauschen innehalten. Mein Sohn unter der Dusche? Um diese Zeit? Das konnte nicht sein. Also spähte ich hinaus und sah, wie dicke Tropfen auf die Pflastersteine klatschten. Hatte der Wetterbericht diesen Guss auf dem Radar? Oder hatte ich diesen Teil der Prognose vielleicht überhört? Anderen dürfte es wohl ähnlich ergangen sein. Drauf ließ die sommerlich leichte Kleidung schließen, mit der einige durch den plötzlichen Regen hasteten oder radelten. „Sollen wir trotzdem?“, überlegte ich laut beim Anblick der dunklen Wolken über mir. „Ja“, lautete die Antwort. Zudem brauchte ich frische Luft, um meinen Ärger, mit dem ich mich an diesem Morgen schon herumschlug, abreagieren zu können. Und:So schlimm würde es wohl nicht werden, und Wasser trocknet bekanntlich wieder.

Dann die Überraschung, als ich um die Hausecke bog. Dort bot sich nämlich ein ganz anderes Bild. Blauer Himmel, an dem weiße, von der Sonne beschienene Wolkenfetzen trieben und ein Regenbogen, der in den schillerndsten Farben sprühte. Wieder so ein besonderer Moment, der sich einem ins Herz brennt. Nennen Sie es profan, banal, gewöhnlich, aber solche Augenblicke vermögen selbst dem Ärger die Schärfe zu nehmen, ihn abzuschleifen und zu erden. Sie sind wie Glückskekse. Die Hülle verschwindet, aber der Inhalt bleibt. Das ist auch etwas, das guttut.