Fehlsichtigkeit ade – Ein Augenzeugenbericht vom Augenlasern

Gesund / 18.06.2023 • 05:00 Uhr
Fehlsichtigkeit ade - Ein Augenzeugenbericht vom Augenlasern
Vorher, nachher und dazwischen: Ich legte mich unter das Lasermesser. VN/Rauch

Bald kennt jeder jemanden, der sich die Augen lasern ließ. Sie kennen nun mich.

Bregenz “Sie können von dem Eingriff nicht blind werden”, versichert der Augenarzt beim Infoabend hoch über Bregenz. Scheinbar eine der verbreiteten Sorgen. Vor dem Fenster entlädt sich passend theatralisch das Gewitter mit Blitz und Donner.

Auf drei Seiten kann man sich vor dem Eingriff noch ein letztes Mal schlau machen, worauf man sich einlässt.<span class="copyright"> VN/Rauch</span>
Auf drei Seiten kann man sich vor dem Eingriff noch ein letztes Mal schlau machen, worauf man sich einlässt. VN/Rauch

Drei Wochen später sitze ich wieder im Augenlaserzentrum in Bregenz. Meine Nervosität lässt sich beim Anamnese-Gespräch nicht verbergen, Augenarzt Adrian Arbunescu-Pecher sorgt sich um meinen Kreislauf. Verordnet wird ein Aufputsch-cocktail vor dem Eingriff; der Hauptbestandteil scheint Cola zu sein, ich beschwere mich nicht. In einer halben Stunde soll ich wieder ohne Brille sehen können.

Dreimal täglich bis zu drei verschiedene Tröpfchen und Augenklappen für den Schlaf. Der Aufputschcocktail ist bereits leer. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Dreimal täglich bis zu drei verschiedene Tröpfchen und Augenklappen für den Schlaf. Der Aufputschcocktail ist bereits leer. VN/Rauch

Per Laser die Fehlsichtigkeit korrigieren lassen – kein offensichtliches Thema, aber kaum spricht man es an, ist es allgegenwärtig. Bald jeder scheint jemanden zu kennen, der es machte. In meinem Umfeld sind es gleich zwei: mein Bruder vor drei, ein Freund vor einem Jahr.

Man muss sich bewusst bleiben, es ist ein medizinischer Eingriff. Eine Operation, die auch Risiken haben kann. Bei der Frage, warum und ob es sich lohnte, kommt das gleiche Fazit wie an diesem Infoabend von Arbunescu-Pecher: ein Mehr an Lebensqualität. Aufstehen und direkt etwas sehen. Nie wieder eine beschlagene Brille im Winter. Endlich im Freibad den Freundeskreis im Becken wiederfinden. Bei mir kommt hinzu, dass der Brillenrahmen vor einigen Wochen brach. Bei -6 Dioptrien und Hornhautverkrümmung ebenfalls keine günstige Alternative, also schaue ich es mir an.

Kurz vor dem Eingriff. <span class="copyright">VN/RAuch</span>
Kurz vor dem Eingriff. VN/RAuch

Vor dem Eingriff noch schnell die Ausgabe von Augentropfen und eine rasche Erklärung, welche wann zu nehmen sind. Die einen für die Feuchtigkeit, gern in der Apotheke neue holen, wenn sie ausgehen. Die anderen in den nächsten fünf Tagen aufbrauchen. Und die dritten sind Schmerzmittel, wenn ich sie nicht brauche, darf ich sie beim Kontrolltermin gern zurückbringen.

Die letzten Vorbereitungen: wieder Tropfen, dieses Mal zur Betäubung. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Die letzten Vorbereitungen: wieder Tropfen, dieses Mal zur Betäubung. VN/Rauch

Dass zwischen der kaputten Brille und dem Infoabend mehrere Wochen lagen, scheint nicht die Ausnahme zu sein. Männer lassen sich mit der Entscheidung nach der Erfahrung in Bregenz mehr Zeit als Frauen. Die Erklärung von Arbunescu-Pecher ist, dass Männer ein anderes Verhältnis zu Schmerz und damit auch zu Operationen haben als Frauen. Dabei wäre Schmerz beim Lasern kein Thema. Die Methode der Wahl ist Femto-LASIK: Ein Laser bearbeitet die oberste Schicht der Hornhaut, damit diese zur Seite geklappt werden kann. Ein weiterer korrigiert die Fehlsichtigkeit, bevor die Hornhaut wieder an ihre Position zurückgeklappt wird. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten, durch die Hornhautklapptür gibt es keine schmerzende offene Wunde. “Sie müssen nur atmen und in das grüne Licht blicken”, fasst der Augenarzt die Aufgaben des Patienten zusammen. Nur den etwas verbrannten Geruch während dem Eingriff müsse man aushalten. Ansonsten ein Kinderspiel ohne Risiko. In der folgenden Woche habe ich die Voruntersuchung, eineinhalb Wochen später den Eingriff.

Das Gros der Arbeit übernimmt die Technik. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Das Gros der Arbeit übernimmt die Technik. VN/Rauch

Die Liege unter dem Laser ist nicht unbequem, mit beinahe väterlichem Ton kommentiert Arbunescu-Pecher jeden Schritt des Eingriffes. Atmen und ins Licht blicken. Die Eindrücke abseits seiner Stimme sind vor allem visuell: Ein rotes Licht in der Dunkelheit, ein grünes Licht in einer verschwommenen Welt, zwei helle Lichtstreifen zeigen, dass der Laser arbeitet. Das Bewegen der Hornhaut ist auch weniger furchtbar als befürchtet. Der Geruch ähnlich dem von verbranntem Haar. Zehn Minuten später reicht mir Arbunescu-Pecher beide Hände, schaut, ob ich aufstehen kann und entlässt mich mit einem freundlichen Tätscheln auf die Liege im Warteraum. Zwei Eingriffe oder 20 Minuten später die Nachkontrolle und Entlassung, Samstag 9 Uhr soll ich wieder zur Kontrolle da sein.

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Das dominante linke Auge nimmt die Operation beinahe gleichgültig hin, so problemlos reagiert es auf den Eingriff. Das rechte ist eher beleidigt, fühlt sich an, als ob man etwas im Auge hat. Ich bin großzügig mit dem Schmerzmittel und ärgere mich über den langen hellen Tag. Das viele Licht bräuchte ich gerade nicht.

Am Samstag geht es bereits besser, das linke Auge bleibt das Fleißigere. Das Fokussieren braucht noch etwas Zeit, aber die Schmerzen sind weg. Die Sonnenbrille bleibt aber der ständige Begleiter. Am Operationstag vom Doktor vorgeschrieben, danach wegen des sommerlichen Wetters. Die eine Brille ersetzt vorerst die andere.

Auf dem Kontrollbildschirm lässt sich der Eingriff beobachten. Hier ist der Laser gerade mit der Korrektur der Fehlsichtigkeit beschäftigt. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Auf dem Kontrollbildschirm lässt sich der Eingriff beobachten. Hier ist der Laser gerade mit der Korrektur der Fehlsichtigkeit beschäftigt. VN/Rauch

Der nächste Kontrolltermin ist in drei Monaten. Dann sollte ich bis zur Altersweitsicht meine Ruhe haben. Denn die Korrektur der Fehlsichtigkeit kann diese Alterserscheinung, die meist rund um 50 beginnt einzusetzen, nicht verhindern. Doch auch hier kennt die Chirurgie bereits Abhilfe, den Goetheblick: Dann wird ein Auge auf die Nähe und das andere auf die Fernsicht eingestellt. Aber das ist noch in weiter Ferne.

Goetheblick

Fachlich als Monovision bekannt, kann sowohl angeboren sein oder als Ergebnis der Behandlung von Grauem Star gewünscht sein. Diese Anisometropie ermöglicht dem einen Auge, Gegenstände in der Nähe, und dem anderen, solche in der Ferne jeweils ohne Brille scharf sehen zu können. Das stereoskopische Sehen wird dadurch aber eingeschränkt.

Bekannte Personen, die mit dieser Form der unterschiedlichen Sehstärke von Geburt an lebten, sollen etwa Konrad Adenauer oder besagter Johann Wolfgang von Goethe sein, daher der im deutschsprachigen Raum gebräuchliche Name.