Rembrandt, Klimt & Picasso für ältere Menschen

Zehn europäische Partner arbeiten am barrierefreien Zugang älterer Menschen zu Museen, Ausstellungen, Gemälden und Kunstwerken.
wien Körperliche Beeinträchtigungen, eingeschränkte Mobilität oder schlechtes Sehvermögen, Aufenthalt im Altersheim oder Pflegebedürftigkeit, abgelegener Wohnort und kein Museum in der Nähe – es gibt viele Gründe, warum ältere Menschen aktuell von Kunst und Kultur praktisch ausgeschlossen sind. Gerade auch in den Wintermonaten haben viele ältere Menschen Angst, das Haus zu verlassen oder sich auf eisigen Wegen zu verletzen. Hier setzt das Projekt BeauCoup an, älteren Menschen soll auf innovative Art und Weise und mithilfe von neuen Technologien der Zugang zu Kunst und Kultur ermöglicht werden – und zwar nicht in den Kultur-Einrichtungen vor Ort, sondern dort, wo die Menschen im Alter von 65+ leben oder sich aufhalten: zu Hause, im Altersheim oder auch im Seniorenclub. Allein in Österreich leben 1,78 Mio. Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren. “Anhand eines multisensorischen Ansatzes, der sich an den Bedürfnissen der Zielgruppe orientiert, sollen ältere Menschen in die Lage versetzt werden, Kultur auf eine Weise zu erleben, die ihre kognitiven Fähigkeiten und die Interaktion mit anderen Menschen zudem fördert”, betont Projektleiter Andreas Sackl, Forscher am AIT Center for Technology Experience.
Im Projekt BeauCoup wurden in enger Zusammenarbeit mit den künftigen Anwendern drei “Toolboxen” entwickelt:
“The Bag” ist ein eigener speziell gestalteter “Rucksack” mit analogen und digitalen Hilfsmitteln, der ältere Menschen dabei unterstützt, eine Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Er beinhaltet taktile Postkarten, ein Tablet mit speziellen barrierefreien Funktionen, taktile Reliefe und 3D-gedruckte Modelle. Darüber hinaus bietet eine mobile App Inhalte auf verschiedenen Kanälen, die Wissenswertes über Geschichte, Kunst und Kultur einer Stadt vermitteln und unterschiedliche Sinne ansprechen.
“The Box”: Diese Sammlung umfasst analoge und digitale Werkzeuge, die es ermöglichen, Kunst und Kultur zu verschiedenen Themen und an verschiedenen Orten zu erleben. Außerdem geben gemeinsame multisensorische Erfahrungen unter der Anleitung von Fachleuten älteren Menschen einen völlig neuen Blick auf Kunst und Kultur. So erlaubt “The Box” beispielsweise das Lesen vergrößerter Drucke, das Experimentieren mit Geschmack und Geruch (z. B. “Duftkarten”) sowie den Besuch virtuell kuratierter Pop-up-Ausstellungen via Tablet, die durch einen Gebärdensprache-Avatar unterstützt werden. Bestandteil von “The Box” ist zudem ein taktiler Multimedia Guide, mit dem die Nutzer:innen interaktive, multisensorische Inhalte erleben können.
“The Screen”: Eine spezielle Tablet-App eröffnet die Möglichkeit, aus der Ferne an Themenführungen zu ausgewählten Orten und Sehenswürdigkeiten teilzunehmen. Die App verfügt über eine barrierefreie und intuitive Benutzeroberfläche, mit der die Zielgruppe 65+ virtuell an einer interaktiven Führung teilnehmen kann. Dabei ist die Kommunikation mit dem Tourguide ebenso möglich wie ein angeregter Austausch mit anderen Personen.
Mit diesen drei “Toolboxen” starten im März eine umfangreiche Studie unter Beteiligung älterer Menschen, um die Brauchbarkeit und praktische Einsetzbarkeit zu überprüfen. Etwa 200 Personen werden europaweit daran teilnehmen