Schlafstörungen haben sich während der Pandemie verstärkt

FORSCHUNG Viele Menschen leiden unter Schlafstörungen. Und die Corona-Pandemie hat die Schwierigkeiten noch verschärft. „Die große Verunsicherung, die das Corona-Virus mit sich bringt, steigert das Risiko für psychische Belastungsreaktionen, zu denen auch die meisten Schlafstörungen gehören“, erklärt Dr. Christine Blume, Schlafforscherin am Zentrum für Chronobiologie der Universität Basel in einem Interview mit dem Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.
Beunruhigend: Viele schlafen zwar länger und regelmäßiger, insgesamt aber schlechter. Darunter leiden besonders diejenigen, die sich durch die Pandemie gestresst fühlen, so Schlafforscherin Blume, die zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr letzten Jahres 435 Menschen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland zu ihrem Schlaf befragt hat.
Rituale helfen
Gegen Einschlafstörungen helfen Rituale. Dazu zählt Lesen ebenso wie Meditationsübungen oder ein Entspannungsbad. Was auch immer als Einschlafritual ausgewählt wird, es sollte den Blick des Menschen auf sich selbst richten. Sich ausreichend und nicht mehr zu spät am Abend zu bewegen führt nachweislich zu besserem Schlaf. Nach Erkenntnis von Schlafforschern kann auch ein aufgeräumtes, gut temperiertes Schlafzimmer die Gelassenheit fördern. Regelmäßiges Lüften und eine Raumtemperatur von 18 Grad sind förderlich für guten Schlaf. Außerdem sollte nichts an Arbeit erinnern – also: keine Homeoffice-Ecke im Schlafzimmer, raus mit dem Bügelbrett! Nächtliche Lichtquellen sollten vermieden werden.
Ernährung beachten
Wie gut man nachts schlafen kann, hängt auch davon ab, welche Nahrung man tagsüber zu sich nimmt. Studien zeigen, dass Menschen, die mehr Ballaststoffe, weniger Zucker und weniger gesättigte Fettsäuren essen, nachts besser schlafen. Vor allem eine mediterrane Ernährungsweise scheint die Nachtruhe positiv zu beeinflussen. Dazu gehören viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte, Olivenöl und Milchprodukte in Maßen. Auch das Timing ist wichtig: Zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen sollte man möglichst nichts mehr essen. Sonst ist der Körper beim Einschlafen mit Verdauen beschäftigt. Dauerhaft zu wenig zu schlafen, schwächt das Immunsystem. Der Körper nutzt den Schlaf, um eine Art „Housekeeping“ zu betreiben, weiß Schlafforscherin Christine Blume. Während wir schlafen, räumt unser Körper auf: Beispielsweise baut er den Stoff Adenosin ab, der sich im Lauf des Tages in unserem Gehirn ansammelt. Für die Behandlung von Insomnie – also Schlafstörung – nutzt sie die Methode der kognitiven Verhaltenstherapie.
„Der Körper nutzt den Schlaf, um eine Art ‚Housekeeping‘ zu betreiben. Während wir schlafen, räumt unser Körper auf.“