Sintflut im Raum Bödele ließ im Trüben fischen

HE_Brege / 20.10.2021 • 14:32 Uhr
Vom Bruthaus über den Fang bis zum Verkauf im Mehrzweckgebäude (im Hintergrund) ist beim Ehepaar Wirth alles hautnah erlebbar.

Nachwirkungen des August-Unwetters waren bei Anlage des „Fischgenuss Bregenzerwald“ lange spürbar.

Schwarzenberg „Es war wochenlang ein hartes Stück Arbeit, aber jetzt haben wir die Probleme überwunden“, ist Jürgen Wirth erleichtert, dass auf seiner Fisch-Anlage wieder Normalität eingekehrt ist, nachdem Ende August sintflutartige Regenfälle im Raum Bödele den Bestand seines Betriebes in Schwarzenberg ernsthaft in Gefahr gebracht hatten.

Wochen danach kann er aufatmen und resümieren, „dass dieses Ereignis wohl keinen nachhaltigen Schaden an unserer Anlage angerichtet hat.“ Nachsatz: „Eine Menge zusätzlicher Arbeit hat es uns aber gebracht und in den ersten Tagen haben wir im wahrsten Sinne des Wortes im Trüben gefischt und dann dauerte es noch Wochen, bis Wasser und Teiche wieder richtig sauber waren.“

Fischteiche verschmutzt

Die außergewöhnlich ergiebigen Niederschläge, die im Raum Bödele verzeichnet wurden, ließen nicht nur Bäche über die Ufer treten, auch Rückhalte-Anlagen und das Einlaufbauwerk der Wasserversorgung für die Teiche waren überfordert. Und das führte dazu, „dass unsere Fischteiche über einen längeren Zeitraum nicht mehr mit klarem Frischwasser versorgt wurden. Stattdessen floss Schlamm in die acht Teiche, die deshalb fortlaufend gereinigt werden mussten. Auch die Wasserfassung musste aufwendig instandgesetzt werden – bis alles wieder ausgespült war, dauerte es Wochen“, erläutert Wirth bei einem Lokalaugenschein in seiner Teichanlage, die inzwischen wieder fast so sauber wie vor dem Schadensereignis ist. Und was für ihn noch wichtiger ist: „Unsere Fische haben alles unbeschadet überstanden.“

Schon die zweite ernste Krise

„Überstanden“ hat es damit auch die Existenzgrundlage des Unternehmers aus dem Bregenzerwald, der erst vor Kurzem seine zweite Berufskarriere startete: Nach sorgfältiger Planung feierte er im Vorjahr den Start seines Betriebes – schon wenige Tage später kam mit Corona-Einschränkungen die erste Krise. „Trotzdem ist es uns gelungen, einen treuen Kundenstock aufzubauen, der uns über die schwierige Startphase geholfen hat“, blickt Wirth auf „nicht einfache Monate im Vorjahr und zu Beginn dieses Jahres“ zurück.Jürgen Wirth führte als gelernter Dachdecker viele Jahre einen eigenen Betrieb, doch „ich war realistisch genug zu sehen, dass ich in 15, 20 Jahren nicht mehr auf dem Dach stehen würde“, begründete er im Gespräch mit der VN-Heimat den beruflichen Umstieg. Die Vorstellung, seinen Beruf eines Tages nicht mehr ausüben zu können und arbeitslos zu sein, ließ den damals Mittvierziger nach Alternativen suchen.

Wohlüberlegt verkaufte er seinen Betrieb und investierte in seinen „Fischgenuss Bregenzerwald“. Eine Entscheidung, die er und seine Gattin Alexandra nicht von ungefähr trafen: „Es war Leidenschaft zur Fischerei, zu Natur und gesunden Lebensmitteln, die uns dazu inspirierte“, so der passionierte Angler, der als 50-Jähriger seinen alten Beruf über Bord warf und die Segel nochmals neu setzte.

Auf dem Boden der Vorfahren

Obwohl man es dort naturgemäß kaum erwarten würde, entstanden mitten im Bregenzerwald auf dem Boden der Vorfahren eine Naturanlage mit acht Teichen aus Lehm und Kies und ein Gebäude, in dem ein Bruthaus, Räumlichkeiten für die Veredelung der Fische sowie ein Hofladen Platz gefunden haben. Den Grundbesatz besorgte sich Wirth bei der Fischzuchtanstalt am Bodensee und bei seinen Freunden in Kärnten, wo er seit vielen Jahren beim Angelurlaub immer wieder kapitale Fänge aus den Flüssen gezogen hat.

Tausende Forellen in acht Teichen

Inzwischen wimmeln in einem der acht Teiche Tausende „eigene“ Forellen, die er in seinem Bruthaus selbst gezogen hat. „Im kommenden Jahr werden sie Fanggröße erreichen“, weiß Wirth, der seine Fische täglich zwei- bis dreimal von Hand füttert. So wachsen sie zwar langsamer, dafür sei die Qualität höher. Davon können sich die Kunden vom Ei bis zum pfannenfertigen Produkt hautnah überzeugen, denn die verschiedenen Forellenarten und Saiblinge werden frisch aus den Naturteichen gefangen, ausschließlich von Hand verarbeitet und fangfrisch verkauft. Erhältlich sind ganze Fische, Filets sowie heiß- und kaltgeräucherte oder gebeizte Fischspezialitäten. STP

Die Wirths überstanden im wahrsten Sinne des Wortes „trübe Zeiten“. STP/3

Kein Anglerlatein, sondern Dokumentation eines kapitalen Fangs in Kärnten.
Kein Anglerlatein, sondern Dokumentation eines kapitalen Fangs in Kärnten.
Forellen und Saiblinge werden von Hand verarbeitet und verfeinert.