Zwei Hauben nach Dornröschenschlaf

Nach 50 Jahren Pause begeisterte das reaktivierte Gasthaus Löwen in Au die Gault-Millau-Tester.
au Mit dem Bizauer Schwanen adelten die Tester von Gault Millau in ihrer Ausgabe 2023 ein Bregenzerwälder Haus zum Hotel des Jahres. Nicht die einzige Schlagzeile, mit der die Talschaft in der „Feinschmecker-Bibel“ für Furore sorgte, denn in der aktuellen Ausgabe sind gleich vier neue Wälder Haubenlokale aufgelistet: Das Ernele im Hotel Schiff in Hittisau, Nevo und Damülser Hof in Damüls und der Löwen in Au.
Ein Ergebnis, auf das die Wälder Gastronomie stolz sein darf, denn in ganz Österreich schafften in der aktuellen Ausgabe insgesamt 45 Betriebe den Sprung in die Wertung. Balsam für eine Branche, die in jüngster Zeit mehrheitlich für negative Schlagzeilen sorgt: Wirtshaussterben, vielerorts dramatischer Personalmangel, der zu Reduzierung auf den Speisekarten und bei den Öffnungszeiten führt usw. Da tut es gut, wenn positive Meldungen aufzeigen, dass sich engagierte Gastronomen und deren Mitarbeitende diesem Trend erfolgreich entgegenstellen und ihre Bemühungen auch im Urteil der Gault-Millau-Tester bestätigt sehen.
Mit Lobeshymne bedacht
Nach schwierigen Corona-Jahren, in denen es die Gastronomie und damit auch die Tester nicht leicht hatten, war im Vorjahr „fortschreitende Normalisierung“ angesagt. Der Bregenzerwald konnte damit mit insgesamt 14 Haubenlokalen einen neuen Höchststand verbuchen. Fast alle „Dauerbrenner“ sind in der Wertung geblieben und die „neuen“ haben die Tester überzeugt. Besonderen Eindruck hat dabei der Löwen in Au hinterlassen, der von den Gault-Millau-Experten mit einer wahren Lobeshymne bedacht wurde. Ein Auszug daraus: „Großartig, was für ein Gasthauskonzept mit angeschlossener Bergbrennerei hier umgesetzt wurde. Küchenzampano Gernot Bischofberger, Servicechef Markus Berbig und Brenner Oliver Huber sowie ihr hervorragendes Team bieten ein Gasthauserlebnis der Sonderklasse. Das wirklich große Haus in Au-Rehmen wurde mit viel Aufwand renoviert und zu einem Gasthausjuwel gestaltet, ,Boutique-Schnapshofladen‘ inklusive. Die Küche schafft scheinbar mühelos den Spagat zwischen regional-alpin bis hin zu international-luxuriös. Neben der bodenständigen Wirtshauskarte mit Zwiebelrostbraten, Knödel, Kalbsleber, Tafelspitz und so weiter, wird in kurzen Abständen wechselnd eine Tageskarte aufgelegt, die es wahrlich in sich hat.“
Den bemerkenswerten Aufstieg von null auf hundert – auf Anhieb zwei Hauben – verdankt der Löwen zum einen dem in Bizau aufgewachsenen Gernot Bischofberger, der vor knapp zwei Jahren, mit seinem Team die Regie übernahm. Unterstützt wird er von einem zwölfköpfigen Team mit Sebastian Berbig als Souschef, Markus Berbig (Maître) und Marika Muxel (Patissier). Seit Anfang 2022 weiht Oliver Huber Besucher in die Geheimnisse der Brennerei ein, die jährlich 20.000 bis 25.000 Liter einer Vielzahl von Qualitätsprodukten liefert.
Eine besondere Location
Die herausragende Qualität von Küche und Service ist die eine – eine besondere Location die andere „Zutat“ zum Haubenlokal: Der Löwen wurde von 1896 bis 1900 errichtet und war bis zur Schließung 1965 ein beliebtes Gasthaus, das dann fast 50 Jahre im Dornröschenschlaf lag, ehe es vom neuen Hausherrn Maximilian Prinz mit einem speziellen Konzept zu neuem Leben erweckt wurde. Es begann 2011 mit der Installation der Bergbrennerei und gleichzeitig wurde Schritt für Schritt die Reaktivierung als Gasthaus eingeleitet. Schülerinnen der Bezauer Wirtschaftsschulen zeigten 2012 mit einer spektakulären Diplomarbeit („Kulinarik im Bregenzerwald“) die Möglichkeiten des Traditionshauses auf und 2015 wurde der behutsam restaurierte Löwen offiziell wiedereröffnet. STP

