Das Haus am Berg-Isel-Weg

Das Schützenhaus in Bregenz galt einst als eine der modernsten Schießanlagen in der Monarchie.
Bregenz Das „Haus am Berg Isel“: Einst war es ein pulsierender Treffpunkt für Generationen von Jugendlichen und Szenegängern in Bregenz, heute ist es ein stilles, verlassenes Gebäude. Ursprünglich diente es als Schützenhaus und später als Gasthaus. Mit der Zeit hat dieses historische Gebäude viele Wandlungen erlebt.
Der Name „Berg Isel“ ruft häufig die Erinnerung an die Tiroler Freiheitskämpfe um 1809 hervor, in denen Andreas Hofer auf dem gleichnamigen Berg in Innsbruck heroische Schlachten gegen die Bayern und Franzosen schlug. Drei Schlachten gewonnen, die vierte verloren – und damit war sein Schicksal besiegelt zu Mantua in Banden. Hofer wurde vor ein Erschießungskommando gestellt.
Schießen als Fertigkeit
Doch auch Bregenz hat seinen „Berg Isel“. In den 1840er-Jahren wurde dem Militär in Bregenz erlaubt, Schießübungen auf dem „städtischen Weideplatz am Stockach“ durchzuführen. Der alte Flurname Stockach deutet auf eine Form der Rodung hin, bei der die Stöcke, genauer gesagt die Wurzelstöcke, stehen gelassen wurden. Dieser Ort bekam bald den symbolträchtigen Namen „Berg Isel“.
Schießen war nicht nur ein geselliger Zeitvertreib, sondern in Kriegszeiten eine lebensnotwendige Fertigkeit. Rund 150 gut erhaltene Schützenscheiben zeugen von der Ernsthaftigkeit dieser Übungen, bei denen die Einschusslöcher sorgfältig nummeriert und mit den Namen versehen wurden. Bezüglich der Verteidigung der Stadt war die Schützenbruderschaft von Bregenz, gegründet im Jahr 1498, von großer Bedeutung. Ihr erster Schießstand befand sich auf dem Gut Mildenberg, später zog man in die Schießstätte am See um. Das wohl bekannteste Schützenhaus, das in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu einem gesellschaftlichen Zentrum avancierte, lag an der unteren Riedgasse. Von hier aus schossen die Schützen auf den Bodensee hinaus, wo die Ziele auf Pfählen montiert waren. Der Zieler konnte die Scheiben nur über einen Steg erreichen.
Modernstes Schützenhaus
Die Modernisierung machte auch vor dem Schützenwesen nicht halt. Im Jahr 1871 musste das geliebte Schützenhaus dem Bau der Vorarlberger Bahn weichen. Ein neuer Schießstand am Berg Isel, damals eine der modernsten Anlagen in der Monarchie, wurde 1880 eröffnet. Doch die Bregenzer Schützen fanden sich vorübergehend in einer bescheidenen Holzhütte zurecht. Für viele Generationen war das „Isel“ über den Dächern von Bregenz der Jugend- und Szenetreff schlechthin.
Vor etwa 15 Jahren endete die Party. Was einst Treffpunkt für Geselligkeit und Feierlichkeiten war, ist das „Isel“ heute ein Domizil der traditionellen Studentenverbindung Kustersberg, die sich seit 100 Jahren entwickelt hat. MEC