Ein Kunsttausch in der Stunde null

Gernot Riedmann und Angelo Roventa zelebrierten diese besondere Aktion in der Neujahrsnacht.
Dornbirn, Lustenau Die Tatsache, dass es genau in der Stunde null des noch jungen Jahres an der KunstVitrine in der Hatlerstraße 10 zum geplanten Kunsttausch kam, habe für die Beteiligten, wie sie sagen, auch eine astrologische Bedeutung. Außerdem gibt es dazu diese bemerkenswerte Vorgeschichte. Oft lernen sich Menschen ja an ungewöhnlichen Orten kennen, ob man nun an den Zufall glaubt oder nicht. Vor zweieinhalb Jahren standen die Kunstschaffenden Gernot Riedmann und Angelo Roventa in der Warteschlange eines Einkaufszentrums. Was sie verband, war der Wunsch, dort eine Corona-Impfung zu bekommen.
Gemeinsamer Nenner ist die Kunst
Intuitiv spürten die beiden Männer, dass sie mehr Gemeinsamkeiten hatten als nur diese Impfung. „Nach einem zunächst belanglosen Gespräch erfuhren wir mehr voneinander“, erzählt Angelo Roventa und schnell war klar, dass man sich bereits indirekt kannte. „Ich kannte Gernot Riedmanns Arbeiten aus den Medien und er war auch mit meinen Arbeiten im öffentlichen Raum vertraut“, bestätigt der in Dornbirn lebende Roventa. Fortan blieben die beiden Künstler in Verbindung, trafen sich zu diversen Anlässen und tauschten sich über ihre Arbeit aus.
Übergabe wurde öffentlich gefeiert
Der Lustenauer Gernot Riedmann bezeichnet einen Kunsttausch als intensive Auseinandersetzung mit Künstlerkolleginnen und -kollegen und die gute Erfahrung damit gebe ihm recht. Den Vorschlag machte er auch Roventa. Dieser war ohne zu zögern einverstanden, und „zu meiner Überraschung bot mir Angelo die Skulptur Nr. 9 aus seiner Ovoid-Serie an“. Die Freude darüber sei deshalb groß, weil dieses 1000 Kilogramm schwere Ei aus Beton als Blickfang vor dem neu errichteten Haus von Riedmanns Tochter Birgit einen besonderen Platz bekomme. Im Gegenzug erhält Roventa zwei ausdrucksstarke Tafeln aus Holz aus Riedmanns Ahnenzyklus. Die Arbeiten „Der Tod und das Mädchen“ und „Frau mit Vogel“ sind mit der Kettensäge bearbeitet und übermalt. Im Atelier von Angelo Roventa sei ihnen ein guter Platz gewiss. Die beiden Künstler sind sich einig, dass bei einer derartigen Aktion der materielle Wert nicht entscheidend sei. Es gehe vielmehr um die gegenseitige Wertschätzung und darum, „dass man von der künstlerischen Arbeit des jeweils anderen voll überzeugt sein muss“, betont Riedmann. Begleitet von Feuerwerken in der ganzen Stadt wurde der Jahreswechsel eingeläutet und der Kunsttausch gemeinsam mit Familie und Freunden am 1. Jänner um null Uhr gefeiert. erh
