Die Werkraumschule Bregenzerwald: Eine Antwort auf den Fachkräftemangel

Heimat / 11.07.2023 • 11:19 Uhr
Mit 32 Schülerinnen und Schülern war die Klasse im Herbst 2020 gestartet, mit 30 schloss sie ab. Bestätigung dafür, dass das Konzept richtig ist. <span class="copyright">STP/6</span>
Mit 32 Schülerinnen und Schülern war die Klasse im Herbst 2020 gestartet, mit 30 schloss sie ab. Bestätigung dafür, dass das Konzept richtig ist. STP/6

Der fünfte Jahrgang des innovativen Bildungsmodells der Werkraumschule in Bezau feierte den Abschluss der ersten Ausbildungsphase.

Bezau, Schetteregg „In Zeiten des zunehmenden Facharbeitermangels ist es besonders in Regionen wie dem Bregenzerwald immer schwieriger, Lehrlinge zu finden”, meint Fredy Kloser im Gespräch mit der VN-Heimat. Er fügt hinzu, dass einem das Herz aufgehe, wenn man diese fröhliche Schar Jugendlicher sehe, die mit ihren Eltern den Abschluss des ersten Teils der Werkraumschule feiert, um in die Lehre zu starten.

KV Martina Heinzle gab ihrer Klasse als symbolische Erinnerung an die Schulzeit einen Bergahorn-Setzling mit auf den Weg.
KV Martina Heinzle gab ihrer Klasse als symbolische Erinnerung an die Schulzeit einen Bergahorn-Setzling mit auf den Weg.

Engagement für die Zukunft

Fredy Kloser ist sich bewusst, dass die Zukunft der Wälder Handwerksbetriebe untrennbar mit dem Facharbeiternachwuchs zusammenhängt und begrüßt und unterstützt deshalb jede Initiative, die dazu beiträgt, Jugendliche in eine entsprechende Ausbildung zu bringen.

Aus diesem Grund hat er auch in der neuen Werkraum-Führung Verantwortung übernommen. Er möchte in dieser neuen Funktion insbesondere – oder gerade – im Lehrlingsbereich mitarbeiten und dazu beitragen, dass die Facharbeiterausbildung positiv und im Interesse des Wälder Handwerks entwickelt wird.

Fredy Kloser: „Die Werkraumschule ist eine hervorragende Plattform, Jugendliche für die Lehre zu gewinnen.“
Fredy Kloser: „Die Werkraumschule ist eine hervorragende Plattform, Jugendliche für die Lehre zu gewinnen.“

Kloser, seit einigen Jahren Mitbesitzer und zusammen mit seinem Kollegen Josef Steurer auch Co-Geschäftsführer von Gerola Metalltechnik, die in Langenegg zwei Dutzend Mitarbeiter beschäftigt, ist mit dem Problem des Facharbeitermangels hautnah konfrontiert und setzt sich deshalb besonders für die Werkraumschule ein: “Dieses Modell verbindet die Handelsschule und Lehre ideal und ist deshalb ein Glücksfall für’s Handwerk in der Talschaft.”

Große Betriebe am Land hätten es da mit eigenen Lehrlingsabteilungen viel einfacher, um Lehrlinge zu werben. In der Region müsse man alternative Wege beschreiten – eben auch über die Werkraumschule.

Sie waren am erfolgreichsten unterwegs: Janine Dekker, Marlene und Theresia Mohr sowie Sebastian Ritlop schlossen mit ausgezeichnetem, Simon Wirth und Simon Heidegger mit gutem Erfolg ab.
Sie waren am erfolgreichsten unterwegs: Janine Dekker, Marlene und Theresia Mohr sowie Sebastian Ritlop schlossen mit ausgezeichnetem, Simon Wirth und Simon Heidegger mit gutem Erfolg ab.

Deutlicher Nutzen

Sein Kollege Stephan Muxel vom anderen Ende der Talschaft argumentiert ähnlich. Der Chef eines Holzbaubetriebs in Au wird vom Lehrlings-Thema gleich dreifach tangiert: als Vater, als Firmenchef und als Werkraum-Mitglied.

Erst dieser Tage hat sein ehemaliger Lehrling und Werkraumschüler Tobias Moosbrugger die Gesellenprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert und im Herbst werden gleich drei Werkraumschüler in seinem Betrieb mit knapp 20 Mitarbeitern die Lehre beginnen – neben seinem Sohn Marco auch Maximilian Ganthaler aus Au und Silvan Türtscher aus Damüls.

Da erübrigt sich die Frage nach seiner Meinung zur Werkraumschule: “Sie ist für das Wälder Handwerk unverzichtbar”, ist er total überzeugt.

Zur Erinnerung Klasse bekamen Direktor Hammerer und KV Heinzle die Dokumentation „Werkraum adieu!“
Zur Erinnerung Klasse bekamen Direktor Hammerer und KV Heinzle die Dokumentation „Werkraum adieu!“

Feierlicher Ausklang

Der Abschlussabend im Schetteregger Hof bot nicht nur Anlass über das Erfolgsmodell Werkraumschule zu diskutieren, sondern war auch Anlass zum Feiern. Besonderen Grund dazu hatten Janine Dekker, Marlene Mohr, Theresia Mohr und Sebastian Ritlop, deren Handelsschul-Abschlusszeugnis den Vermerk “mit ausgezeichnetem Erfolg” trug.

Direktor Hammerer: „Werkraumschule lässt mehrere Wege offen – Abschluss als ,normale‘ Handelsschule, jederzeit Umstieg auf HAK oder auch Lehre und Matura.“
Direktor Hammerer: „Werkraumschule lässt mehrere Wege offen – Abschluss als ,normale‘ Handelsschule, jederzeit Umstieg auf HAK oder auch Lehre und Matura.“

Simon Heidegger und Simon Wirth erhielten von Klassenvorständin Martina Heinzle und Direktor Mario Hammerer Zeugnisse, die “guten Erfolg” bescheinigten. Mit dem Zeugnis erhielten die Absolventinnen und Absolventen einen Bergahorn-Setzling, der wachsen und gedeihen möge und zeitlebens an die Schulzeit erinnern soll. Zur Erinnerung erhielten die Lehrerinnen und Lehrer die Dokumentation “Werkraum adieu!”. STP

Im stimmungsvollen Ambiente des Schetteregger Hofs verabschiedete Direktor Hammerer die Handelsschul-Abschlussklasse in die Lehre.
Im stimmungsvollen Ambiente des Schetteregger Hofs verabschiedete Direktor Hammerer die Handelsschul-Abschlussklasse in die Lehre.