Haitingerhaus Bregenz: Einst Herberge für Kunstbeflissene

Ein wenig versteckt in einer Seitengasse befindet sich das geschichtsträchtige Haus in der Dr.-Anton-Schneider-Straße mit der Hausnummer 18.
Bregenz An der Anton-Schneider-Straße 18 in Bregenz, unmittelbar an der Ecke zur Brandgasse, thront das sogenannte Haitingerhaus. Es ist ein bemerkenswertes Bauwerk aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und gehört zu den herausragenden Kunstdenkmälern Vorarlbergs.

Im Jahr 1723 befand sich das Haus im Besitz von Georg Adam Wocher aus Oberlochau, einem angesehenen Rat des Deutschen Ordens und Obervogt zu Achberg. Vor ihm hatte es Johann Georg Amann verkauft.

Die Geschichte des Hauses ist geprägt von wechselnden Besitzern, darunter auch die Stadt Bregenz, die es 1788 erwarb und später an den renommierten Kunsthändler Joseph Anton Kauffmann aus Schwarzenberg versteigerte. Joseph Anton Kauffmann war der Neffe der berühmten Malerin Angelika Kauffmann, und unter seiner Ägide erfuhr das Haus eine Zeit des künstlerischen Aufschwungs.

Im Jahr 1838 ging das Haus in den Besitz des Handelsmannes Johann Baptist Haitinger über, einem Mitglied einer angesehenen Bregenzer Patrizierfamilie. Die Haitingers waren über Generationen hinweg im Stadtrat vertreten und prägten die Geschichte von Bregenz. Der Name “Haitingerhaus” wurde beibehalten und ist auch heute noch mit dem Gebäude verbunden, was die Kontinuität der historischen Verbundenheit mit der Familie Haitinger verdeutlicht.

Behutsame Restaurierung
Das dreigeschossige, dreiachsige Haus besitzt ein stark geknicktes Satteldach mit weit vorspringendem gekehltem Dachgesims. Die Fenster mit Sprossenteilung und Klapp- oder Jalousieläden zeigen barock gemalte Fensterumrahmungen. An den Hausecken sieht man gemalte Pilaster mit gebälktragenden Atlanten. Das Türblatt im Sandsteinrundbogenportal stammt vom Ende des 18. Jahrhunderts.

Besonders die Fassade des Bauwerks ist für die Landeshauptstadt und die gesamte Region von kulturhistorischer Einmaligkeit. Dieser Einzigartigkeit wurde durch eine umfassende Restaurierung im Jahr 2000 Rechnung getragen. Damals wurden 700.000 Schilling brutto für die Sanierung veranschlagt, die Stadt Bregenz beteiligte sich mit 525.000 Schilling an den Kosten, den Rest übernahm Gilbert Müller aus Fraxern als damaliger Eigentümer.

Die ersten Instandsetzungsarbeiten begannen bereits 1992, initiiert durch das Ehepaar Miltner. Hierbei wurden Mauern trockengelegt, Verputzarbeiten durchgeführt, Fenster und Türen saniert und die gesamte Haustechnik von der Heizung bis zu den Gas-, Wasser- und Elektroleitungen erneuert.

Auffallende äußere Merkmale des Hauses sind das Sandstein-Rundbogenportal mit seiner Tür aus dem 18. Jahrhundert, die kunstvoll gemalten Fensterumrahmungen und die gebälktragenden Atlanten an der Hausecke sowie die pompejanisch rote Grundfarbe.

Seit November 2000 erstrahlt das Haus in seiner alten Pracht. 2009 erwarb Baumeister Martin Burtscher das Erdgeschoss und das Dachgeschoss des Hauses. In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wurden diese Teile restauriert und zu einem Yogastudio im Dachgeschoss und einem Geschäftslokal im Erdgeschoss umgebaut.

„Heute verbindet sich im denkmalgeschützten Haus barocke Architektur mit modernem Lebensgefühl“, sagt Annemarie Burtscher, die seit über 15 Jahren ihr Yogastudio „Yoga Balance“ im Dachgeschoss betreibt. Im Erdgeschoss ist das Modegeschäft „Per Lei“ untergebracht, die Wohnungen dazwischen werden von Privatpersonen bewohnt. MEC