Der Zauber der Vorweihnachtszeit

Cornelia Caldonazzi organisiert einen Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art in der Artenne Nenzing.
SCHLINS/Nenzing Die Pädagogin Cornelia Caldonazzi ist Gründerin der mittlerweile seit sechs Jahren bestehenden „Greenhill School“ in Kaschmir. Um so ein nachhaltiges und wirkungsvolles Projekt wie die Gründung einer Schule verfolgen zu können, braucht es eine entsprechenden Organisationsfähigkeit, dazu viel Beharrlichkeit, Geduld, Gelassenheit – und eine Vision. Über diese Talente verfügt zweifelsohne die sympathische Schlinserin. Wenn sie ein Ziel verfolgt, dann geschieht dies auf ihre spezifische Weise, nämlich sehr beharrlich, durchdacht, ihr weit verbreitetes Netzwerk nutzend, jedoch auch offen für Spontanes und Unkonventionelles. Aktuell bringt sie ihre Fähigkeiten in die Organisation des Weihnachtsmarkts „Weihnachtszauber“, der am 2. und 3. Dezember jeweils von 10 bis 17 Uhr in der Artenne in Nenzing stattfindet, ein.
Frau Caldonazzi, was hat sie veranlasst, einen Weihnachtsmarkt zu organisieren?
CALDONAZZI Im vergangenen Mai haben Michaela Kyllönen, Simone Neier und ich im Rahmen des Festivals der Weiblichkeit zusammen einen Markt im legendären Garten des Freihofs in Sulz organisiert, der sehr gut angekommen ist. Ursprünglich wollten wir an jenem besonderen Ort auch einen Weihnachtsmarkt veranstalten. Es kamen jedoch zu wenige Anmeldungen herein, sodass wir absagen mussten. Doch die Idee eines „besonderen Weihnachtsmarktes“ – obwohl es viele schöne Weihnachtsmärkte gibt – ließ mich nicht los. Das „Besondere“ bezieht sich für mich auf den Ort und da gibt es einen, den ich sehr mag: die Artenne Nenzing mit dem einzigartigen Ambiente. Die Artenne, nun schon seit über 25 Jahren als Kulturstätte bekannt, wird in den nächsten Jahren umgestaltet beziehungsweise verkleinert. So träumte ich davon, nochmals alle Räume für einen Weihnachtsmarkt bespielen zu können.
„Weihnachtszauber“ ist ein Weihnachtsmarkt abseits der allgegenwärtigen klischeehaften Vorstellungen. Was macht Ihren Weihnachtsmarkt so besonders?
CALDONAZZI Zum einen ist es eben dieser besondere Ort. Weiters gibt es zu all den wunderbaren Ausstellern und Ausstellerinnen auch literarische und musikalische Beiträge, beispielsweise Texte von Monika Wehinger und Musik von Gaul & Co, am Sonntag um 15.00 Uhr. Zudem soll der Markt am Samstag um 10.00 Uhr von Bläsern feierlich eröffnet werden. Dies alles trägt zum Zauber der Vorweihnachtszeit bei. Für mich ist es auch immer wichtig, dass Menschen die Gelegenheit haben, sich zu unterhalten. Sich eine Aus-Zeit nehmen, um schöne Dinge und feine Begegnungen zu genießen, ist definitiv eine Qualität, die uns guttut.
Wie gingen Sie denn bei der Auswahl der Aussteller vor? Welche Aspekte wurden von Ihnen im Besonderen berücksichtigt?
CALDONAZZI Eigentlich habe ich als Organisatorin von Märkten noch nicht viel Erfahrung. Ich habe im Rahmen meiner Kashmir-Vorträge Bazare veranstaltet, zudem konnte ich zwei Mal in der Vorweihnachtszeit leere Geschäftslokale in Bludenz bespielen, was mir viel Freude bereitet hat. Ich suchte gezielt nach kreativen, künstlerischen Menschen, um eine bunte Vielfalt an Angeboten zu erreichen. Alle Aussteller und Ausstellerinnen, die hier ihre Werke präsentieren sind auf eine Art künstlerisch tätig. Sie haben eine Idee, ein bevorzugtes Material, ihre großen Fertigkeiten auf diesem Gebiet und die Leidenschaft zu diesem Tun. Ich bewundere diese Kreativität und diese Fähigkeiten.
Gibt es bei Ihrem Markt auch ein kulinarisches Angebot? Und den nahezu obligatorischen Glühwein?
CALDONAZZI Die Artenne verfügt über den einzigartigen Schatz eines eigenen Kochhauses, dem alten, wunderschön renovierten Waschhaus. Dort werden wir Köstlichkeiten wie Suppen, Currys und Speisen aus Kaschmir anbieten, sowie Kaffee und Kuchen und natürlich auch einen heimischen Glühmost. Der Erlös ergeht an die „Greenhill School“ in Kaschmir.
Noch eine etwas persönliche Frage: Was bedeutet Weihnachten für Sie?
CALDONAZZI Weihnachten ist für mich ein emotional sehr positiv besetztes Fest. Ich erinnere mich an wunderschöne Zeiten mit meinen Eltern und Geschwistern, wo gesungen und musiziert wurde. Das nahm ich auch mit in meine eigene Familie. Selbst als ich mit meinem Sohn allein feierte, sangen wir Weihnachtslieder, mein Sohn spielte seine zwei Klavierstücke und dann genossen wir das traditionelle Fondue, bevor wir uns mit den Familien meiner Geschwister, sofern sie in der Nähe waren, bei meinen Eltern trafen. Seit einigen Jahren finden diese Treffen, die inzwischen rund dreißig Menschen umfassen, am 1. Weihnachtstag bei meiner Schwester statt. Wir kochen und essen zusammen, reden lachen, spielen Schach. Dann kommt das Familienfoto – zum späteren Vergleichen – auf den Stufen zum Wohnzimmer, bevor wir Weihnachtslieder, auch mit vielen Strophen, singen und die Kinder beschenken, wir Erwachsenen wichteln.
Und wie werden Sie den Weihnachtsabend verbringen?
CALDONAZZI Den Weihnachtsabend verbringe ich seit ein paar Jahren mit meinem betagten Vater und der jeweiligen Pflegerin. Er beobachtet mich sehr genau beim Schmücken des Christbaums. Für meine achtjährige Enkelin beschenke auch diesmal wieder eine äthiopische Familie mit einem Tier. Pia hat sich für zwei Ziegen entschieden, weil sie selber gerne eine hätte. Letztes Jahr war es ein Schaf, für Fleisch, Milch und Wolle.
Sie haben mit der Gründung der „Greenhill School“ in Kaschmir etwas ganz Besonderes geleistet. Wie ist dort der aktuelle Stand der Dinge?
CALDONAZZI Im neuen Schulgebäude wird seit 2020 unterrichtet. Wir konnten die Schule inzwischen auch mit Schulmöbeln ausstatten. Im aktuellen Schuljahr zählten wir 106 SchülerInnen, die auf eine Kindergarten- und Vorschulgruppe, sowie auf die Klassen 1 bis 5 aufgeteilt sind. Es freut mich besonders, dass sich die schulische Bildung nun schon bei den Kleinen zu etablieren beginnt. Leider unterstützt uns der Staat immer noch nicht, was bedeutet, dass ich die Gehälter der Lehrpersonen, die Schulbücher, den Erhalt des Gebäudes aus eigenen Mitteln und Spendengeldern begleichen muss. Deshalb bin ich natürlich immer dankbar und froh über jegliche Spenden. BI
Zur Person
CORNELIA CALDONAZZI
GEBOREN 1958
FAMILIE Ein Sohn und eine Enkelin
WOHNORT Schlins
BERUFLICHER WERDEGANG VS Lehrerin, Beratungslehrerin, seit 2022 Pensionistin
HOBBYS Reisen, Kennenlernen neuer Kulturen und Menschen
LEBENSMOTTO “No one has ever become poor by giving” (Anne Frank)
Spendenkonto für die „Greenhill School“: Cornelia Caldonazzi, AT98 3745 8000 0104 4528