Vom Kutschenhorn zum Telefon: Die Geschichte des Postamts in Lauterach

Heimat / 04.12.2023 • 14:30 Uhr
Das Postamt im Wandel: Von 1868 bis 1914 – Eröffnung des ersten Amtes im Jahr 1868, ursprünglich ansässig im Haus an der Kreuzung von Lerchenauer Straße und Bundesstraße.<span class="copyright"> CHronik Lauterach</span>
Das Postamt im Wandel: Von 1868 bis 1914 – Eröffnung des ersten Amtes im Jahr 1868, ursprünglich ansässig im Haus an der Kreuzung von Lerchenauer Straße und Bundesstraße. CHronik Lauterach

Im Jahr 1868 wurde in Lauterach das erste Postamt eröffnet, damals mit nur einem Postmeister, der die Briefe höchstpersönlich austrug.

Lauterach Die Posthistorie von Lauterach ist eng mit der Ära Kaiserin Maria Theresias verbunden. Bereits im Jahre 1771 wurden die ersten Postämter in Feldkirch, Hohenems und Bregenz errichtet, und Lauterach wurde zum Durchzugsort für den Postwagen, der am Arlberg über Lindau, Kempten, Reutte Richtung Innsbruck auswich.

Vom Gasthaus Krönele zum Postamt (1914-1964): Das Postamt erlebte zahlreiche Veränderungen, von der Einführung von Diensten bis zur Modernisierung der Telefonanlagen.<span class="copyright"> Chronik Lauterach</span>
Vom Gasthaus Krönele zum Postamt (1914-1964): Das Postamt erlebte zahlreiche Veränderungen, von der Einführung von Diensten bis zur Modernisierung der Telefonanlagen. Chronik Lauterach

Mit einem lauten Hornsignal kündigte der Postbote seine Ankunft an, während er mit seinem Zweispänner durch das Dorf zur Brücke eilte. Eine dramatische Episode ereignete sich 1837, als die Achbrücke einstürzte, der Postbote sich retten konnte, aber die Pferde in den Fluten umkamen.

Josef Schönenberger, Lehrer und Organist, wurde der erste K. und K. Postmeister, der die Briefe noch selbst austrug. Sein Sohn Theodor Schönenberger folgte ihm und führte bereits zu Beginn Postanweisungen durch.

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Am 12. Januar 1883 wurde der Postsparkassendienst eingeführt, gefolgt vom Telefon- und Telegraphendienst am 5. September 1904. Die Gemeinde bezahlte dafür 200 Kronen Erstellungsbetrag. Gleichzeitig wurde beim Amt eine öffentliche Sprechstelle eingerichtet, welche das Gemeindebudget mit 400 Kronen belastete. Die Verbindungen wurden händisch durch Einstecken von Stöpseln hergestellt. Nur wenige Geschäftsleute und das Gemeindeamt besaßen ein Telefon.

Der Amtsraum des alten Postamtes: Ein Blick in diese Vergangenheit offenbart die postalische Entwicklung und die Verbindung zwischen dem Postamt und der Gemeindegeschichte von Lauterach.  <span class="copyright">Chronik Lauterach</span>
Der Amtsraum des alten Postamtes: Ein Blick in diese Vergangenheit offenbart die postalische Entwicklung und die Verbindung zwischen dem Postamt und der Gemeindegeschichte von Lauterach. Chronik Lauterach

Herausforderungen im Postbetrieb

Die Entwicklung des Postwesens spiegelte sich auch in der Infrastruktur wider. 1906 erhielt Postmeister Theo Schönenberger von der Postdirektion Innsbruck den Auftrag, einen Postboten einzustellen. Er musste diesem auf eigene Kosten eine Uniform beschaffen, aber fortan wurde die Post zweimal täglich ausgetragen. Der erste Briefbote war der umtriebige Maler „Kolp“. 1904 organisierte er einen großen Faschingsumzug, später trat er in eine Ordensgemeinschaft ein und wanderte schließlich nach Südamerika aus. Der zweite Postbote hieß Xaver Weiß, er trug die Briefe bereits per Fahrrad aus und wurde von seiner Schwester unterstützt. Die Entfernung zum Bahnhof war einer der Gründe für die Verlegung des Postamtes 1914 in das Haus des Alois Müller (ehemaliges Gasthaus Krönele, später Gasthaus Bahnhof und von 1914 bis 1964 Postamt). Zur gleichen Zeit wurde Fräulein Klementine Fritz Postmeisterin, als starke Zigarettenraucherin war sie der damaligen Zeit weit voraus.

Ehemals Postamt, heute Gasthaus. Seit diesem Jahr hat das „Gasthaus Bahnhof“, einen neuen Pächter.<span class="copyright"> Gemeinde Lauterach</span>
Ehemals Postamt, heute Gasthaus. Seit diesem Jahr hat das „Gasthaus Bahnhof“, einen neuen Pächter. Gemeinde Lauterach

Innovationen im frühen 20. Jahrhundert

Am 1. Oktober 1924 wurde der Rundfunkdienst aufgenommen. Das neue Postamt von 1914 verfügte über drei Räume: Parteienraum, Amtsraum und Zustellraum. Die Telefonanlage hatte anfangs 100 Anschlüsse, aber nur zehn Verbindungen konnten gleichzeitig hergestellt werden. Im Parteiraum befand sich die aus Holz gebaute öffentliche Telefonzelle. Erst 1956 wurde das Telefon automatisiert. Der Wolfurter Briefbote holte die Post ebenfalls in Lauterach ab. Sämtliche Postsäcke und Pakete wurden auf einem Zweirädler zur Bahn geschoben. Die Zusteller mussten nach Dienstschluss den Boden kehren und das Postamt im Winter heizen.

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Wandel und Modernisierung im Postwesen

Trotz des stetigen Anstiegs der Anforderungen lehnte die Postverwaltung den Neubau eines Postamtes nach über einem Jahr Verhandlungen ab. Erst 1964, im Zuge der Verbauung des Montfortplatzes, fand die Post in neuen Räumlichkeiten Platz. Bis 1983 arbeiteten dort neben dem Amtsleiter vier Schalterbeamte und sieben Briefträger, ein Zustellabrechner, ein Eilzusteller und ein Postpraktikant. Am 29. Mai 1983 wurde die gesamte Briefumleitung vom neuen Postamt beim Güterbahnhof Wolfurt übernommen. „Das Postamt am Montfortplatz existiert noch und ist mit Frauen besetzt“, weiß Archivarin Christine Schurr. MEC