Neuer Stützpunkt für Bergrettung Schruns-Tschagguns

Die Bergrettung Schruns-Tschagguns bekommt ein neues Bergrettungsheim. Dafür nehmen die Gemeinden 2,4 Millionen Euro in die Hand.
Tschagguns 190 Quadratkilometer, von Grenze Tirol zur Grenze Schweiz: So groß ist das Gebiet der Bergrettung Ortsstelle Schruns-Tschagguns, die für die Gemeinden Schruns, Tschagguns, Silbertal und Bartholomäberg zuständig ist. Die Anforderungen und Einsätze steigen, sodass die Ortsstelle Schruns-Tschagguns ein neues Bergrettungsheim benötigt. Knapp 2,4 Millionen Euro müssen die Gemeinden dafür in die Hand nehmen. Beim Aufteilungsschlüssel habe man laut Bürgermeister Herbert Bitschnau ziemlich lang diskutiert. „Jetzt haben wir einen Schlüssel gefunden, der gerade noch tragbar ist.“ Dieser bezieht sich auf die Einwohnerzahl und nicht auf die Anzahl der Einsätze pro Gemeinde. Dabei übernimmt Tschagguns mit 952.000 Euro die meisten Kosten, dicht gefolgt von Schruns mit 833.000 Euro. Silbertal und Bartholomäberg zahlen jeweils 12,5 Prozent der Kosten.


Platznot nicht das einzige Problem
Obmann der Bergrettung Schruns-Tschagguns, Rupert Pfefferkorn, führte der Gemeindevertretung die prekäre Lage vor Augen: Seit 1978 befindet sich die Bergrettung im Kellergeschoss der Tschaggunser Feuerwehr. Die Bergrettung hatte damals die Hälfte an Mitglieder wie jetzt (aktuell sind es 56 Mitglieder), nur neun Einsätze im Jahr und kein eigenes Auto. Das hat sich über die Jahre jedoch grundlegend verändert. Jetzt wird es eng.

Der Mannschaftsraum und das Materiallager sind mittlerweile zu klein. Die Mannesausrüstung ist nicht im Depot lagerbar und muss daheim verstaut werden. Die Garagen für die – zum Teil recht alten – Rettungsfahrzeuge haben nicht nur eine schwierige, enge Zufahrt, sondern sind auch verstreut und angemietet. Die Garage in Latschau, die von den illwerken vkw angemietet ist, wird die Bergrettung aber aus einsatztaktischen Gründen behalten.


Es gibt zudem keinen getrennten Einsatzleitraum und der Hubschrauberlandeplatz ist nicht ideal, weil dort die Alpakas stehen. Auch die Sanitäranlagen sind unzureichend, gibt es doch nur eine Toilette für alle. Was noch hinzukommt ist, dass die Feuerwehr einen immer höheren Platzbedarf hat und eigentlich die Räumlichkeiten der Bergrettung selbst benötigt.

Bereits vor zehn Jahren hat die Bergrettung damit angefangen, nach einer Lösung zu suchen. Mehrere Standorte wurden überprüft, auch Neubauten kamen infrage. Schlussendlich hat man sich aber für die bestehende Büchel-Garage entschieden, die man nur adaptieren muss. Von der Lage her ist die Büchel-Garage, Baujahr 1970, am Ortsrand in der Nähe der Ill ideal. Die Zufahrt ist hier über die Sandstraße möglich und direkt davor kann der Hubschrauber auf der Wiese landen. Die Garage deckt den Platzbedarf der Bergrettung Schruns-Tschagguns ab und mit den Umbauarbeiten kann direkt begonnen werden, sobald die Gemeinde das Objekt, in dem sich auch Privatwohnungen befinden, gekauft hat. Ein paar Adaptierungen sind notwendig, damit die Bergrettung dort einziehen kann. So soll eine Zwischendecke eingezogen werden und auch ein kleiner Anbau ist geplant.

Im Erdgeschoss würden dann die Lagerräume für die Mannschaftsausrüstung entstehen, die Toiletten sind weiter hinten im Gebäude und oben befindet sich dann der Mannschaftsraum, wo auch Schulungen abgehalten werden können.

“Vollkaskomentalität”
Rupert Pfefferkorn sagt, dass die Einsätze in den letzten fünf Jahren um zehn Prozent gestiegen sind. Das liegt auch daran, dass mittlerweile mehr Menschen in den Bergen unterwegs sind. Das hat sich durch Corona und den E-Bike-Trend verschärft. „Wir leben in einer Vollkaskomentalität. Es wird immer mehr Blödsinn geflogen“, so Rupert Pfefferkorn. Jeden zweiten Tag wird im Gebiet der Bergrettung Schruns-Tschagguns ein Notarzthubschrauber gebraucht. 4500 Stunden waren die Bergretter 2022 im Einsatz, dazu zählen auch Übungen, Kurse, Schulungen, Sanitätsdienste bei Großveranstaltungen, präventive Maßnahmen wie LVS-Training und Pistenrettungsdienste. Eine Trainingsanlage zur Seilbahnbergung hat die Bergrettung zu 100 Prozent eigenfinanziert.

Auch das neue Bergrettungsheim wird hauptsächlich in Eigenleistung hergerichtet, sodass wenige Arbeiten an externe Firmen vergeben werden müssen. „Wir haben aus allen Gewerken Leute bei der Bergrettung, die sich einbringen können“, sagt Rupert Pfefferkorn. „Ich habe eine Mannschaft, die will. Wir sind interessiert daran, sehr schnell weiterzukommen.“
Vizebürgermeister Gerhard Vonier weiß, dass der jetzige Standort „eine Katastrophe“ und „nicht mehr zeitgemäß“ sei. Auf Nachfrage von Egon Pfefferkorn, ob es nicht Sponsoren gäbe, die mitinvestieren wollen, entgegnet Bürgermeister Herbert Bitschnau, dass er bereits Gespräche mit ihnen geführt habe. Von den illwerken vkw und von GSL Tourismus gebe es bereits Zusagen.

Die Gemeindevertretungen aller vier Gemeinden haben bereits einen Grundsatzbeschluss gefasst. Jetzt müssen sie das Projekt noch einmal mit den konkreten Zahlen und Details beschließen, dann erst wird Tschagguns aktiv und kauft das Gebäude.