Das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen

Nikola Bartenbach und Tabea Martin präsentieren in ihrer Ausstellung „• das Wir“ einen Dialog zwischen Fotografie und Skulptur.
THÜRINGEN Welche Bedeutung hat ein „Wir“ in einer modernen Gesellschaft, die trotz aller medialen Neuerungen wie etwa den sozialen Medien immer mehr zu einer Vereinsamung von Menschen führt? In welcher Form kann ein „Wir“ entstehen? Tabea Martin und Nikola Bartenbach haben sich in künstlerischer Form Gedanken darüber gemacht. Das Ergebnis ihres Austausches, ebenfalls ein „Wir“, ist ab kommenden Donnerstag in der Villa Falkenhorst in Thüringen zu sehen. Die beiden Künstler präsentieren unter dem Titel „• das Wir“ einen kraftvollen Dialog zwischen der zweidimensionalen Welt der Bilder und der plastischen Form der Skulpturen.
Ein Moment der Authenzität
Tabea Martin stellt mit ihren Fotografien die Betrachter vor die Frage: Wer sind wir, wenn wir uns durch die Linse der Fotografie betrachten? Ihre Werke führen durch ein Kaleidoskop von Frauenporträts, die nicht nur äußerliche Schönheit zeigen, sondern tiefe Einblicke in die Vielfalt der weiblichen Erfahrungen gewähren. Jede Fotografie erzählt eine eigene Geschichte, einfühlsam komponiert und eingefangen im Moment der Authentizität. Tabea Martins Arbeit schafft eine Verbindung zwischen dem Betrachter und der vielschichtigen Welt der Frauen, indem sie dazu auffordert, hinter die Oberfläche zu schauen und die Schönheit in der Vielfalt menschlicher Erfahrungen zu erkennen. Die Künstlerin verbindet als selbstständige Designerin und Fotografin Design und Fotografie mit einer tiefen Leidenschaft für Innovation und Authentizität. Als Leica Ambassador setzt sie sich besonders für die Sichtbarkeit von Frauen in der Fotografie ein, einem Bereich, der traditionell männerdominiert ist. Ihre Spezialisierung auf Porträt- und Dokumentationsfotografie ermöglicht es ihr, authentische Geschichten und Emotionen einzufangen und näher an die Menschen zu bringen. „Mein Stil in der Fotografie ist tief in der Beobachtung des Alltäglichen verwurzelt, doch durch meine Linse wird das Gewöhnliche außergewöhnlich. Ich sehe die Welt intensiver, finde Geschichten in den unscheinbarsten Momenten und drücke durch meine Bilder aus, was ich fühle und sehe. Mein Ziel ist es, Verbindungen zu schaffen, die Vielfalt menschlicher Erfahrungen einzufangen und die Kommunikationsfläche ‚Fotografie‘ in ihrer absurden Größe auch für kritische Themen zu nutzen“, erläutert Tabea Martin ihre Zugangsweise in der künstlerischen Fotografie.
Mut zu Neuem
Nikola Bartenbach hat sich mittlerweile in der Region als Künstler profiliert. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zeugen von einer vielseitigen Schaffenskraft. Sein künstlerisches Oeuvre ist ein intermediales Verbundsystem aus Malerei, Grafik, Zeichnung und Skulptur. Das Fantastische erlebbar zu machen, steht für ihn in erster Linie im Fokus seiner künstlerischen Arbeit. Dabei ist es ihm ein Anliegen, dass Menschen beim Betrachten seiner Kunst mitgerissen werden. Wenn er sieht, dass die Geschichte, die hinter dem Werk steht, erkannt und weitergedacht wird, hat er genau das erreicht. Das Motto „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ ist bei jedem Werk immer wieder der Mut seine Inspirationsquelle. Ein Mut, seine Ideen in der Auseinandersetzung mit den Narrativen radikal beirrter Persönlichkeiten abzubilden. Darin sieht er das konzeptuelle Fundament seiner künstlerischen Arbeit. Auch in der aktuellen Ausstellung „• das Wir“ wagt er einen neuen Zugang: „Mit dieser Ausstellung versuche ich wieder etwas Neues. Dieses Mal arbeite ich vorwiegend reproduzierend. Gussformen, Stempeltechniken und sogar graphische Umsetzungen reproduzieren in unterschiedlichsten Materialen das anatomisch korrekte Herz. Dies spiegelt sich in wenig Farbe, dafür liegt der Fokus vermehrt auf der Formsprache.“ Die Fotografien von Tabea Martin haben ihn dazu inspiriert, die philosophische Komponente darstellen zu wollen: „Wir Menschen sind bunt, lebendig, vielfältig und doch in unserem Streben oft einheitlich. Genau das möchte ich mit meinen Skulpturen darstellen. Ich möchte einen Unterstich unter das Optische stellen und die Leute zum Nachdenken anzuregen. Wie sind wir im Kern geschaffen? Wie fühlen wir uns? Und auch: Wie nahe stehen uns die anderen?“ BI
Die Vernissage zu der Ausstellung „• das Wir“ findet am 11. April um 19 Uhr in der Villa Falkenhorst in Thüringen statt. Die Ausstellung ist bis 5. Mai zu sehen.