Vorbehalte überwinden und Chancen nützen

Heimat / 10.05.2024 • 14:53 Uhr
Vortrag von Andreas Jäger
Kulturstadtrat Cenk Dogan, Referent Andreas Jäger, Stadträtin Martina Brandstetter und Bürgermeister Simon Tschann.

Informativer Vortrag über mögliche Lösungsansätze für die Folgen des Klimawandels mit dem Meteorologen Andreas Jäger.

BLUDENZ Spannend, humorvoll, aber auch durchaus ernstzunehmend, beschäftigte sich der bekannte Fernsehmoderator und Meteorloge Andreas Jäger am vergangenen Mittwoch über die Folgen des Klimawandels und möglichen Lösungsansätzen im Rahmen eines Vortrags in der Reihe „Gesundheit im Gespräch“ in der Bludenzer Remise.

Vortrag von Andreas Jäger
Andreas Jäger gestaltete seinen Vortrag schwungvoll und interaktiv mit dem Publikum.
Vortrag von Andreas Jäger
Elmar Buda, Bludenz: Der Vortrag war von Andreas Jäger war spannend, weil auch das Publikum miteinbezogen wurde. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ideen, in welcher Form der Umweltschutz noch besser unterstützt werden kann. Diesbezüglich hat der Vortragende heute viele Fakten geliefert und mich in meinem weiteren Tun bestärkt.

Der gebürtige Hohenemser zeigte anhand von Studien und Erfahrungsberichten den Stand der Dinge auf. „Der Klimawandel passiert langsam, aber stetig,“ sagte er. Die Situation vor vierzig Jahren noch sei eine komplett andere gewesen, damals habe es nicht annähernd so viele extreme Temperaturschwankungen gegeben. Er verwies sodann auf die täglich erscheinenden Medienberichte, die sich mit dem Phänomen Klimawandel beziehungsweise Klimakrise beschäftigen. Er sehe jedoch die gegenwärtige Entwicklung und Bewegungen, die aus dieser Krise entstehen, durchaus als positiv.

Vortrag von Andreas Jäger
Walter Rhomberg, Bludenz: Es ist wichtig, dass man über das Thema diskutiert und dadurch zu mehr Klarheit kommt, da im Allgemeinen wenig fundierte Theorien herumschwirren. Der CO2 -Gehalt allein kann nicht allein das Problem sein, da dieser weltweit sehr gering ist. Der Klimawandel kann jedoch nicht einfach abgehandelt werden, es ist ein komplexes Thema.

Für ein Tempolimit auf den Straßen

Die Landwirtschaftskammer habe bis jetzt noch nicht begriffen, welches Potenzial Pflanzenkohle biete: „Das haben schon die Indianer gemacht.“ Rund die Hälfte der Fläche von Österreich ist bewaldet: „Allerdings vorwiegend mit der Fichte in Monokultur, die den stetigen Temperaturanstieg nicht aushält. Hier muss ein Umdenken her.“ Man werde ihn jetzt gleich von der Bühne holen, wenn er sich für ein Tempolimit auf 30/80/100 km/h auf Österreichs Straßen ausspreche: „Wir sind einfach noch nicht erwachsen. In anderen Ländern wie etwa in den Niederlanden funktioniert das schon lange. Es ist eine ganz einfach umzusetzende Maßnahme.“

Vortrag von Andreas Jäger
Martina Brandstetter, Stadträtin für Abfallwirtschaft, Forst- und Landwirtschaft sowie Jagd, mit ihrem Gatten Ralf findet das Thema Klimawandel grundsätzlich für alle wichtig.

In Österreich werde auch viel zu viel Kunstdünger verwendet, dabei gelte es, Humus aufzubauen. Erfolgreiche Projekte in Norwegen beweisen, dass CO2 in den Boden gedrückt werden könne. In Österreich ist diese Methode jedoch noch verboten. „Es gibt so viele Möglichkeiten, ich bin total positiv“, betonte Andreas Jäger. Es gelte, sich über Versuch und Irrtum an die verschiedenen Möglichkeiten heranzutasten.

Vortrag von Andreas Jäger
Ernst Aßmann, Ludesch: Ich kannte Andreas Jäger schon aus den Medien. Es ist sensationell, wie er Vorträge gestaltet und welche Themen er dem Publikum näherbringt. Als Geografie-Lehrer am Bundesgymnasium Bludenz beschäftige ich mich beruflich, aber auch privat, viel mit diesem Thema. So habe ich schon seit 30 Jahren ein Gründach und Photovoltaik auf dem Dach.
 

Viele erfolgversprechende Möglichkeiten

Zum Thema Auto und Verkehr merkte er an: „Verbrenner sind tot, die weitere Propagierung derer ist wie eine Leiche zum Leben zu erwecken.“ Der billigste Strom sei nach wie vor derjenige aus Photovoltaik-Anlagen, Atomstrom hingegen, wenn alle dazugehörenden Faktoren miteinberechnet werden, zu den teuersten Stromquellen. Auf eine Publikumsfrage zum Sahara-Staub meinte er, dieser führe zu einer CO2 -Bindung und dünge sogar auch den Amazonas. Die Verwitterung von Gestein führe ebenfalls zu einer CO2 -Bindung und wirke wie ein natürlicher Thermostat.

Vortrag von Andreas Jäger
Meteorologe Andreas Jäger und Regina Bertsch von der Umweltabteilung der Stadt Bludenz, die die Reihe „Umwelt im Gespräch“ organisiert.

Der Moderator kam ins Schwärmen: „Wie die Erde funktioniert, ist ein Traum. Man packt es gar nicht, was alles möglich ist.“ Der Klimawandel sei ernst – zweifelsohne – aber es gebe ganz viele Möglichkeiten, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Als eine Top-Lösung präsentierte die Agri PV, die er vor 14 Tagen besichtigt habe. Agri-Photovoltaik ist eine Technologie, die darauf abzielt, landwirtschaftliche Flächen sowohl für die Pflanzenproduktion durch Photosynthese als auch für die Gewinnung elektrischer Energie durch Photovoltaik zu nützen.

Vortrag von Andreas Jäger
David Schmidmayer, Vandans: Es war ein sehr spannender Vortrag. Komplexe Themen wurden so heruntergebrochen, dass sie leicht verständlich sind und das auf unterhaltsame Art. Was ich auch wichtig finde, war das Aufzeigen von Lösungen anhand von Beispielen. Ich wurde angeregt, mir Gedanken zu dem Thema zu machen und noch aktiver zu werden.

Zukunftsperspektiven entwickeln

Gründächer und grüne Fassaden bieten eine weitere, wertvolle Möglichkeit: „Die Bodenversiegelung ist in Österreich tatsächlich ein großes Problem. Ein Gründach bietet eine gute Pufferung für die Temperaturschwankungen und kann außerdem als Entsiegelung von Fläche gesehen werden.“ Während ein normales Dach an heißen Tagen durchaus auf 80 Grad aufheizen kann, beträgt die Hitze bei einem Gründach im Durchschnitt 30 Grad. Die Vorbehalte gegen neue Möglichkeiten nerven Andreas Jäger: „Bei der Einführung der Verpflichtung von Katalysatoren war das ähnlich. Wir haben mittlerweile doppelt so viele Autos, aber eine viel saubere Luft.“ Für ihn sind die Klimaprobleme lösbar, aber es handelt sich um langfristige Veränderungen. Maßnahmen, die jetzt gesetzt werden, brauchen mitunter Jahrzehnte, bis sie ihre Wirkung zeigen: „Das Klimasystem läuft weiter und hat einen langen Bremsweg.“ BI