Vorbehalte überwinden und Chancen nützen

Informativer Vortrag über mögliche Lösungsansätze für die Folgen des Klimawandels mit dem Meteorologen Andreas Jäger.
BLUDENZ Spannend, humorvoll, aber auch durchaus ernstzunehmend, beschäftigte sich der bekannte Fernsehmoderator und Meteorloge Andreas Jäger am vergangenen Mittwoch über die Folgen des Klimawandels und möglichen Lösungsansätzen im Rahmen eines Vortrags in der Reihe „Gesundheit im Gespräch“ in der Bludenzer Remise.


Der gebürtige Hohenemser zeigte anhand von Studien und Erfahrungsberichten den Stand der Dinge auf. „Der Klimawandel passiert langsam, aber stetig,“ sagte er. Die Situation vor vierzig Jahren noch sei eine komplett andere gewesen, damals habe es nicht annähernd so viele extreme Temperaturschwankungen gegeben. Er verwies sodann auf die täglich erscheinenden Medienberichte, die sich mit dem Phänomen Klimawandel beziehungsweise Klimakrise beschäftigen. Er sehe jedoch die gegenwärtige Entwicklung und Bewegungen, die aus dieser Krise entstehen, durchaus als positiv.

Für ein Tempolimit auf den Straßen
Die Landwirtschaftskammer habe bis jetzt noch nicht begriffen, welches Potenzial Pflanzenkohle biete: „Das haben schon die Indianer gemacht.“ Rund die Hälfte der Fläche von Österreich ist bewaldet: „Allerdings vorwiegend mit der Fichte in Monokultur, die den stetigen Temperaturanstieg nicht aushält. Hier muss ein Umdenken her.“ Man werde ihn jetzt gleich von der Bühne holen, wenn er sich für ein Tempolimit auf 30/80/100 km/h auf Österreichs Straßen ausspreche: „Wir sind einfach noch nicht erwachsen. In anderen Ländern wie etwa in den Niederlanden funktioniert das schon lange. Es ist eine ganz einfach umzusetzende Maßnahme.“

In Österreich werde auch viel zu viel Kunstdünger verwendet, dabei gelte es, Humus aufzubauen. Erfolgreiche Projekte in Norwegen beweisen, dass CO2 in den Boden gedrückt werden könne. In Österreich ist diese Methode jedoch noch verboten. „Es gibt so viele Möglichkeiten, ich bin total positiv“, betonte Andreas Jäger. Es gelte, sich über Versuch und Irrtum an die verschiedenen Möglichkeiten heranzutasten.

Viele erfolgversprechende Möglichkeiten
Zum Thema Auto und Verkehr merkte er an: „Verbrenner sind tot, die weitere Propagierung derer ist wie eine Leiche zum Leben zu erwecken.“ Der billigste Strom sei nach wie vor derjenige aus Photovoltaik-Anlagen, Atomstrom hingegen, wenn alle dazugehörenden Faktoren miteinberechnet werden, zu den teuersten Stromquellen. Auf eine Publikumsfrage zum Sahara-Staub meinte er, dieser führe zu einer CO2 -Bindung und dünge sogar auch den Amazonas. Die Verwitterung von Gestein führe ebenfalls zu einer CO2 -Bindung und wirke wie ein natürlicher Thermostat.

Der Moderator kam ins Schwärmen: „Wie die Erde funktioniert, ist ein Traum. Man packt es gar nicht, was alles möglich ist.“ Der Klimawandel sei ernst – zweifelsohne – aber es gebe ganz viele Möglichkeiten, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Als eine Top-Lösung präsentierte die Agri PV, die er vor 14 Tagen besichtigt habe. Agri-Photovoltaik ist eine Technologie, die darauf abzielt, landwirtschaftliche Flächen sowohl für die Pflanzenproduktion durch Photosynthese als auch für die Gewinnung elektrischer Energie durch Photovoltaik zu nützen.

Zukunftsperspektiven entwickeln
Gründächer und grüne Fassaden bieten eine weitere, wertvolle Möglichkeit: „Die Bodenversiegelung ist in Österreich tatsächlich ein großes Problem. Ein Gründach bietet eine gute Pufferung für die Temperaturschwankungen und kann außerdem als Entsiegelung von Fläche gesehen werden.“ Während ein normales Dach an heißen Tagen durchaus auf 80 Grad aufheizen kann, beträgt die Hitze bei einem Gründach im Durchschnitt 30 Grad. Die Vorbehalte gegen neue Möglichkeiten nerven Andreas Jäger: „Bei der Einführung der Verpflichtung von Katalysatoren war das ähnlich. Wir haben mittlerweile doppelt so viele Autos, aber eine viel saubere Luft.“ Für ihn sind die Klimaprobleme lösbar, aber es handelt sich um langfristige Veränderungen. Maßnahmen, die jetzt gesetzt werden, brauchen mitunter Jahrzehnte, bis sie ihre Wirkung zeigen: „Das Klimasystem läuft weiter und hat einen langen Bremsweg.“ BI