Eine Alpe zum Verlieben

Die Sattelalpe bietet ein wanderbares Alpenerlebnis.
Gurtis Nenzing Hoch über Gurtis, auf 1383 Metern Seehöhe, liegt die Sattelalpe, eingebettet unter den markanten Gipfeln der Hohen Köpfe und der Zäwasheilspitze. Das Rätikon-Massiv, zu dem diese Alpe gehört, ist Teil der Galinagruppe und wird auch als „Kleine Dolomiten“ bezeichnet. Neben der Sattelalpe umfasst das Gebiet auch die nicht bewirtschaftete Galinalpe.

Seit 2020 ist Gebhard Battlogg hier oben als Alphirte tätig. Die Alpe dient ausschließlich als Rinderalpe, auf der aktuell 37 Rinder und vier Pferde den Sommer verbringen. Neben den Weidetieren gehören auch einige Hühner, ein Hahn und die Hunde Bubi und Rita zur Alpengemeinschaft.

Eine anspruchsvolle Alpe
Besonders hervorzuheben ist, dass die Tiere die Sattelalpe zu Fuß über die teilweise schmalen Pfade von Gurtis aus erreichen müssen. Dabei sollten sie über die notwendige Alptauglichkeit verfügen, um die anspruchsvollen Wege zu meistern. Für die Hirten ist dies eine Herausforderung, denn es gilt, alle Tiere wohlbehalten auf die Alpe zu bringen. Sollte es dennoch zu Unfällen kommen, bleibt oft nur der Einsatz eines Hubschraubers. Die Sattelalpe erstreckt sich über ein ausgedehntes Gebiet, geprägt von Felsformationen und steilen Hängen, was sie zu einer der anspruchsvollsten Alpen in der Region macht. Besonders bei Gewittern kann es hier oben gefährlich werden.

Leben auf der Alpe
Schon morgens begrüßt der Hahn die Wanderer mit seinem „Kikeriki“. Unter den gelben Sonnenschirmen auf der kleinen Terrasse lädt Martina zur Jause ein. Gebhard Battlogg, der sportliche Montafoner, kommt mit seinem Hund Bubi von der Alpe Galina, wo die Tiere für vier Wochen auf der Weide stehen. Täglich legt er morgens und abends den dreiviertelstündigen Fußmarsch zurück, um seine Herde zu versorgen – mit Salz und Streicheleinheiten. Battlogg schätzt die Alpe sehr, auch wenn die Arbeit nicht wenig ist. „Drei Kilometer Stacheldraht müssen regelmäßig kontrolliert und neu gesteckt werden“, berichtet er. „Das ist nicht immer einfach“, fügt er hinzu.

Ein weiteres Problem ist die knappe Wasserversorgung. Auf der Galina steht nur Niederschlagswasser zur Verfügung. Wird dieses knapp, müssen die Tiere hinunter zum Brunnen getrieben werden. Auch die Materialseilbahn, über die alle notwendigen Güter transportiert werden, stellt eine Herausforderung dar. Die starken Niederschläge im Frühjahr haben zudem ihren Tribut gefordert. „Die Steigung hier oben ist nicht zu unterschätzen“, warnt Gebhard. Er würde sich über zusätzliche Unterstützung freuen, doch das Interesse an der Arbeit als Kleinhirte ist gering.

Ein Sommer auf der Sattelalpe
Martina betreut die kleine Terrasse und bietet den Wanderern eine Auswahl an Speisen und Getränken an. Bereits zum vierten Mal ist sie diesen Sommer auf der Alpe. „Die Gäste genießen die entspannte Atmosphäre und die Ruhe“, erzählt die gebürtige Leipzigerin. Für Gebhard und Martina bedeutet der Alpsommer eine Sieben-Tage-Woche. „Die Sonnenauf- und -untergänge sind traumhaft, und die Stille hier oben ist einzigartig“, schwärmt Martina. Die vielbesungene Alpenromantik hält sich jedoch in Grenzen, wie sie zugibt. Dennoch würde sie den Sommer in den „Kleinen Dolomiten“ gegen keinen anderen tauschen. „Wir sind nur zu zweit und haben entsprechend viel zu tun“, betont sie.

Während eine Wanderin aus dem Tal den hausgemachten Zwetschgenkuchen genießt, erzählt sie: „Ich komme jede Woche hierher. Ich fühle mich gut, weil ich etwas getan habe, und freue mich auf die Jause.“ Auch die Ruhe und die Aussicht schätzt sie sehr. Älpler Battlogg ist zufrieden: „Momentan haben wir noch gutes Weideland, und den Tieren geht es gut“, erklärt der 53-jährige Montafoner. Mitte September steht dann der Alpabtrieb an – natürlich zu Fuß. Nach dem Alpsommer arbeiten Gebhard in Gargellen beim Lift und Martina im Liftstöbli in Gurtis. Was ihnen bleibt, sind die Erinnerungen an den Alpsommer, die sie auch durch den Winter begleiten werden. EST


