Alpabfahrt im Großen Walsertal: Viehscheid in Garsella

Mit dem traditionellen Klang der “Fohrschella” begleiteten Rund 150 Tiere die Alpabfahrt im Großen Walsertal nach Garsella.
Sonntag Mit dem tiefen Klang der „Fohrschella“ – benannt nach dem Fahren oder der Alpabfahrt – haben sich die Senner und Hirten auf ihren über 10 Kilometer langen Weg gemacht. Die „Fohrschella“ sind die großen, tief grollenden „Plümpa“ oder die viereckigen „Klöpfa“, während die kleinen „Singasa“ mit ihrem hellen Klang den Zug begleiten. Rund 150 Jungtiere und Mutterkühe von den Alpen Diesnerberg, Gaden, Madona und Klesanza zogen durch Buchboden nach Garsella, wo die Viehscheid, also die Rückgabe der gesömmerten Rinder an ihre Besitzer, stattfand.

Josef Türtscher, Obmann des Vorarlberger Alpwirtschaftsvereins, resümierte: „Insgesamt war es heuer ein guter Alpwirtschaftssommer. Anfangs war es sehr nass, da gilt der Spruch: ‚Der Fuß braucht mehr Futter als das Maul‘ – das bedeutet, dass die Kühe das nasse Gras niedertrampeln. Aber der Sommer hat sich gut erholt, und im landesweiten Durchschnitt können wir zufrieden sein.“

In Vorarlberg gibt es 510 Alpen, auf denen rund 40.000 Stück Vieh gesömmert werden. Im Großen Walsertal befinden sich 47 Alpen, auf denen etwa 3.000 Tiere weiden. Der Großteil stammt aus der Region, aber auch Rinder aus anderen Talschaften werden aufgetrieben. Ein besonderes Merkmal der Alpabfahrt sind die festlich geschmückten Kühe: Einzelne Tiere tragen die „Maja“, ein Zeichen dafür, dass der Alpsommer unfallfrei verlaufen ist. Doch nicht nur das Vieh wird geschmückt – auch die Sennerinnen und Senner, Hirtinnen und Hirten tragen bunte Blumen und grüne Zweige an ihren Hüten, Jacken oder Hirtenstöcken als Zeichen der Verbundenheit mit ihren Tieren.

Trotz der festlichen Stimmung schwebt eine Sorge über der Alpabfahrt: Die Angst vor dem Wolf. Nachdem bereits eine Kuh und Schafe gerissen wurden, wächst die Unsicherheit, ob in künftigen Sommern genügend Vieh aufgetrieben werden kann. Josef Türtscher mahnt: „Das hat auch Auswirkungen auf die gesamte Kulturlandschaft – und letztlich auch auf den Tourismus.“

In Buchboden wurden die Besucher im Mesmerstall bewirtet, und Gabi und Martin Hofmacher sorgten mit Gitarre und Steirischer für musikalische Unterhaltung. Der Treff bildete den Auftakt zum Patrozinium „Maria Geburt“, das am Sonntag von der Dorfgemeinschaft Buchboden gefeiert wurde. Der Festgottesdienst in der Pfarrkirche wurde von Josef, Victoria und Jakob musikalisch gestaltet. Im Anschluss fand ein Frühschoppen mit Musik und Bewirtung ebenfalls im Mesmerstall statt. HAB

