Zeitgeschichtetag zum Gedenkjahr 1945

Heimat / 07.05.2025 • 16:07 Uhr
Die Protagonisten des Abends (v.l.): Stefan Stachniß, Severin Holzknecht, Agnes Hirschi, Raphael Einetter, Andreas Brugger, Christof Thöny
Die Protagonisten des Abends (v.l.): Stefan Stachniß, Severin Holzknecht, Agnes Hirschi, Raphael Einetter, Andreas Brugger, Christof Thönysco

Im Gespräch mit einer Zeitzeugin und mit drei Vorträgen wurde der NS-Opfer gedacht.

Bludenz Im Rahmen der zahlreichen Gedenkveranstaltungen zum Kriegsende vor 80 Jahren wurde auch in Bludenz an die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes und an die Befreiung Vorarlbergs durch die Franzosen im Jahr 1945 gedacht. Der Geschichtsverein Region Bludenz machte dieses Gedenken zum Thema des 8. Vorarlberger Zeitgeschichtetags, der heuer – organisiert von Christof Thöny und Stefan Stachniß – in Bludenz stattfand.

Zeitgeschichtetag zum Gedenkjahr 1945: Christof Thöny mit Zeitzeugin Agnes Hirschi
Christof Thöny mit Zeitzeugin Agnes Hirschi im Gespräch.

Im ersten Teil der Veranstaltung referierten drei Historiker zu unterschiedlichen Themen: Raphael Einetter vom Jüdischen Museum Hohenems stellte die drei neuen Stationen des 2020 begonnenen Hör-Radweg-Projekts „Über die Grenze“ vor. Mit den neuen Gedenksteinen entlang des Walgau-Radwegs konnte laut Einetter ein weißer Fleck beseitigt werden, denn bislang waren zwischen Bludenz und Feldkirch noch keine solchen Mahnmale angebracht worden. Anschließend sprach Severin Holzknecht über den Mythos der „Stunde Null“, einen Begriff, der sehr kritisch betrachtet werden müsse, da viele alten Seilschaften in der unmittelbaren Nachkriegszeit weiterhin intakt waren. Er stellte klar, dass also das Jahr 1945 in Vorarlberg keineswegs einen Neubeginn markierte und die Aufarbeitung der Zeit davor noch sehr lange dauerte.  Zuletzt ging Andreas Brugger auf die Bedeutung des Skisports in Vorarlberg. Nach einem knappen Rückblick auf die wichtigsten Eckpunkte der Vorarlberger Skigeschichte ging er im Speziellen auf die französische Besatzungszeit von 1945 bis 1955 ein. In dieser Zeit stellte der Skisport einen wichtigen Beitrag als vereinender Faktor zwischen Besatzern und Besetzten dar.

Nach der Pause schilderte die 87-jährige Zeitzeugin Agnes Hirschi in einer sehr persönlichen, emotionalen Rückschau auf ihr Leben das Kriegsende, das sie als sechsjähriges jüdisches Mädchen in Budapest erlebte. Zwei Monate verbrachte sie ab Ende 1944 bis zur russischen Befreiung im Februar 1945 in einem Luftschutzkeller unter dem Haus ihres späteren Stiefvaters Carl Lutz in Buda, das von den Alliierten in Schutt und Asche gelegt wurde. Letztlich überlebte sie nur, weil Lutz, der zuvor schon zigtausende Juden vor dem Zugriff der SS bewahrt hatte, ihre Familie in seinem Haus aufgenommen hatte. OS