Lebensfreude stach Schicksal

Heimat / 19.05.2025 • 14:41 Uhr
Hermann Walser
Ein schelmischer Blick, abenteuer- und unternehmungslustig: Hermann Walser war ein Typ, in Beruf und auch privat. Walser

Ein Vorbild an Lebensmut und Humor: Das Vermächtnis des Hermann Walser.

Altach Seine Geschwister Karin und Harald müssen nicht lange überlegen mit einer Antwort auf die Frage, was sie von ihrem verstorbenen Bruder Hermann am meisten vermissen werden. „Sein Zugang zu Dingen war einfach einzigartig“, sagt Karin. „Seine Geduld, sein Humor, seine Gelassenheit wird mir für immer in bester Erinnerung bleiben“, sagt Harald.

Hermann war einer, das sagen sie beide, mit dem man über alles reden und diskutieren konnte. Er war der Älteste von vier Geschwistern. Einer, auf den man sich verlassen konnte. Einer, der seine Rolle als Senior unter Geschwistern in einer Natürlichkeit lebte, die allen ein gutes Gefühl gab.

Hermann Walser
Der Schelm blieb bei Hermann auch in den vielen Jahren, in denen er nach seinem Schlaganfall schwer behindert war.

Der Schicksalstag

Hermann Walser übernahm nach Abschluss der Handelsschule in Feldkirch die Geschäftstätigkeiten des Vaters. Der Multiunternehmer führte ein Gasthaus, ein Lebensmittelgeschäft, eine Tankstelle und war im Kohlehandel tätig. Hermann konzentrierte sich später gemeinsam mit Partnern auf den Heizölhandel, gründete zudem die Firma Sportbau Walser.

Das Schicksal meinte es nicht gut mit dem lebensfrohen Unternehmer. Vor 21 Jahren erlitt er auf einem Flug nach Thailand einen schweren Schlaganfall. Ein Ereignis, das sein Leben komplett veränderte. Hermann trug schwere körperliche Behinderungen davon, konnte unter anderem nicht mehr sprechen.

Hermann Walser
Unter anderem als oberster Vertreter des heimischen Heizölhandels hinterließ Hermann Walser auch beruflich seine Spuren.

“Twist and Shout”

Unbeeinträchtigt blieb der Lebensmut des damals 56-Jährigen. Mit bewundernswertem Gleichmut und Optimismus arrangierte er sich mit einem Leben, das sich zwar fundamental von dem vorigen unterschied, das ihm jedoch immer noch viel Qualität in der Geborgenheit seiner Familie und seiner Freunde bot.

Hermann Walser
Die Eintrittskarte für ein Beatles-Konzert im Jahre 1966. Für Hermann blieb dieses Erlebnis ein absolutes Highlight in seinem Leben.

„Hermann war vorher ein Fester. Er konnte so richtig auf den Putz hauen. Am liebsten legte er  am Ende einer ausgelassenen Feier ‚Twist and Shout‘ von den Beatles auf und sang inbrünstig mit“, erzählt Bruder Harald. Hermann liebte die Beatles. Der Besuch eines Beatles-Konzerts am 26. Juni 1966 in München bezeichnete er als eines seiner größten Erlebnisse.

Er blieb gesellig

Auf schöne Erlebnisse musste Hermann trotz seiner schweren Behinderung auch nach seinem Schicksalstag nicht verzichten. Vor allem auch deshalb nicht, weil er sich das Schöne in seinem nicht mehr einfachen Leben nie nehmen ließ. Hermann freute sich auf jeden Besuch. Den erhielt er zum Beispiel regelmäßig von seinem Bruder Harald. „Am Samstag war bei meiner Radtour durchs Dorf Hermann ein Fixpunkt. Diese Treffen mit ihm werde ich schmerzlich vermissen.“

Hermann Walser
Hermann Walser hatte mehrere Hobbys. Zu denen zählte auch Golf. Zudem war er ein großer Fan des SCR Altach.

Dass er nicht mehr sprechen konnte, ließ Hermann in seiner Geselligkeit nicht verkümmern. „Er ist nie verzweifelt. Die, die zu ihm kamen, erlebten ihn stets als kontaktfreudig und wussten, wie sie ihn als kommunikativen Menschen erleben konnten“, weiß Schwester Karin. Sie kümmerte sich in den letzten Jahren rührend um den großen Bruder.

Als glühender Fan des SCR Altach genoss Hermann in geselliger Runde die Live-Übertragungen der Altacher Spiele. Ins Schnabelholz ging er, solange es seine Kräfte zu ließen.

Hermann Walser
Hermann Walser

„Twist and Shout“ – sein Motto für Lebensfreude hatte Hermann in jeder Phase seines Lebens verinnerlicht. Auch in den vielen Jahren seiner Behinderung. Er starb nach kurzer schwerer Krankheit. Für seine Liebsten lebt er weiter.