Woanders und mittendrin

Alou String Quartet gastierte in der Villa Falkenhorst
Thüringen Das Alou String Quartet nahm am Sonntag in der Villa Falkenhorst das Publikum mit auf eine musikalische Reise, die irgendwo zwischen Jazz, Klassik und freier Improvisation ihren Ursprung nahm – und sich zugleich allen Kategorien entzog.
Die Formation, bestehend aus Myrsini Bekakou (Violine), Alma Gröning (Violine), Davis West (Viola) und Esther Thoben (Violoncello), fand sich während des Musikstudiums in Hamburg und Leipzig zusammen – eine Begegnung, die sich nun als Glücksfall für das Publikum erwies. Auch wenn an diesem Abend nicht die Originalbesetzung auf der Bühne stand, Bratschist Aydin Bayramgolu übernahm bravourös die Viola – mit jener Mischung aus Präsenz und Sensibilität, die das gesamte Ensemble auszeichnet.
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Der Konzertabend begann mit „November“, einer Komposition von Esther Thoben – melancholisch, nuanciert, mit einer feinen Balance zwischen klanglicher Klarheit und improvisatorischem Freiraum. Es folgte der Jazzstandard „You’ve Changed“, in dem die vier Musiker zeigten, wie sehr Groove und Streicherklang miteinander verschmelzen können.
Im Zentrum des Programms standen Eigenkompositionen – persönliche Klangbilder, geprägt von Herkunft und Lebensweg der einzelnen Ensemblemitglieder. „Sonntagabend“ (ebenfalls von Thoben) ließ in seiner ruhigen Schlichtheit Raum für Gedanken, während Alma Grönings „Landschaftsnebel“ mit schwebenden Tönen die Grenzen zwischen Sichtbarem und Erspürbarem auflöste. Mit „Trangisch“ brachte Gröning gemeinsam mit den Musikerinnen einen Tango auf die Bühne, der Tragik mit tänzerischer Leichtigkeit konterte.
Besonders eindrucksvoll war das sechsteilige Werk „Games in the Sea“, komponiert von Myrsini Bekakou, die in Kreta aufgewachsen ist. In diesem Musikstück greift sie Motive wie Wellenbewegungen, springende Fische, das Schwimmen, Ertrinken sowie ruhiges, tiefes Wasser auf – Elemente, die sich klanglich nachvollziehen lassen und am Ende in einer Wiederkehr münden. Auch der Name des Ensembles, „Alou“, verweist auf Bekakous griechische Herkunft. Übersetzt bedeutet er „wo anders“ und steht zugleich für die stilistische Eigenständigkeit des Quartetts, sowie dem Anspruch, das Publikum auf eine imaginative Reise mitzunehmen.
Den krönenden Abschluss bildete „Kadario“, eine poetische Reflektion über die Farbe des Meeres und des Horizonts. Dabei überzeugte das Quartett nicht nur durch sein virtuoses Spiel, sondern durch die erzählerische Kraft der Musik.
Mit der Zugabe „Blues of Oaktown“ verabschiedeten sich die vier Streicher schwungvoll und mitreißend. Das Arrangement des rhythmisch komplexen, hardbop-inspirierten Stücks brachte ihre Virtuosität und Improvisationsfreude noch einmal auf den Punkt. SIE