Die Brüder Fitz: Pioniere der Lustenauer Stickereiindustrie

Die Stickereifabrik der Brüder Fitz zählte zu den bedeutenden Industriefirmen in Lustenau.
Lustenau Von großer Bedeutung muss die Stickereifabrik gewesen sein, die Albert Fitz im Jahr 1875 gründete und später gemeinsam mit seinen Brüdern Gottfried und Robert leitete. Unter dem Namen Brüder Fitz Stickereifabriken etablierte sich das Unternehmen als eine der wenigen Lustenauer Firmen, die es in das prestigeträchtige Sammelwerk “Die Großindustrie Österreichs” von 1898 schafften – Seite an Seite mit Branchengrößen wie Hofer, Bösch & Co. Robert Fitz war für die Wiener Niederlassung verantwortlich, die eigens für die Belieferung der K. u. K. Monarchie ins Leben gerufen wurde. Ursprünglich allerdings fanden die kunstvollen Stickereiwaren aus dem Hause Fitz vor allem den Weg in die Schweiz – ein wichtiger Absatzmarkt für die florierende Lustenauer Textilindustrie jener Zeit.

Strafe wegen Kinderarbeit
Um 1900 verfügte das Unternehmen über rund hundert Handstickmaschinen sowie mehrere Fädelmaschinen – ein beeindruckendes Arsenal für die damalige Zeit. Doch der Erfolg hatte auch seine Schattenseiten: Wie in der Branche üblich, wurden auch bei Fitz Kinder zur Arbeit herangezogen. Behördenakten belegen, dass Albert Fitz im Jahr 1906 verurteilt wurde – entweder zu einer Geldstrafe oder einer Arreststrafe – weil er zwei schulpflichtige Mädchen beschäftigt hatte. Der Arbeitskräftemangel, gepaart mit hohen Produktionsanforderungen, führte 1902 zu einer intensiven Suche nach Personal – teilweise sogar über Personen, ähnlich heutigen “Headhuntern”.
Modernisierungen
Im Jahr 1903 beantragte die Firma schließlich moderne Verbesserungen am Gebäudekomplex in Lustenau: elektrische Beleuchtung und ein Motorraum für die Installation einer Warmwasserheizung. Doch diese Investitionen zielten weniger auf bessere Arbeitsbedingungen ab, sondern auf eine gesteigerte Effizienz. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs kam das Aus für die Brüder Fitz Stickereifabriken. Der Betrieb wurde eingestellt, und das markante Gebäude mit dem eingeschossigen Ziergiebelbau wurde in den folgenden Jahren u.a. an die Dornbirner Textilfirma Benedikt Mäser vermietet. Heute erinnert die Geschichte der Brüder Fitz an eine Zeit des industriellen Aufbruchs – geprägt von Innovationsgeist, aber auch von den Herausforderungen einer frühen Industriegesellschaft.