Ein Schrein für das Wasser

Einen Steinwurf von der denkmalgeschützten Mittelweiherburg
steht das neue Wasserpumpwerk Hard-Fußach in der Landesgrünzone.
Die Ziviltechniker Rudhardt | Gasser | Pfefferkorn planten die technischen Funktionen, firm Architekten gaben der Infrastruktureinrichtung ihre ortsangemessen
richtige Gestalt. Als puristische Baukörper aus schwarzem Beton fügen sich
das Wasserpumpwerk und sein Brunnen nun wunderbar in die Landschaft.
Trinkwasser ist essenziell für den Menschen, es ist die überlebenswichtige Basis für Nahrung, Gesundheit und Wohlergehen. Österreich ist zu Recht stolz auf die Qualität seines Trinkwassers: Wie viel davon wo entnommen und gespeichert werden kann, ist genau geregelt. Im Gemeindeverbund Hard-Fußach gibt es traditionell eine innige Verbindung zum Wasser. Um 1570 erbaute man das Wasserschlösschen Mittelweiherburg im Quellgebiet des Harder Dorfbachs, ab 1794 nutzte es die Textilindustrie, heute steht die kleine, weiß gekalkte Burg mit dem runden Turm unter Denkmalschutz. 1997 bezog das Textilmuseum seine archaischen Räumlichkeiten. Die Burg liegt sehr idyllisch in einer fast unverbauten Landesgrünzone. Im Norden verläuft die Saalbachstraße, von der ein Fußweg zu bäuerlichen Gehöften abzweigt, östlich davon ragt an einer Wegkreuzung zwischen einer Baumgruppe die Mittelweiherburg hoch.
Bereits 1906 hatte man das Wasserwerk Hard-Fußach mit seinem Wasserturm aus rotem Backstein gebaut, das bis 1943 in Betrieb war und heute unter Denkmalschutz steht. Die Bezirkshauptmannschaft Bregenz schrieb der Gemeinde vor, dort wieder ein Schutzgebiet zu errichten, doch die Gegend war bereits zu stark besiedelt: Pumpwasserwerke dürfen nur dort angelegt werden, wo es genug Grundwasservorkommen gibt, dessen Qualität langfristig gesichert ist. Zwanzig Jahre suchten die Gemeinden Hard und Fußach nach einem Bauplatz, einen Steinwurf von der Mittelweiherburg wurden sie schließlich fündig: In dieser Landesgrünzone gab es genug Grundwasser, um notfalls auch Bregenz, Hard, Lauterach und Wolfurt zu versorgen. Die Lage aber war heikel: Erstens befand sich das künftige Pumpwerk in unberührter Natur, zweitens direkt neben der Mittelweiherburg, drittens verläuft südlich davon der Bahndamm: Hier fahren täglich Züge vorbei, die Reisenden schauen direkt auf das Schlösschen und die malerische Landschaft. Auch der Radweg ist hoch frequentiert.
Also beschloss Mario Kalb als Vertreter des Bauherren, auf diese Situation mit einem speziellen Team zu reagieren: Er spannte die generalplanenden Ziviltechniker Rudhardt | Gasser | Pfefferkorn mit firm Architekten zusammen. Sie sollten das Infrastrukturbauwerk landschaftsverträglich gestalten. „Das Gebäude hätte auch sieben Meter hoch und 30 Meter lang sein können“, erinnert sich Architekt Christian Feldkircher. „Wir konnten unmöglich so ein Riesenvolumen vor das Schloss stellen. Also komprimierten wir die Funktionen, um das Volumen zu verringern.“ Zuerst lagerten sie den Brunnen aus. Er steht nun als Würfel mit 4,8 Meter Seitenlänge auf einem asphaltierten Platz, der von einem schwarz lackiertem Lattenzaun eingefasst ist. Die Oberfläche dieses puristischen Kubus ist aus schalglattem Beton, der mit einem Zuschlag aus Basaltstein und 5 Prozent schwarzem Pigment schwarz gefärbt wurde: In seine Schalung wurden spezielle Platten eingelegt, um eine Art Marmorierungseffekt zu erzielen, außerdem ist der Beton hydrophobiert. So wird er gegen Wasser imprägniert und wirkt leicht speckig. Nur das Tor des Brunnenhauses ist aus dunkelblau emailliertem Blech. Diese schöne, satte Farbe verweist auf das Wasser oder den Blaudruck, eine alte Stofffärbetechnik, die im Textilmuseum erklärt wird. Im Inneren des Brunnenwürfels ragen neun Rohre sternförmig 30 Meter tief in die Erde, um von dort 60 Liter Wasser pro Sekunde hochzupumpen. Der Brunnen versorgt die Haushalte in Hard und Fußach mit 5500 m3 Wasser pro Tag.
Die übrigen Funktionen des Wasserpumpwerks bündelten firm Architekten zu einem fast 33 Meter langen, 16 Meter breiten Baukörper: Dort, wo sich die sieben Meter hohen Tanks mit ihrem Fassungsvermögen für 20 m3 sauberes, gefiltertes Wasser befinden, ist er 6,80 Meter hoch. Sein Boden ist etwas abgesenkt, damit die Behälter im Erdreich stehen. „Das Wasser muss im Sommer und im Winter die gleiche Temperatur haben“, erklärt Kalb. Das Infrastrukturbauwerk mit seinem Wasserspeicher, den Tanks und Pumpen, die 24 Stunden lang Wasser in die Haushalte pumpen, braucht keine Fenster, dafür muss es einwandfrei gedämmt, einbruchssicher und schallgedämpft sein. Die Architekten tüftelten lang an Volumen und Oberfläche: Auch die Fassade des Pumpwerks ist aus schwarzem Beton, allerdings ist nur der Sockelbereich so marmoriert und glatt wie der Brunnen. Die Wandfläche darüber wurde mit dem Hochdruckstrahler ausgewaschen, bis sich die Basaltsteine aus dem Zuschlag klar abzeichneten. „Wir wollten, dass der Beton an ein Flussbett erinnert.“ Außerdem wirken die rauen Steine in der schwarzen Betonwand sehr zeitlos archaisch und harmonieren so mit der Mittelweiherburg. Der Baukörper ist in seiner Höhe gestaffelt, um ihm Volumen zu nehmen: Die 6,80 Meter hohe Kante verläuft im Süden, also entlang der Bahn. Die Nebenräume, zu denen ein öffentliches WC und ein Notstromaggregat zählen, befinden sich im 3,80 Meter niederen Bauteil, der sich gleichermaßen dem Mittelweiherschloss zuneigt. Als Bindeglied zwischen ihm und dem Pumpwerk wurde auch ein kleiner Park angelegt. Hier kann man nun auf einer Bank den Blick in die Landschaft genießen. Kalb: „Letzten Endes ist es ein technisches Bauwerk, das nicht nur zeitlos und abstrakt in der Landschaft sitzt, sondern auch Bezug
zu seiner Umgebung aufnimmt. Darauf bin ich stolz.“
„Es ist ein technisches Bauwerk, das nicht nur zeitlos und abstrakt in der Landschaft sitzt, sondern auch Bezug zu seiner Umgebung aufnimmt. Darauf bin ich stolz“

Das blaue Email der Türen verweist auf das Wasser
im Inneren.

Die Oberfläche dieses puristischen Kubus ist aus schalglattem Beton, in dessen Schalung spezielle Platten eingelegt wurden, um einen Marmorierungseffekt zu erzielen.

Der Brunnen steht nun als Würfel mit 4,80 Meter Seitenlänge auf einem asphaltierten Platz, der von einem Lattenzaun eingefasst ist.

Die übrigen Funktionen des Wasserpumpwerks bündelten firm Architekten zu einem fast 33 Meter langen, 16 Meter breiten Baukörper.

Dort, wo die hohen Tanks
stehen, ist das Wasserpumpwerk 6,80 Meter hoch – der Mittelweiherburg aber wendet es seinen 3,80 Meter niederen Bauteil zu.

Im niederen Bauteil befinden
sich ein öffentliches WC und
ein Notstromaggregat.

Die Wandfläche des Pump-
werks wurde mit dem Hoch-druckstrahler abgewaschen.

Die ausgewaschene Oberfläche
des Betons wirkt fast wie ein natürliches Material.

Der Infrastrukturbau braucht keine Fenster, er muss einwandfrei gedämmt, einbruchsicher und schallgedämpft sein.

Im Wasserpumpwerk wird das Wasser gereinigt und gefiltert, damit man es Trinkwasserqualität bekommt.