„Die perfekte, sofort verfügbare Fachkraft gibt es immer weniger“

Karriere / 08.06.2018 • 14:18 Uhr
Birgit Schmid.lerch
Birgit Schmid.lerch

Berufsverschränktes, lebenslanges Lernen sollte als HR-Modell weiterentwickelt werden.

Sie arbeiten seit zwei Jahren in Ihrer Funktion an der FH Vorarlberg, nachdem Sie knapp zehn Jahre in einem Gesundheitskonzern in Deutschland mit über 14.000 Mitarbeitenden tätig waren. Wie geht es Ihnen dabei?

Schmid Es macht Freude, in einer überschaubareren Organisation, die sich dynamisch entwickelt, das Human Resource Management mitgestalten zu dürfen.

Welche Entwicklungen beobachten Sie am Arbeitsmarkt?

Schmid Wenn wir die Zahlen und Daten zur demographischen Entwicklung ernst nehmen, stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, deren Auswirkungen viele Unternehmen bereits spüren. Die perfekt ausgebildete, am Stellenmarkt frei verfügbare Fachkraft, die ich als Unternehmen direkt einsetzen kann, wird es immer weniger geben. Wir werden die Mühe und Freude auf uns nehmen müssen/dürfen, bestehende und neue Modelle des lebenslangen, berufsbegleitenden Lernens weiterzuentwickeln. Als Fachhochschule sehen wir uns auch gerade darin als wichtigen Partner für die Betriebe.

Sind attraktive Bedingungen ein zentrales Entscheidungskriterium für Interessenten?

Schmid Es gibt kein Standardrezept dafür, was diese Bedingungen per se sind. Ich bin überzeugt, dass es im Wesentlichen wichtig für Menschen ist, mit und in ihrer Arbeit Sinn zu finden, sich einbringen zu können. Aber auch die Freiheit zu behalten, ein Gleichgewicht in den ihnen wichtigen Lebensbereichen gestalten zu können. Darauf sollten wir in der Organisations- und Arbeitsgestaltung achten und dies auch unterstützen.

Wie managen Sie das Recruiting nach den Besten?

Schmid Als Fachhochschule suchen wir Experten für die Lehre und Forschung, wie auch Talente für Forschungsprojekte. Erstere sollten über fundierte berufliche Praxis und eine hohe akademische Qualifizierung verfügen. Beides gilt es unseren Studierenden zu vermitteln. Wir rekrutieren dazu im gesamten DACH-Raum. Für viele Kollegen sind unsere Kooperationen und Projekte mit PartnerInnen aus Wirtschaft, Gesundheits- und Sozialwesen und Gesellschaft ein Entscheidungskriterium gewesen.

Eine Fachhochschule hat in Sachen Mitarbeiterbindung sicher spezielle Anforderungen zu erfüllen?

Schmid Ja, im akademischen Bereich ist es, wie erwähnt, besonders die gelebte Verschränkung von Fachhochschule mit den Unternehmen und Organisationen in der Region/International, die die KollegInnen schätzen. Zusätzlich müssen wir in die internationale Scientific Community gut eingebettet sein. Diese Vernetzung zur Praxis und Wissenschaft ermöglicht die Bearbeitung zeitaktueller Themen und Herausforderungen und ist damit auch sinn- und nutzenstiftend. Diese Zusammenarbeit zu intensivieren ist ein klares Ziel der FH Vorarlberg. Daneben sind uns die familienfreundlichen Rahmenbedingungen, die Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens, eine Kultur des guten Miteinanders und der Transparenz von Zielen sowie die offene Informationspolitik der Geschäftsleitung wichtig.

Wie könnte man die Philosophie der FH beschreiben?

Schmid Wir sehen es als Kernaufgabe in unserer Region, echten Nutzen zu stiften, über die Ausbildung von Spitzenkräften, gemeinsame Forschung und Entwicklung mit den Partnern der Region, über Weiterbildungsangebote und auch durch unsere Rolle als Wissensplattform. Das ist enorm motivierend für die Mitarbeitenden und hält uns an, uns permanent weiterzuentwickeln. Dies bedeutet, dass wir in allen Bereichen state of the art sein müssen. Dies geht natürlich auch mit Experimentieren, Ausprobieren und Testen einher. Ohne konstruktive Fehler-Lern-Kultur wäre unsere Entwicklung in dem Umfang gar nicht möglich. mec

„Die perfekte, sofort verfügbare Fachkraft gibt es immer weniger“

Zur Person

Birgit E. Schmid

Funktion Leiterin Personal

Jahrgang 1971

Ausbildung HLW Rankweil, Studium und Promotion in Psychologie (Universität Innsbruck), MAS Sozialmanagement (Universität Linz), MBA in Hochschul- und Wissenschaftsmanagement (Hochschule Osnabrück)

Laufbahn Sanatorium Kettenbrücke Innsbruck, Institut für Psychologie Univ. Innsbruck, Marienhaus Unternehmensgruppe Deutschland, seit 2016 FH Vorarlberg Leiterin Personalwesen

Homepage www.fhv.at