Nigschs Cellokonzert krönt einen spannenden Abend

Kian Soltani und die Wiener Symphoniker gestalten das 3. Bregenzer Meisterkonzert.
Bregenz Die Wiener Symphoniker unter der Leitung des jungen Patrick Hahn präsentierten beim 3. Bregenzer Meisterkonzert im Großen Saal des Festspielhauses ein Programm, das von russischen Klassikern bis zu einer spannenden zeitgenössischen Uraufführung reichte. Mit unaufdringlicher Präzision und klarer Gestik führte der 29-jährige Hahn das Orchester souverän durch die anspruchsvollen Werke. Dabei überzeugte er durch seine Fähigkeit, den Solisten und dem Orchester gleichermaßen Raum zu geben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Sein Gespür für musikalische Ausgewogenheit und sein klares Dirigat lassen eine vielversprechende Karriere erwarten. Der Vorarlberger Cellist Kian Soltani begeisterte mit einem ausdrucksstarken Solopart und bewies einmal mehr, dass er zur internationalen Spitzenklasse gehört.

Der Abend begann mit Michail Glinkas spritziger Ouvertüre zu „Ruslan und Ludmilla“. Die energischen Streicherpassagen und die funkelnde Instrumentation setzten kraftvolle Akzente und leiteten den Konzertabend schwungvoll ein. Bereits hier bewies das Orchester seine beeindruckende Präzision und technische Souveränität, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Programm zog.

Höhepunkt des Abends war die Uraufführung des ersten Cellokonzerts von Marcus Nigsch. Mit einem kraftvollen, perkussiven Eröffnungsschlag setzte das Werk ein markantes Zeichen, das die Dramaturgie von Anfang an bestimmte. Der immer wieder, teils akkordisch, aufgegriffene Impuls forderte vom Solisten eine intensive Gestaltung der melodischen Linien und die Bewältigung technisch anspruchsvoller Passagen. Der bewusste Kontrast zwischen Kian Soltani und den Wiener Symphonikern, die das Werk anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Gesellschaft der Musikfreunde in Auftrag gegeben hatten, erzeugte eine faszinierende Spannung. Um das Cello trotz des dichten Orchestervolumens deutlich hervortreten zu lassen, wurde es klanglich verstärkt.

Das dreisätzige Werk begann mit einem heroischen Marsch, dessen Spannung sich stetig steigerte, bis ein zweites Thema, das sogenannte Lichtmotiv, in zarten Streichern aufleuchtete. Dieses Motiv, das schlichten Optimismus ausstrahlte, zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten ersten Satz und gipfelte schließlich in einer orchestralen Feier. Im leidenschaftlichen zweiten Satz entfaltete sich ein berührender Dialog zwischen Cello und Orchester, der von großer emotionaler Intensität getragen wurde. Das Finale gestaltete sich als packender Wettstreit, in dem das Lichtmotiv ein letztes Mal in voller Strahlkraft zurückkehrte – diesmal vom gesamten Orchester getragen und zu einem triumphalen Abschluss geführt. Der euphorische, fast ekstatische Schlusspunkt unterstrich die innovative Klangdramaturgie und die inspirierte Gestaltungskraft der Komposition. Nigschs Konzert war nicht nur der Höhepunkt des Abends, sondern auch ein eindrucksvoller Beweis für das Talent des Vorarlberger Komponisten, dessen Wechsel von der Popmusik zur Klassik eine echte Bereicherung für die zeitgenössische Musik darstellt.

Den Abschluss des Abends bildete Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5. Das Orchester zeigte sich in Bestform und entfaltete die ganze Bandbreite dieses romantischen Meisterwerks. Die Melodik der Bläser, die Kraft der Streicher und die spannungsvollen dynamischen Abstufungen führten zu einem mitreißenden Erlebnis. Vom sehnsuchtsvollen Hornsolo im zweiten Satz bis zum triumphalen Finale gelang es den Wiener Symphonikern, die dramatischen Wendungen und die innige Melodik dieser Komposition meisterhaft zu gestalten.

4. Bregenzer Meisterkonzert
FR, 21. März 2025
Stuttgarter Kammerorchester
Nil Venditti – Leitung
Sayaka Shoji – Violine
18.45 Uhr Konzerteinführung im Saal Bodensee
19.30 Uhr Großer Saal
Fazıl Say
Wolfgang Amadeus Mozart
Felix Mendelssohn Bartholdy
Béla Bartók