Die Superhelden finden das Paradies auf Erden

Kraftvolles Quartett: Diana und Anwar Kashlan, Maria Fliri, Johannes Gabl. Foto: Kosmos/Kresser
Auf der Bühne ist „Geld und Gott“ dank Kosmos ein Hit. Und im Leben?
Bregenz. Über die aktuelle Produktion des Bregenzer Theaters Kosmos ließe sich trefflich philosophieren. Vier mehr oder weniger große Verlierer werden mit dem Mythos vom Sieg des Guten über das Böse konfrontiert, der sich im realen Leben als ungreifbar erweist. Weil die Zerbröckelung desselben zum eher banalen Akt verkommen würde, ersetzen ihn das Schweizer Autorenpaar Brigitte und Niklaus Helbling mit Protagonisten der Pop-Kultur. Nur zu blöd, dass auch Superman die Erdanziehungskraft zu spüren bekommt. Sekundenschnell liegt er darnieder, abgestürzt aus einem Hotelfenster. Vermutlich aufgrund einer Depression.
Wie eine Polizistin, ein Anwalt, ein Koch und eine Schauspielerin doch noch zueinander bzw. zu sich selbst finden, während nebenbei noch so etwas wie ein kapitalismuskritischer Krimi um den Diebstahl von Millionen abläuft, das ist eine derart spannungsgeladene Geschichte, dass der Umstand, dass sie von österreichischen Bühnen bislang unentdeckt blieb, wohl nur auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass das Stück „Geld und Gott“ in einem Kollektiv bzw. vor allem für dieses entwickelt wurde. Dass Arbeiten vom bekannten René Pollesch, von dem mir „House for Sale“ – jüngst umgesetzt an der Berliner Volksbühne – gerade gut in Erinnerung ist, unter einer anderen Regieführung zur Wirkung gelangen könnte, ist schließlich auch schwer vorstellbar.
Enorme Vorgabe
Eine enorme Vorgabe für Regisseur Stephan Kasimir und seine Ausstatterin Caro Stark. Die tut das Beste, das man sich vorstellen kann, besinnt sich auf die Bildsprache des Comics und geht bei der Übertragung auf die Bühne insofern klug vor, als sie die Dimensionen durcheinanderwürfelt und dazwischen derart für Ruhe sorgt, dass kleine aufgeklappte Elemente wie ein Blutfleck, ein Cocktailglas oder die Umrisse des Gefallenen für enormes Hallo sorgen. Überhaupt wird die ganze Pracht ja aus einer Holzkiste hervorgezaubert, die zu Beginn wie ein unscheinbarer Container auf dem Podium steht, einer Kunstbox gleich, in der sich Wertvolles befindet.
Auch die Schauspieler entsprechen der Methode des „sich Enthüllens“. Obwohl geradezu grell gekleidet, werden die Personen nur in Facetten greifbar und kommen uns dennoch so nahe. Ein Ton an der Grenze zu Sarkasmus und Ironie, den Maria Fliri und Johannes Gabl, die beide einst am Vorarlberger Landestheater spielten, bestens beherrschen, macht es möglich. Bei Anwar Kashlan, dem Koch und Gott, ist es die Treffsicherheit beim Einsatz von sprachlichen Akzenten, die so sehr gefällt und bei Diana Kashlan erstens eine gute Singstimme und zweitens ein Mut zu einer Gratwanderung in Richtung Komik, bei der sie nie in Absturzgefahr gerät.
Kultfaktor
Mit Helena Daehler kommt eine Musikerin hinzu, die nicht nur Bob Dylan auffrischt, sondern „Geld und Gott“ einen zusätzlichen Touch verleiht, der dazu führen könnte, dass das Publikum gleich mehrmals kommt. Das Zeug, schon nach dem Start Kult zu werden, hat diese Produktion jedenfalls. Dantes „Göttliche Komödie“ mag man herausgehört haben, aber letztlich gilt die Feststellung, dass auch Superhelden ihr Paradies am besten auf Erden suchen und finden.
Nächste Aufführung am 18. April, 20 Uhr im Theater Kosmos in Bregenz (Shed 8). Weitere bis 13. Mai, www.theaterkosmos.at Dauer: 80 Minuten.