Geschichte in der Gegenwart

Clarkwell-Quintett zeigt bei Neujahrsjazzfestival ein “Best of 3000 Jahre Musikgeschichte”.
Feldkirch Heute, Donnerstag, startet im Theater am Saumarkt das traditionelle dreitägige Neujahrsjazzfestival. Auf der Bühne werden US-Schlagzeuger Joe Huss mit seinen „Friends“, das CIA Six on Six Guitar Ensemble sowie das Clarkwell-Quintett, das vom Bludenzer Musiker und Komponisten Thomas Heel gegründet wurde, stehen. In Feldkirch präsentiert das Quintett rund um Patrik Haumer (Trompete), Hansjörg Helbock (Saxophon), Rupert Tiefenthaler (Gitarre), Hubert Sander (Percussion) und Thomas Heel (tiefes Blech) ein „Best of 3000 Jahre Musikgeschichte“ – eigenwillig angeeignet und imprägniert vom freien Spirit des Jazz.
Sie verfolgen mehrere musikalische Projekte. Wie kam es zur Gründung des Clarkwell-Quintetts?
Heel Wir spielen schon lange in verschiedenen Formationen zusammen, teilweise waren wir bis zu 19 Bandmitglieder. Das war irgendwann einfach zu groß. Vom Probenaufwand ist ein Quintett viel effizienter. Clarkwell haben wir anlässlich des Rheinberger-Projekts gegründet, damals waren wir noch als Quartett unterwegs. Vor einem Jahr haben wir unseren langjährigen Kollegen, den Percussionisten Hubert Sander, ins Boot geholt. Er bereichert die Formation mit lässigen Beats.
Warum dienten Ihnen Kompositionen des Liechtensteiners Josef Gabriel Rheinberger als Inspirationsquelle?
Heel Ich habe mich schon immer mit der Musikgeschichte auseinandergesetzt, vor allem mit älteren Kompositionen aus dem Mittelalter und der Renaissance. Ich habe mich dann entschieden, mich einem eher unbekannten, aber heimischen Komponisten aus dem 19. Jahrhundert zu widmen. Ich konnte sofort etwas mit Rheinbergers Kompositionen anfangen, das war das Wichtige für mich.
Was fasziniert Sie am „Komponieren im Rückspiegel“?
Heel Material aus der Geschichte in die Gegenwart zu holen, finde ich persönlich ganz interessant und spannend. Es geht mir nicht darum, jemanden zu kopieren, sondern eine neue Sicht auf die Dinge zu kreieren. Das Programm „10 Préludes de la Guerre“ beispielsweise war für mich eine persönliche kompositorische Reaktion auf die Flüchtlingskrise, vor allem aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs.
Nach Josef Gabriel Rheinberger und „10 Préludes de la Guerre“ habt ihr das bereits dritte abendfüllende Programm unter dem Titel „Heim@kunde“ kreiert. In diesem setzt ihr euch mit der Dichterin Grete Gulbransson auseinander. Wie kam es dazu?
Heel Ich wohne direkt neben ihrem Geburtshaus. Irgendwann wurde ich neugierig und habe begonnen, ihre Gedichte zu lesen. Im Internet gibt es leider nicht mehr viele Informationen über sie. Es haben sich aber ganz spannende Bezüge aufgetan: Ihr Klavierlehrer beispielsweise war ein Schüler Rheinbergers. Einen Ausschnitt aus dem Programm werden wir auch am Saumarkt präsentieren, die Uraufführung ist für diesen Herbst geplant.
Wie kann eine Karriere in der Jazzmusik gelingen? Welchen Stellenwert hat Jazz in Österreich?
Heel Wir machen Musik aus Leidenschaft. Will man wirklich damit erfolgreich sein, muss man es wahrscheinlich in einem anderen Land versuchen. Ich persönlich finde, dass Jazz aber jene Musikrichtung ist, die am kreativsten ist. Im Jazz haben Humor und Lebensfreude sehr viel Platz, die Musik ist lebendig und die Experimentierfreude ist groß.
Sie spielen in mehreren Formationen, unter anderem in der Big Band Walgau. Was treibt Sie bei der Suche nach neuen musikalischen Projekten immer wieder an?
Heel Es ist spannend, immer wieder neue Programme auf die Beine zu stellen und mit verschiedenen Künstlern zu arbeiten. Stillstand käme für mich nicht infrage, das wäre mir zu langweilig. Ich komponiere immer, egal ob ich Auftritte habe oder nicht. Es ist aber immer wieder toll, eine Plattform zu haben, wo man zeigen kann, was man gemacht hat.
Was gibt es von euch beim Neujahrsjazzfestival im Theater am Saumarkt zu hören?
Heel Wir werden einen bunten Querschnitt durch unsere drei Programme präsentieren. Außerdem werden wir zwei Stücke in Begleitung von zwei Alphörnern spielen. Das Konzert beim Neujahrsjazzfestival wird sicherlich sehr bunt, abwechslungsreich und für das Publikum nicht vorhersehbar (lacht). VN-TAG
Zur Person
Thomas Heel
Musiker, Komponist
Geboren 12. September 1964
Wohnort Bludenz
Laufbahn Seit 1990 als Sozialpädagoge, Musiker, Ensembleleiter und Komponist tätig, viele musikalische Projekte (u. a. Big Band Walgau, Clarkwell-Quintett etc.)
Neujahrsjazzfestival 2018 im Theater am Saumarkt: 4. bis 6. Jänner. Clarkwell-Quintett: Samstag, 6. Jänner, 20.15 Uhr. Komplettes Programm: www.saumarkt.at