Das Freudenhaus gibt es nun ganzjährig

Willi Pramstaller wechselt den Standort seines Kulturunternehmens und weitet das Programm aus.
Lustenau Kenner wissen es, auch wenn eine „Peepshow“ auf dem Programm steht oder Kabarettistin Lisa Eckhart über die „Vorteile des Lasters“ referiert, steht das Freudenhaus keinesfalls in Verbindung mit dem horizontalen Gewerbe und auch der Standortwechsel ist keinem Aufreger geschuldet. Der Bau mit dem witzigen Portalgemälde von Alice Wellinger und dem plüschigen Interieur rückt heuer vom Millennium-Park näher zur Straße und findet in etwa dort seine Bleibe, wo die Errichtung des Ablegers eines schwedischen Möbelkonzerns diskutiert wurde. Da allein schon die Kubatur des Hauses keine Aufführungen zulässt, die Verkehrsstaus nach sich ziehen könnten und das Programm von Freudenhaus-Macher Willi Pramstaller, wie man weiß, im Großen und Ganzen dem Genre Kleinkunst zuzuordnen ist, gab es auch keine Gegner der Um- bzw. Ansiedlung. Der Veranstalter hat einen Dreijahresvertrag in der Tasche, nützt aber die neue Möglichkeit dazu, das Freudenhaus mehr oder weniger ganzjährig zu bespielen.
Alle vier Jahreszeiten
Der Start mit der Österreichpremiere des Stücks „Driftwood“ des australischen Ensembles Casus Circus am 2. Mai ist nahezu charakteristisch, denn der Frühling ist von gutem Zirkustheater gekennzeichnet. Apropos Jahreszeiten: Wintersperre gibt es nun keine mehr, bereits fix ist, dass das Freudenhaus Mitte August erneut Zirkustheater anbietet. Im September und Oktober lockt man vorwiegend mit Kabarett, wobei Werner Grabher, der ehemalige Leiter der Kulturabteilung im Amt der Landesregierung, eine literarische Performance unter dem Titel „Insektenleichen böse Zeichen“ realisiert. Im November und Dezember gastieren unter anderem Abdelkarim und die erwähnte Lisa Eckhart in Lustenau.
Was das Budget betrifft, sind Kulturveranstalter immer am Kämpfen. „Mit gebündelten Kräften geht es irgendwie“, kommentiert Willi Pramstaller sein Durchhalten. Für die Umsetzung eines Programmes mit vielen österreichischen Künstlern und Aufführungen, die es sonst in Vorarlberg nicht gibt, wird er vom Land mit 95.000 Euro unterstützt, der Bund steuert 25.000 Euro bei und von der Gemeinde Lustenau kommen 40.000 Euro. Zu Alfred Dorfer, Andreas Vitásek oder Peter Klien kommen die Leute sowieso, was nicht so einfach konsumierbar ist wie Kabarett findet aber immer mehr Anhänger. Dazu zählt etwa das erwähnte Zirkustheater, das vermehrt auch in Österreich produziert wird. Pramstaller bietet den guten Künstlern ein Podium. Davon profitieren etwa Sebastian Berger und Michael Zandl. Aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich kommen etwa die Compagnie Einz, Matthias Romir oder Etienne Manceau. Weltmusik gibt es von Adam Ben Ezra aus Israel und neue Volksmusik bieten Die Knödel aus Tirol.