Wo der Mut groß und die Aussicht wunderbar gewesen sein mussten

Kultur / 08.05.2020 • 20:50 Uhr
Diese Schesaplana-Besteigung fand 1891 statt. Vlbg. Privatsammlung, Sabo
Diese Schesaplana-Besteigung fand 1891 statt. Vlbg. Privatsammlung, Sabo

Eine illustre Gruppe posierte anno 1891 auf der Schesaplana.

Brand Festes Schuhwerk war in erster Linie gefragt und darauf vertrauten die beiden durchsetzungskräftigen Frauen, die da vor nahezu 130 Jahren eine Gipfelbesteigung unternahmen durchaus. Dennoch wirkt die Gruppe auf einer Fotografie aus dem Jahr 1891 so, als hätte es für die Rast auf 2965 Metern eine Kleiderordnung gegeben. Eine Frau trägt ein adrettes Hütchen, die Jacke der zweiten bringt die Taille zur Geltung wie es bei Kostümen für das Flanieren im Flachland in Mode war. Am Ort, an dem die sechs Personen aufgenommen wurden, gab es allerdings keine Ebenen, man befindet sich, wie es feinsäuberlich mit Tinte darunter geschrieben wurde, auf dem Gipfel der Schesaplana. Ziemlich frisch muss es gewesen sein, aber bestimmt schon Sommer, auch wenn das Gestein der Kalkalpen von weißen Schneefeldern durchzogen ist.

Was sagt uns dieses Bild, das sich mittlerweile in einer Vorarlberger Privatsammlung befindet? Kunsthistoriker Tobias G. Natter weist die auf Karton aufgezogene, mit 17 mal 22 Zentimetern recht große Fotografie als besonderes Erinnerungsstück aus. Bis auf eine Person handle es sich mit Sicherheit um Städter, also um Touristen dieser Zeit. Die Einheimischen, die ihr Leben mit oder gegen die Berge zu bestreiten hatten, sahen in einer Bergbesteigung zur Freizeitgestaltung keinen Sinn.

Pionierinnen

Der Alpinismus hat sich in den Städten entwickelt, dort wurden Alpenvereine gegründet. Frauen waren damals als Mitglieder in der absoluten Minderzahl. Derlei Betätigungen zählte nicht zu jenen, die man Frauen zuordnete. Doch sie setzten sich durch. Unter dem Titel „Ich, am Gipfel“ erzählte das Frauenmuseum in Hittisau einmal von solchen Pionierinnen. Sich für die Gipfelbesteigung zu rüsten, dürfte vor 1900 für Frauen allerdings nur schwer möglich gewesen sein, eine adäquate Kleidung gab es nicht, so trugen auch die beiden Bergsteigerinnen lange Röcke, eine schützte die Hände mit einem Muff. Der Ausblick war sicher grandios, hinderte einen der Männer aber nicht daran, sich mit ein paar Zügen aus einer dicken Zigarre auf den Abstieg vorzubereiten, während der andere versonnen verweilte.

Apropos Ebene: Nachdem die Erstbesteigung der Schesaplana in den 1730er-Jahren erfolgte (frühere Berichte lassen sich nicht belegen), erfreute sich der höchste Berg im Rätikon ab dem späten 18. Jahrhundert so großer Beliebtheit, dass man den Gipfel mit Hilfe von Sprengstoff so weit abflachte, dass mehrere Personen zugleich darauf Platz fanden. Eine kuriose Begebenheit.

In Zeiten von geschlossenen Staatsgrenzen sei erwähnt, dass sich die Schesaplana quasi zwischen Österreich und der Schweiz erhebt. Den Berg als verbindendes Element zu sehen, ist auch eine schöne Möglichkeit. VN-cd

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