Warum Jodok Fink auf die Reise geht

Kultur / 11.05.2020 • 20:00 Uhr
Warum Jodok Fink auf die Reise geht
Das Jodok-Fink-Denkmal kommt in diesem Sommer vor das Bregenzer Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis. VN/HOFMEISTER

Bregenz plant die Sommerausstellung um und macht die ganze Stadt zum Kunstort.

Bregenz Im Sommer ist es ohnehin meist von Bäumen verdeckt, wer das Jodok-Fink-Denkmal gegenüber vom Bahnhof aber nicht mehr findet, braucht nicht zu befürchten, dass die Stadt Bregenz sich davon verabschiedet hat, an eben diesen Jodok Fink (1853-1929), den Bregenzerwälder Bauern und Politiker, der in den Gründerjahren der Republik einmal Vizekanzler war, zu erinnern. Die Skulptur, geschaffen von Emil Gehrer, die Fink in selbstbewusster, lässiger Haltung zeigt, wird sozusagen auf Sommerfrische geschickt. Vorgesehen ist die Installierung vor dem Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in der Gallusstraße, das heißt dort, wo die Stadt seit einigen Jahren wieder Sommerausstellungen austrägt.

Kauffmann und Wacker

Nach Einzelausstellungen mit Arbeiten von Vorarlberger Künstlerinnen und Künstlern hat man sich dazu entschlossen, einmal bemerkenswerte Bilder und Objekte aus der reichhaltigen Sammlung der Stadt zu zeigen. Abgesehen davon, dass sie bereits im 17. Jahrhundert angelegt wurde, enthält diese einige bedeutende Arbeiten der aus dem Bregenzerwald stammenden Malerin Angelika Kauffmann (1741-1807) und die wichtigsten Werke von Rudolf Wacker (1893-1939). Auch Arbeiten namhafter Vertreter der österreichischen Kunst wurden angekauft. Es ist kaum bekannt, dass die Stadt beispielsweise Werke von Maria Lassnig (1919-2014) oder Max Weiler (1910-2001) besitzt. Wie auch, das meiste schlummert in verschiedenen Depots.

Im öffentlichen Raum

Dass der öffentliche Raum eine Rolle spielt, dass beispielsweise Rundgänge zu einzelnen Skulpturen oder Installationen von Herbert Albrecht, Gerry Ammann, Kurt Matt oder Ruth Schnell geplant sind, hat sich abgezeichnet. Nun konnte Jutta Dieing, Leiterin des Bregenzer Kulturamtes, den VN auch bestätigen, dass eigens Arbeiten in Auftrag gegeben wurden. So soll etwa Maria Anwander ein Werk entwerfen, das im Künstlerhauspark umgesetzt wird. In das Kuratorenteam eingebunden ist auch der bekannte Kunsthistoriker Rudolf Sagmeister. Er hat bereits vor einiger Zeit dafür gesorgt, dass Wacker-Arbeiten in den Außenraum getragen werden. Die wetterfesten Blickfenster stehen an Orten – etwa am Bregenzer Seeufer, bei der Galluskirche oder auch in Lindau -, an denen Wacker in freier Natur gearbeitet hat und zeigen das Bild, das dort jeweils entstanden ist.

Zum Konzept der Ausstellung zählt auch, dass hinterfragt werden kann, unter welchen Bedingungen oder aus welchem Grund das eine oder andere Werk angekauft wurde. Jutta Dieing geht es dabei keineswegs um eine chronologische Aufzählung, sie will den Fokus auf die Themen legen, die die Künstlerinnen und Künstler verschiedener Generationen beschäftigt hatten, und daraus einen interessanten Rundblick ableiten. Dabei steht außer Frage, dass gerade in letzter Zeit auch die Corona-Tauglichkeit eines solchen Projekts ins Blickfeld rückte. Mitte Juli will man die Ausstellung eröffnen, bis Ende August soll sie zugänglich sein. Dazu sind einzelne Aktionen, etwa Lesungen oder kleine performative Projekte geplant, die bevorzugt im weitläufigen Künstlerhauspark bzw. im Außenraum zur Aufführung kommen. Verschiedene Techniken mitgerechnet, umfasst die Kunstsammlung der Stadt Bregenz gut 1500 Werke. Mit einer Auswahl von etwa 160 Arbeiten soll die Geschichte der Erwerbungen in einem eigens erstellten Katalogbuch dokumentiert werden.