Abschied von der Kulturnation
Die öffentlichen Mittel, die für Kunst und Kultur aufgewendet werden, sollten nicht damit gerechtfertigt werden, dass zahlreiche Branchen von den Kulturbetrieben profitieren. Die Summen, die dem Tourismus, Gewerbetreibenden etc. zukommen, sind jedenfalls sehr hoch. Nachdem etwa Theater- und Konzertbetriebe immer noch stillgelegt sind und trotz vieler Lockerungen nicht feststeht, wann und in welchem Ausmaß Aufführungsverbote aufgehoben werden und Tausende Menschen wieder ihren Berufen nachgehen können, muss man zu dieser Argumentation greifen. Es steht nämlich zu befürchten, dass Verweise auf den Wert von Kunst und Kultur für die Menschen von den Mitgliedern der Bundesregierung nicht gehört werden. Nicht einmal die Wichtigkeit des Kunststandortes Österreich scheint ein Begriff zu sein.
Im von Gesundheitsminister Rudolf Anschober unterzeichneten Bundesgesetzblatt zu den Covid19-Verordnungen vom 30. April sind Kunst und Kultur – etwa im Vergleich zum Gastgewerbe – nicht einmal unter einem eigenen Absatz angeführt. Kunst fungiert am Schluss unter “Sonstiges” und Theaterbetriebe sind dem Begriff “Belustigung” zugeordnet, an erster Stelle sind dort Schausteller angeführt; Theater, Konzertsäle oder Kinos werden erst beim achten Punkt genannt. Zuvor, bei Punkt sieben, steht die Prostitution. Waren wir einmal eine Kulturnation?
Christa Dietrich
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