Berühmte Malerin mit aktiven Fans

Die erste Angelika-Kauffmann-Biografie hat eine spannende Vorgeschichte.
Bregenz, Schwarzenberg Kurze Zeit nach der Eröffnung des Vorarlberger Landesmuseums im Jahr 1905 wurde bereits die erste große Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin Angelika Kauffmann (1741-1807) in Bregenz realisiert. Dass sie noch nicht, wie geplant, zum 100. Todestag stattfinden konnte, schmälerte nicht den Erfolg. Im Sommer 1908 war es jedenfalls so weit, eines der seltenen Plakate zur Schau befindet sich in einer Vorarlberger Privatsammlung und wurde im Rahmen dieser Fundstücke-Serie bereits behandelt.
Der Kunsthistoriker Tobias G. Natter kann nun auf ein weiteres, wesentlich älteres Dokument verweisen, das beweist, dass kunstbeflissene Vorarlberger die in Chur geborene, aber aus dem Bregenzerwald stammende Malerin nicht jenen Ländern überlassen wollten, in denen sie ihre Erfolge feierte. Das sind England und Italien. Schon wenige Jahre nach dem Tod der Künstlerin in Rom kündigte der Verlag Brentano in Bregenz eine Angelika-Kauffmann-Biografie an. Vorangetrieben wurde diese Veröffentlichung mit Sicherheit auch von der Schwarzenberger Verwandtschaft der Künstlerin, mit der sie laufend in brieflichem Kontakt gestanden ist. Die Ankündigung des Buches – im November 1813 erschienen – ist auch als frühe Art des Crowdfundings zu interpretieren. Ein Subskriptionspreis wird angeführt. Die einbezahlten Summen trugen zur Finanzierung des Buches bei, das im Jahr 1814 erschienen ist. Das mit knapp 200 Seiten durchaus umfangreiche Werk ist eine Übersetzung vom Italienischen ins Deutsche. Der Autor Giovanni De Rossi dürfte Angelika Kauffmann persönlich gekannt haben, übersetzt wurde das Werk mit Titel „Leben der berühmten Malerin Angelika Kauffmann“ von Alois Weinhart, einem Lehrer aus Lindau. Es gilt nach wie vor als wichtige Datenquelle.
In „vorarlbergischer“ Tracht
Zurück zur Ankündigung: Vom vierseitigen Dokument ist wahrscheinlich nur noch eines erhalten. Im Besonderen wird darauf hingewiesen, dass auch ein Kupferstich von einem ihrer Selbstporträts im Buch enthalten ist. „Ein schönes Titelkupfer, die unsterbliche Künstlerin vorstellend, und nach einem von ihr selbst in ihrer (vorarlbergischen) Landestracht gemalten Portrait gestochen“, heißt es da. Es handelt sich also um das bekannte Selbstporträt in Bregenzerwälder Tracht, das sich im Besitz des Tiroler Landesmuseums in Innsbruck befindet. Angelika Kauffmann hatte es in ihrem Atelier gehabt, wo es ihre Meisterschaft in der Porträtmalerei offenbarte. „Es muss ihr ein besonders Anliegen gewesen sein, sich in der Tracht darzustellen“, meint Natter, für die Globetrotterin mit vielen adeligen Auftraggebern dokumentiere es eine gewisse Form der Heimatverbundenheit bzw. der Verbindung zur Verwandtschaft in Schwarzenberg. Interessant in der Ankündigung ist zudem, dass von „vorarlbergisch“ die Rede ist. Das Gebiet Vorarlbergs gehörte zur Zeit der Buchausgabe gerade zu Bayern, einen eigenen Landtag erhielt Vorarlberg bekanntermaßen erst im Jahr 1861.
Neue Ausstellungen
In Schwarzenberg wurde nicht nur ein Angelika-Kauffmann-Museum errichtet, in dem kleinere, wechselnde Ausstellungen realisiert werden, in der Pfarrkirche befinden sich Apostelbilder als Frühwerke der Malerin und das Hochaltar-Bildnis „Krönung Mariens“, das die Kauffmann in den Jahren 1799-1801 schuf. Während das Museum in Schwarzenberg seine für heuer mit vielen Leihgaben geplante Kauffmann-Ausstellung wegen der Covid19-Pandemie ins nächste Jahr verschieben musste, zeigt die Landeshauptstadt Bregenz in der diesjährigen Sommerausstellung im Palais Thurn und Taxis Arbeiten aus dem eigenen Bestand. Darunter sind schöne Beispiele aus dem Oeuvre der Malerin. VN-cd


