„Wir müssen auch mit weiterem Veranstaltungsverbot rechnen“

Intendantin Elisabeth Sobotka über besondere Proben und die Schwierigkeit, fast ohne Einnahmen das Jahr zu überstehen.
Bregenz Was die Bregenzer Festspiele im Grunde genommen am Leben hält, ist die Oper auf dem See. Und zwar dann, wenn sie künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreich ist. Das heißt, wenn das Interesse an den spektakulären Produktionen so groß ist, dass sie zwei Sommer lang vor der so gut wie voll besetzten, knapp 7000 Personen fassenden Tribüne gespielt werden können. Das wäre sich bei „Rigoletto“ wiederum sehr gut ausgegangen. Heuer fehlen aber nicht nur diese Einnahmen, etwa die Hälfte von 180.000 bereits gebuchten Tickets wird auf den Sommer 2021 umgebucht und zahlreichen Musikfreunden wird der Eintrittspreis refundiert. Gut tausend Besucher sind in der Covid19-Pandemiezeit nach jetzigem Stand bei Veranstaltungen zugelassen. Dafür ein Format auf dem See zu entwickeln, das funktioniert nicht, erklärt Elisabeth Sobotka, die Intendantin der Bregenzer Festspiele im Gespräch mit den VN: „Künstlerisch nicht und wirtschaftlich schon gar nicht.“
„Weil wir so gut gewirtschaftet haben, geht es sich aus.“
Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele
Die Festtage, die nun nach der Absage des Festspielprogramms vom 15. bis 22. August stattfinden, werden etwas weniger als eine Million Euro kosten. „Wir wissen, dass wir diese Summe nicht einspielen können.“ Es sei schwer zu kommunizieren, dass die Festspiele unter ganz anderen Bedingungen arbeiten als beispielsweise die Bundestheater, deren Betrieb so oder so bezahlt werde. So sei sie froh und stolz, dass der Stiftungsvorstand nicht darauf pochte, dass es nun nicht die Zeit ist, um Geld auszugeben, und ihrem Programm für die Festtage zustimmte. „Weil wir so gut gewirtschaftet haben, geht es sich aus.“ Dass der Betrieb überlebt, obwohl ein Jahr ausfällt, sei die eigentliche Aufgabe, die es zu stemmen gelte. Elisabeth Sobotka, die vor ihrer Funktion als Intendantin in Bregenz die Oper in Graz erfolgreich leitete und an der Staatsoper in Wien wie in Berlin tätig war, gibt sich optimistisch: „Natürlich höre ich, dass die Bundestheater zusätzliches Geld bekommen. Wir schaffen es ohne.“
Corona-Test für alle
Und dennoch hat sie Sorgen. Die Probenarbeit für die Uraufführung der Oper „Impresario Dotcom“ könne nur funktionieren, weil sich das gesamte Team auf das Abenteuer einlässt. Auf österreichischen Bühnen sei mittlerweile ein fast normales Arbeiten möglich. Die Eigenverantwortung, die den Kulturunternehmen auferlegt wurde, heiße aber auch, die Gefahr im Auge zu behalten. Derzeit überlegt man, alle Mitwirkenden einem Corona-Test zu unterziehen. „Wir müssen mit vielem rechnen, auch mit einem weiteren Veranstaltungsverbot. Das wäre eine Katastrophe“.
Die Stadt Bregenz, das Land Vorarlberg und der Bund subventionieren die Bregenzer Festspiele im Übrigen mit insgesamt knapp 7 Millionen Euro. Ein beträchtlicher Teil davon wird für die Miete und für die Betriebskosten aufgewendet. Rechnet man die Personalkosten hinzu, bleibt für den Spielbetrieb nicht viel übrig, wie Präsident Hans-Peter Metzler bestätigt. Damit wird noch einmal klar, was die Seebühne zu leisten hat, die heuer nicht bespielt werden darf.