Wie Aale im Container

Kultur / 02.07.2020 • 18:42 Uhr
Künstlerinnen Christine Katscher und Ronja Svaneborg vor dem Kunstcontainer in Altach. R. Adlassnig
Künstlerinnen Christine Katscher und Ronja Svaneborg vor dem Kunstcontainer in Altach. R. Adlassnig

Kollaboration von Christine Katscher und Ronja Svaneborg für die Galerie Vor Ort.

ALTACH Der Container als Ausstellungsraum, nur durch zwei Fenster einsehbar, ist krisensicher, am Container geht die Pandemie außen vorbei. So findet in der Galerie Vor Ort wie geplant nun bereits die dritte Ausstellung in diesem Jahr statt. Mit Christine Katscher und Ronja Svaneborg wird die Stahlbox erstmals von zwei Künstlerinnen bespielt. „Space around us“ thematisiert ausgehend von Erzählungen und fotografischen Momentaufnahmen jene Zwischenräume, die sich mit dem Erinnern auftun, und handelt unter anderem auch von Aalen.

Die in Dornbirn lebende gebürtige Wienerin Christine Katscher (1986) hat das Druckwerk Lustenau aufgebaut und ist vor allem druckgrafisch tätig, während die aus Dänemark stammende, in Sibratsgfäll lebende Ronja Svaneborg (1985) künstlerisch und kuratorisch interdisziplinär arbeitet. Neben ihrem sehr unterschiedlichen Einzelschaffen, das sowohl Katscher als auch Svaneborg konsequent weiterverfolgen, sind beide Künstlerinnen in diversen Konstellationen als Kollaborateurinnen aus Leidenschaft und Überzeugung so etwas wie Serientäterinnen in Sachen Zusammenarbeit.

Mein Bild, dein Bild

Fragen der Kommunikation, der Übersetzung und der Interpretation, die sich allein schon aus den zumeist auf Englisch geführten Gesprächen zwischen den Künstlerinnen ergeben, bilden die Basis für eine intensive, längerfristig angelegte Zusammenarbeit: Was geht auf sprachlicher Ebene verloren und wie liest jemand anderer mein Bild? Oder, wie in diesem Fall: Was macht jemand anderer aus meinen Bildern, wenn ich sie in einem gemeinsam verfügbaren Pool zur Verfügung stelle? Für Christine Katscher, die als Grafikerin gewohnt ist, den Bildaufbau bei Null und in Schichten zu beginnen, bedeutet der Rückgriff auf bereits bestehendes Fotomaterial ein komplettes Umdenken ihrer Arbeitsweise. Fotografien von Ronja Svaneborg, die im Zug der Recherche zum New Yorker Octopus-Projekt der Künstlerin entstanden sind, bildeten das Ausgangsmaterial, aus dem in einem Prozess der Abstraktion und Reduktion zarte, nah an der Auflösung angesiedelte Blätter entstanden sind. Verdichtet und überlappend gehängt, inszenieren sie die Innenwand des Containers, den die beiden Künstlerinnen als Display begriffen haben.

Gefangen in Sprache

Das spezielle, atmosphärische Setting der streng geometrischen Box, die sich inmitten eines Wohnquartiers wie ein Fremdkörper ausnimmt, der noch dazu „ausspioniert“ wird, weil man ganz nah an die Fenster treten muss, um hineinzuschauen, hat Christine Katscher und Ronja Svaneborg dazu inspiriert, auch den Raum um den Container zu bespielen. Dafür hat Svaneborg das Tondokument „Aletanken“ geschaffen. Basierend auf ihren Kindheitserinnerungen an den Aal-Tank in der Scheune des Großvaters in Dänemark, in dem die unheimlichen, glatten, geschmeidigen Körper gefangen, voller Unruhe ineinander schwimmen, thematisiert die Künstlerin die Einsamkeit, mit der Muttersprache in einem anderen Land allein zu sein, ebenso wie Kommunikation als Übersetzungsakt. In einem „text to speech reader-Programm“ vom Dänischen ins Deutsche und Französische übertragen, als Klang imitiert und aufgenommen, ist das Audiostück in drei Spuren/Sprachen außerhalb des Containers zu hören.

Die Ausstellung ist in der Galerie Vor Ort, Mühlebachstraße 5, Altach, bis 1. Oktober rund um die Uhr zu sehen.