Von der Kunst, ein Hornochse zu sein

Wider den tierischen Ernst erfindet der Künstler Tone Fink in einem Gasthof die Erlebnisgastronomie neu.
Schwarzenberg Er hat das Potenzial als Künstler und er kann überzeugen, das wusste die Kuratorin Judith Reichart, und das haben auch die Wirtsleute Rosmarie Zündel und Alexander Zimmermann gespürt, die Tone Fink den Gasthof Ochsen zur Verfügung stellten, und zwar vom Eingang über mehrere Räumlichkeiten bis hin zum Stall und zum Hof. Eine Win-win-Situation, würden jene sagen, deren Handeln sich am Effekt orientiert, eine “Sauarbeit” sagt Tone Fink, der in gewisser Weise Perfektionist ist, aber genau weiß, dass Intuition die Quelle ist und Perfektion “nur die Zuflucht der Verunsicherten”. Er kann ihr längst vertrauen.

Bester Beweis ist die Ausstellung “Gefinkelter Oxo”, die zum 750-Jahr-Jubiläum der Gemeinde Schwarzenberg geplant war, dann Covid19-bedingt wie viele weitere Projekte ins nächste Jahr verlegt werden sollte, nun aber doch eröffnet wird. Man muss eben aufpassen. Achtsamkeit war, ganz ohne esoterischen Beigeschmack, immer schon Thema des Künstlers. Er berücksichtigt sie bei der Begegnung mit Menschen und Tieren. Wo er direkt wird, wo er angreift, ist immer auch Selbstironie dabei. “Hornochse” war noch das mildeste der Schimpfwörter, die die Schwarzenberger einst für ein unangepasstes Kind des Dorfes parat hatten, das am 1. Jänner 1944 hier das Licht der Welt erblickte, “Elternmoral und gottverdammtes Schuldgefühl” erlebte, wie er in einem seiner Texte schreibt, “scheinheilig gefinkelt” hat und schließlich von “Kirche und Feld” geflüchtet ist. Zum Studium nach Feldkirch und dann nach Wien. “Knobeln an meinen Kunstkniffeleien”, heißt es im weiteren Lebenslauf, der hinlänglich geläufig ist. Mit einem umfangreichen zeichnerischen, bildhauerischen und filmischen OEuvre zählt Fink seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Künstlern Österreichs.

Treffsicher
Da mögen gerade die Tiernaturzeichnungen erstaunen, die er als Kunsthandwerk verstehen will, die entzücken wie berühren und – versehen mit starken Sprüchen zur Borniertheit oder Endlichkeit des Lebens sowie gerahmt in Gold und gehängt auf Sitzhöhe – einem Konzept entsprechen, das sich treffsicher ergeben hat. Geiß, Kuh, Eber, Robbe, Katze oder ein Hamster unter dem Rehgeweih – da hat nicht der Zufall Regie geführt, sondern ein gutes Gespür dafür, wie Menchen zum Erleben von Kunst hingeführt werden können. Im großen Panoramabild im oberen Stockwerk ist es erneut da, hier zeigt sich der Zeichner Fink, der mit raschem Strich den Menschen in allen Lebenslagen sowie in seiner Verletzlichkeit festhält, der wild abstrahiert und zwischendrin kleinen Gewächsen große Aufmerksamkeit schenkt. Dass seine Sitzskulpturen bei aller Vielschichtigkeit exakt solche sind, ist nachvollziehbar. An den großen Bildern an der Außenfassade sind Bezüge zum Ort herauszulesen. Dass der Ochs ein Schutzsymbol war, sei besonders erwähnt, wenn 60 Tiermasken zum Hauptthema des Künstlers führen. Papier wird zu Haut, die Schutz bietet und Verwandlung ermöglicht, die uns für das Leben stärkt.
Prozession am 3. Juli, ab 20 Uhr, im Zentrum von Schwarzenberg. Interessenten können noch mitmachen (ab 19 Uhr). Eröffnung ab 15 Uhr. Ausstellung bis 30. August, Samstag und Sonntag, im Gasthof Ochsen.
