Der Leerstand hat ein Ende

KunstVorarlberg-Mitglieder waren während des Shutdowns nicht untätig.
FELDKIRCH Lange waren die Räume in der Villa Claudia leer und ungenutzt. Ausstellungen wurden verschoben und abgesagt. Mit dem spontan anberaumten Sonderprojekt „Kunstlager“ hat der Leerstand nun ein Ende. 19 KunstVorarlberg-Mitglieder laden zur Lagerbesichtigung ein und präsentieren, was während der Zwangspause in ihren Ateliers und Archiven passiert ist.
Lageratmosphäre kommt mit dem „Annablock“ von Alois Galehr schon zu Beginn der nicht-kuratierten Ausstellung auf, wo die sorgfältig mit zusammengefalteten Kartons gefüllte Küche der Mutter des Künstlers aufwartet. Wie alle Dinge, hat auch der Küchenblock zwei Seiten oder Lesbarkeiten – die bunte Ansicht der Kartons verweist auf die Vielfalt der darin transportierten Südfrüchte und Gemüse, die monochrome Seite auf die Monokulturen und ihre Folgeerscheinungen. Unprätentiös am Boden, an die Wand gelehnt, zeigt auch Bettina Bohne ihre Acrylmalereien aus der Serie „Aura“, die von Ruhe und Bewegung, Kontemplation und Energie während der Isolation erzählen.
Albtraum
Die Idee zu ihrem politisch-privaten Monatstagebuch und der Rückkehr zu ihren malerischen Wurzeln hatte May-Britt Nyberg Chromy bereits im vergangenen Dezember, als noch niemand ahnen konnte, was für besondere Zeiten auf uns zukommen. Entsprechend tauchen nun situationsspezifische Symbole wie Schutzmasken oder Worte wie „Albtraum“ in den Werken auf.
Skulpturales, diesmal in Form von Keramik, die Oberflächenstrukturen von Wand- und Bodenbelägen aufnimmt, zeigt Franziska Stiegholzer, während Daniela Fetz in der Serie „Textile Translations“ stoffliche Strukturen und Charakteristika auf analoge oder digitale Medien überträgt.
Auch die Natur war/ist Thema: Melanie Berlinger präsentiert Feingestricheltes in Form einer Wilden Möhre („Daucus Carota“), in den Blumenstillleben von Johan Jansen explodiert Farbe, Martina Feichtinger lässt die Vegetation hinter Glas wuchern und Dorothea Rosenstock webt und knüpft „Papiergewächse“, die bezeichnende Titel wie „Geduldsprobe“ oder „…aber der Frühling wurde nicht abgesagt“ tragen. Gewohnt pointiert, scharfzüngig und in selbstredenden Bildern umgesetzt , kommen Arbeiten wie „Dompteur“ oder der „Coronahund“ von Lisa Althaus daher.
Sehnsuchtsorte
Während die Stille um ihn herum Harald Gmeiner zum intensiven, klausurartigen Arbeiten und Befragen der Parameter seiner Malerei anregte, haben andere Kunstschaffende in ihren Lagerbeständen gestöbert, Ateliers aufgeräumt und dabei manch überraschende, immer noch gültige Arbeit entdeckt: So zeigt die Künstlerin Renate Ludescher drei textile Objekte, die im Jahr 1996 auf Chios entstanden sind und eine bedrückende, korsett-artige Situation reflektieren, während Ursula Dorigo ihr Fernweh mit Reiseskizzen von Sehnsuchtsorten aus den vergangenen Jahren stillt, die als Momentaufnahmen in einem Café in Portugal sitzend, am Strand auf den Seychellen oder inmitten der Hügellandschaft Oberösterreichs entstanden sind.
Weitere Arbeiten stammen von Judith Batlogg, Hilda Keemink, Hanno Metzler, Markus Grabher, Egmont Hartwig sowie Wolfgang Schwarzmann.



Die Ausstellung ist bis 28. August geöffnet, Fr von 16 bis 18 Uhr sowie nach tel. Vereinbarung unter 0680/2467705. Am 5. Juli, 17 Uhr, findet ein Balkonkonzert statt