Auch für Nichtschwimmer

Kultur / 10.07.2020 • 21:08 Uhr
Postkarte mit dem Salondampfer
Postkarte mit dem Salondampfer “Stadt Bregenz” aus dem Jahr 1910. Vorarlberger privatsammlung

Österreich beteiligte sich erst spät an der Bodenseeschifffahrt, dafür aber prachtvoll.

Bregenz In den 1960er-Jahren war es aus mit der „Stadt Bregenz“. Dass die Verschrottung später als falsche oder kurzsichtige Entscheidung beurteilt wurde, ist im Zuge der Aufarbeitung der Tourismus- und Freizeitgeschichte am österreichischen Bodenseeufer interessant. Eine Aufnahme vom prächtigen Salondampfer aus dem Jahr 1910, auf die der Kunsthistoriker Tobias G. Natter bei der Durchsicht einer privaten Sammlung in Vorarlberg verweist, ergänzt sozusagen eine Sonderausstellung, die an diesem Wochenende im Martinsturm eröffnet wird. Dort widmet man sich der Badekultur und richtet den Fokus dabei vor allem auf die Tatsache, dass die Ordnungshüter einst sehr bemüht waren, auf die strikte Trennung von Männern und Frauen beim Plantschen zu achten. Dass es manche Schwimmbegeisterte mit der Kleiderordnung nicht so genau nahmen und der Meinung waren, dass die Haut alleine schließlich Schutz genug bietet, erhitzte die Gemüter, dass sich die Nichtschwimmer mitunter in Gefahr begaben, hat dabei weit weniger besorgt.

Salondampfer aus Linz

Für einen Ausflug per Schiff brauchte es keine Kenntnisse, allerdings war er auch etwas kostspieliger. Während bis zum 19. Jahrhundert die meisten Schiffe Frachtzwecken dienten, führte vor allem auch der Ausbau der Arlbergbahn in den 1880er-Jahren dazu, dass sich auch Österreich der Personenbeförderung auf dem See annahm. Der in Linz gebaute und in Bregenz fertiggestellte Salondampfer „Stadt Bregenz“ befuhr jedenfalls die Strecke nach Konstanz. Nicht ganz so groß wie ursprünglich geplant, aber immer noch mit einer Länge von 60 Metern und viel Platz an Deck war es ein stattliches Schiff.

Auf dem Bild passiert es die damalige Kulisse von Bregenz mit der gerade fertiggebauten Herz-Jesu-Kirche, dem Martinsturm ganz im Hintergrund, dem riesigen Postgebäude am Ufer und den weitläufigen Hafenanlagen. Damals war auch noch der Trajektverkehr in Betrieb, was diesen Uferteil wenig einladend machte. Recht beschaulich wirkt hingegen die Landschaft oberhalb der damals noch spärlich bebauten Fläche.

Nicht zu verwechseln ist die „Stadt Bregenz“ mit dem Propellerboot „Bregenz“, das als Transport- oder Schleppschiff im Einsatz war. Die Taufe eines solchen Bootes war dennoch ein Ereignis. Eine Einladungskarte, deren Datum handschriftlich korrigiert wurde, weil die Fertigstellung offenbar nicht reibungslos klappte, zeugt davon, dass eine solche Inbetriebnahme ausgiebig gefeiert wurde. Am 3. Juni 1885 war es wieder einmal so weit. Geladen wurden allerdings nur Herren. Dass die Frauen keinesfalls wasserscheu waren, steht außer Frage. VN-cd

Einladung zur Taufe der „Bregenz“.
Einladung zur Taufe der
„Bregenz“.